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Nachlese CAREseiten zeigen - Kinder Jugendliche  und psychische Erkrankungen

Am 15. Oktober setzte sich Prof. Dr. Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien mit den Hintergründen von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen auseinander. Mit diesem Thema lockte er im Rahmen der 10. Veranstaltung der Reihe „CAREseiten zeigen“ des Netzwerks UniKid-UniCare Austria knapp 140 Interessierte, überwiegend Universitätsmitarbeitende, aus allen Bundesländern vor den Bildschirm. Wie jedes Mal wurde die Veranstaltung in Österreichische Gebärdensprache gedolmetscht.

Cover Foto der Veranstaltung - Links sitz ein Kind mit gestreiftem T-Shirt und traurigem Blick auf einer Parkbank, in der Mitte findet sich das Careseiten zeigen Log über zwei Screenshots aus dem zoom Vortrag auf denen eine Gebärdendolmetscherin sowie Paul Plener zu sehen sind, rechts findet sich er Titel der Veranstaltung auf einem hellgrünen Hintergrund

Am 15. Oktober setzte sich Prof. Dr. Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien mit den Hintergründen von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen auseinander. Mit diesem Thema lockte er im Rahmen der 10. Veranstaltung der Reihe „CAREseiten zeigen“ des Netzwerks UniKid-UniCare Austria knapp 140 Interessierte, überwiegend Universitätsmitarbeitende, aus allen Bundesländern vor den Bildschirm. Wie jedes Mal wurde die Veranstaltung in Österreichische Gebärdensprache gedolmetscht.

Während der Adoleszenz gleicht das Hirn einer Baustelle. Und die Gehirnreifung ist keineswegs, wie häufig irrtümlich angenommen, mit 18 Jahren abgeschlossen. Wie Paul Plener ausführt, läuft der Hirnreifungsprozess bis ca. Mitte 20. Etwa ein Drittel aller psychischen Erkrankungen (wie ADHS, Angst-, Ess-, Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen) entstehen während dieser Zeit, oft würden Signale nicht erkannt. Wie der Experte zu Bedenken gibt, ist die Diagnosestellung eine Herausforderung, da „Auffälligkeits-Grenzwerte“ festgelegt werden müssen, die davon mitgeprägt sind, was in einer Gesellschaft als „normal“ gilt. Auch gibt es bestimmte Auffälligkeiten, die in bestimmten Entwicklungsphasen typisch und nicht pathologisch sind, wie Dunkelängste im Kindesalter. Der Referent rät deshalb davon ab, Diagnosen vor dem 6. Lebensjahr zu stellen. Er erklärt, dass eine psychische Erkrankung mit typischen Merkmalen einhergeht, wie das Anhalten über eine längere Dauer oder ein deutlicher Leidensdruck. Außerdem sei sie nur eingeschränkt willentlich zu steuern. Psychische Erkrankungen sind, wie der Experte angibt, nach Unfällen die häufigste Todesursache bei Jugendlichen. Leider lässt die Versorgungslage hinsichtlich Plätzen in Kinder- und Jugendpsychiatrien in Österreich zu wünschen übrig. Bereits vor der Corona-Pandemie litt ein beachtlicher Anteil von knapp 12% der Bevölkerung an einer mentalen Beeinträchtigung; Nach der Pandemie haben Studien zufolge Symptome depressiver Erkrankungen und Angststörungen sowie Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen stark zugenommen. Laut einer Befragung denken allein in Österreich 9% der Jugendlichen täglich an Suizid. Der Experte mahnt dingend dazu, derartige Gedanken immer ernst zu nehmen, auch wenn sie scheinbar „spaßeshalber“ erwähnt werden, und mit  Betroffenen zu sprechen. Die größte Sorge sei inzwischen weniger die Pandemie, als die Angst vor dem Klimawandel, und dies, obwohl Österreich im weltweiten Vergleich als „Insel der Seligen“ angesehen werden kann.

Paul Plener nimmt speziell ADHS und Angststörungen unter die Lupe und erläutert Symptome und Behandlungen. ADHS sei zwar vorrangig genetisch bedingt, der Experte mahnt aber: „Kein Bildschirm vor dem 3. Lebensjahr!“ Seit Corona hat die Mediennutzung zugenommen, in Österreich schauen Jugendliche im Schnitt täglich 213 min auf ihr Handy. Wie der Experte angibt, besteht zwar ein Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen, dieser solle aber nicht überbewertet werden; Das Smartphone dürfe nicht als „Sündenbock“ herhalten, um sich ebenso wichtigen Gründen, wie dem Klimawandel, nicht anzunehmen. Aber natürlich sei die Kontrolle der Smartphonezeit durch Eltern wichtig. Neben der Konzentration habe die Nutzung (v.a. bei weiblichen Jugendlichen) einen klaren Effekt auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und somit auf die Entstehung von Essstörungen.


Am Ende der Veranstaltung beantwortete Paul Plener viele Fragen aus dem Publikum und ging noch einmal auf die Prävention psychischer Erkrankungen ein, wobei er betonte, dass auf mehreren Ebenen angesetzt werden müsse. Bewährt haben sich Angebote wie „Gesund aus der Krise“, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster sowie Resilienzprogramme, Mobbing- und Suizidprävention an Schulen. Außerdem trage ein autoritativer Erziehungsstil dazu bei, psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken.

Im Rahmen der abschließenden Umfrage gab es zahlreiche positive Rückmeldungen zum Vortrag.

Präsentation von Prof. Dr. Paul Plener, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster