Blumenwiesen & Artenvielfalt an der JKU.

Mit einem Bekenntnis zu Biodiversität schafft die JKU mit Trockenwiesen und einem Feuchtbiotop hochwertigen Lebensraum am Campus.

Nach Fertigstellung des JKU Science Parks 2021 wurde auch der Lebensraum rund um die Gebäude durch Neuanlagen von Wiesen und einem Feuchtbiotop neu gestaltet, um so den Flächenverbrauch teilweise auszugleichen und den Artenreichtum zu fördern. Trocken- und Feuchthabitate bilden ein Mosaik aus Pflanzen und somit attraktive Lebensräume für Tiere.

Durch die Lage der JKU am Stadtrand von Linz ist der Campus mit dem umliegenden landwirtschaftlich geprägten Gebiet verzahnt. Eine gute Vernetzung zwischen außer- und innerstädtischen Lebensräumen ist eine Voraussetzung für Tierwanderungen und den Erhalt der genetischen Vielfalt. Dem Campus der JKU fällt insofern auch eine wichtige Rolle als „Stepping Stone“ zwischen offener Kulturlandschaft und dicht verbauter Stadt zu.

Nachhaltigkeit, wie diese biodiversitätsfördernde Maßnahme, wird von den JKU Mitarbeiter*innen getragen und ist für alle Studiernden und Campus-Besucher*innen direkt erlebbar.

Stabstelle für Nachhaltigkeit

Kontakt

Mag.Maria Buchmayr

Telefon

0732 2468 3328

Standort Trockenwiesen

bei Sciencepark 2 und 3

Standort Feuchtbiotop

bei Science Park 4

Leben aus totem Holz

Platz für Natur ist der JKU natürlich sehr wichtig. Und für die ist auch Totholz lediglich ein Weg zu neuem Leben. So ist im Park beim Schloss Auhof ein großer Baum beim Absterben. Das dauert - und bietet in dieser Zeit Tieren eine Wohnung und Nahrung für Insekten und andere Kleinstlebewesen.

Der Baum wurde daher nicht gefällt, sondern eingezäunt und so zu einem kleinen Raum ungestörter Natur. Natürlich wird der Baum aber streng kontrolliert, um Gefahr für Menschen auszuschließen.

Totholz als Lebensraum - JKU Campus

Blumen für die Schotterwiesen 

Im Herbst 2024 wurden die Schotterrasen rund um den Teich neu gestaltet. Bald können dort auch verschiedene Blumen, Gräser und Kräuter Grünraum für Mensch und Tier schaffen. Gesät wurden zum Beispiel Kornblumgen und Klatschmohn, Labkraut und Ruchgras. Insgesamt wurden auf 1.300 m² Schotterfläche 25 verschiedene Blumen und Gräser ausgestreut. Stolze 26,5 Tonnen Rasenerde wurden ausgebracht, um den Pflanzen einen guten Start zu ermöglichen. 

Schotterwiesen am JKU Campus

Die Trockenwiesen bei Science Park 2 und 3

Mager und trocken? Paradiesisch für Bienen, Schmetterlinge und Heuschrecken

Magerwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen und sind bereits sehr selten. Zahlreiche blühende Wildblumen dienen Insekten als Weide und ein lockerer Bewuchs eröffnet auch Wildbienen Bruträume im Boden.

Nach Fertigstellung der Gebäude SP 2 und SP 3 wurde durch Auftragen einer speziellen Substratmischung ein neuer Lebensraum mit Hügeln und unversiegelten Wegen modelliert. Mehr oder weniger sonnenexponierte Böschungen, die Einsaat einer artenreichen Mischung mit heimischen Gräsern und Kräutern und das besondere Pflegekonzept machen diese Stelle zu einem Hotspot der Biodiversität.

Wenige und teilweise in Handarbeit durchgeführte Pflegeeingriffe zum richtigen Zeitpunkt sorgen für eine dauerhaftes Blühangebot und eine Vielzahl an Strukturen: als wichtige Nahrungsquelle für Blütenbesucher, Wohnung für Spinnen und Puppenstube für Schmetterlinge.  Durch die Pflanzung vogelfreundlicher Sträucher und den Reichtum an Kleintieren finden auch verschiedene Vogelarten Nahrung.

Eine große Anzahl an Pflanzenarten mit unterschiedlichen Wuchsformen, Blühzeiten und Farben kann sich hier etablieren.

Blumenwiese JKU Linz

Pflanzenliste 

  • Große Ehrenpreis (Veronica teucrium)
  • Kleiner Storchschnabel (Geranium pusillum)
  • Gewöhnliches Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)
  • Klatschmohn (Papaver rhoeas)
  • Geruchlose Strandkamille (Tripleurospermum inodorum)
  • Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum subsp.)
  • Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
  • Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Magerwiesen-Magerite (Leucanthemum vulgare subsp.)
  • Gelber Wau (Reseda lutea)
  • Österreichische Rauke (Sisymbrium austriacum)
  • Wolliger Ziest (Stachys byzantina)
  • Rote Lichtnelke (Silene dioica)
  • Hopfen-Klee (Medicago lupulina)
  • Esparsetten-Wicke (Vicia onobrychioides)

Stand 2022

Feuchtbiotop bei Science Park 4

Naturbasierte Lösung als Reaktion auf den Klimawandel

Dürreperioden und Starkregenereignisse sind als Folgen des Klimawandels deutlich spürbar und verlangen auch am Campus Lösungen, Wasser zurückzuhalten und zu speichern. Natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen bieten dabei eine Reihe von Vorteilen: Regenwasser wird langsam in das Grundwasser eingeleitet, und es können, bei naturnaher Bepflanzung, ökologisch spannende Lebensräume entstehen.

In der Sickermulde vor dem SP 4 ist ein solcher Lebensraum entstanden. Je nach Regenereignissen schwankt der Wasserstand, und über das Jahr verteilt gibt es trockene und sehr feuchte Phasen.  An solchen wechselfeuchten Standorten gedeihen besondere Pflanzengesellschaften. Zusätzlich können Kühlungseffekte der Entstehung von Hitzeinseln entgegenwirken.

Die Sickermulde, die zunächst als Rasen ausgeführt war, wurde durch Pflanzung von geeigneten heimischen Hochstauden und Gräsern aufgewertet und bietet jetzt nicht nur einen ansprechenden Anblick, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer und Spinnen nutzen Struktur-, Blüten- und Samenreichtum. Von den Kleintieren profitieren auch insektenfressende Wirbeltiere wie Fledermäuse und Vögel.

Feuchtwiese JKU Linz

Pflanzenliste

  • Hänge-Segge (Carex pendula),
  • Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
  • Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum)
  • Flatter-Binse oder Flatter-Simse (Juncus effusus)
  • Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
  • Echter Beinwell (Symphytum officinale)
  • Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia)
  • Blutweiderich (Lythrum salicaria)
  • Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
  • Echte Betonie (Betonica officinalis)
  • Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium)
  • Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
  • Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
  • Wohlriechendes Labkraut (Galium odoratum)
  • Bach-Nelkenwurz (Geum rivale)
  • Echter Baldrian (Valeriana officinalis)

Stand 2022

Das Feuchtbiotop ist umrahmt von verschiedenen Baumarten, die sowohl optisch als auch als Sitzwarten und Nahrungsraum für Vögel eine zusätzliche Bereicherung darstellen. Auch zwei Sumpfzypressen, die in einer Baumrettungsaktion 2022 von Pichling im Linzer Süden an den Campus der JKU übersiedelt worden waren, fanden hier eine neue Heimat und konnten so vor der Fällung gerettet werden (siehe Presseaussendung der Stadt Linz).

Eine Reihe verschiedener Baum- und Straucharten wie Felsenbirnen und Kornellkirschen sorgen für weitere Aufwertung und sind etwa als Nahrungsquelle für Insekten im Frühling besonders wichtig.

Magerwiesen an den Feuerwehraufstellflächen 

Zwei Feuerwehraufstellflächen auf der Südseite von Science Park 2 und 3 wurden 2023 aus der allgemeinen Pflege herausgenommen und auf biodiversitätsfördernde Sensenmahd umgestellt. Die Flächen verbinden als zusätzliche Stepping Stones die bereits bestehenden biodiversen Areale (Feuchtbiotop und Trockenwiese) in unmittelbarer Nähe und erhalten, neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Stellplätze bei Feuerwehreinsätzen, weitere Funktion als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, aber auch Diskussions- und Erfahrungsraum für Beschäftigte, Student:innen und Nachbar:innen der JKU im Kontext von Flächennutzung, Naturumgang und Restoration. 

Sensenmähen an der Uni - jetzt selber ausprobieren!

Freiwillige sind eingeladen, sich beim Sensenmähen zu beteiligen. Es bietet sich die Möglichkeit zur Lebensraumverbesserung direkt am Arbeitsort, eine Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge und zum Erwerb von Kompetenzen in der Landschafts- und Vielfaltspflege.

Die Treffen zur Sensenmahd werden von der Initiative Wiesennetz Univiertel, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster organisiert, Arbeitsgeräte und Anleitung zum Umgang mit der Sense werden kostenlos bereitgestellt.

Häufig gestellte Fragen

Biodiversität bedeutet Vielfalt des Lebens. Sie umfasst die Vielfalt der Arten, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die Vielfalt der Ökosysteme. Sie hat sich im Laufe der Erdgeschichte entwickelt und hochkomplexe Systeme hervorgebracht.

Biodiversität bietet unverzichtbare Ökosystemleistungen. Sie ist die Basis unserer Ernährung, liefert Rohstoffe, ist für globale wirtschaftliche Entwicklungen und nicht zuletzt als Vorbild für technische Innovationen essenziell.

In der Natur ermöglicht Biodiversität Resilienz und Anpassungsfähigkeit. Vor allem im Zusammenhang mit der Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen an geänderte Rahmenbedingungen (z.B. Klimawandel) hat die biologische Vielfalt eine zentrale Rolle. Je mehr genetische Vielfalt es in einem Lebensraum gibt, desto eher können sich Lebewesen an Veränderungen anpassen. Fallen Arten in einem Ökosystem weg, fehlen wichtige Bausteine und ein  feines Zusammenspiel droht zusammenbrechen.

Die Vielfalt der Natur als Grundlage für alles Leben zu schützen ist eine Überlebensfrage. Insofern kann dem Fördern des Bewusstseins für die Bedeutung der Biodiversität auch im Bildungswesen nicht genug Bedeutung beigemessen werden. Der Schutz der Biodiversität ist als Zukunftsvorsorge zu sehen und ist eine Säule im nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen.

Mehr als die Hälfte der Artenvielfalt in Österreich machen Insekten aus. Oft abseits der breiten Wahrnehmung erfüllen Insekten fundamentale Aufgaben in Ökosystemen. Sie sind Nahrung für Spinnen und Wirbeltiere, und sie sind als Bestäuber auch für den Menschen von zentraler Bedeutung.

Insekten und viele weitere Tiergruppen und Pflanzen sind weltweit und auch in Österreich unter Druck. Treiber für den Biodiversitätsverlust sind neben Ausbeutung von tierischen und pflanzlichen Ressourcen, Einführung von gebietsfremden Arten, Umweltverschmutzung und Klimawandel vor allem die Flächennutzung und die Fragmentierung von Lebensräumen.

Die Eindämmung des Biodiversitätsverlustes ist, neben den notwendigen Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimawandelanpassungen, eine der Herausforderungen dieser Zeit.

Für den Erhalt der Biodiversität ist es zentral bedeutsam, Wiesen langfristig und verlässlich durch regelmäßige und tierschonende Mahd zu erhalten. Die im urbanen Grün noch vorwiegend praktizierte konventionelle Mähtechnik durch Rasentraktoren lässt sich mit den Entwicklungszyklen vieler Tier- und Pflanzenarten kaum vereinbaren, da zu hohe Mähfrequenz, der Mähvorgang selbst und vor allem die Aufbereitung und Verladung des Grünschnittes zu einer ständigen Ausdünnung der Artenausstattung führt.

Alternativ bietet sich die Mahd mit der Hand-Sense an. Die Sense ist ein Werkzeug, das bereits seit der Eisenzeit im Einsatz ist, das Wissen um das Handwerk des Sensenmähens geht mit fortschreitender Technisierung in der breiten Bevölkerung allerdings verloren. Im Lichte der Klima- und Biodiversitätskrise zeigt sich, dass ein gewisser Bedarf am Know-How im Umgang mit der Sense besteht und dass immer mehr Menschen die klaren Vorteile der Sense wiederentdecken. Es handelt sich um eine emissions- und lärmfreie Technik, die einfach bereitzustellen ist, und tierschonend betrieben werden kann.

Sensenmahd auf Wiesen am Campus der JKU ist eine stadtbild-, artenschutz- und klimawirksame Lösung und ist eine sinnvolle Alternative zur konventionellen Mahd.

Freiwillige sind eingeladen, sich beim Sensenmähen zu beteiligen. Es bietet sich die Möglichkeit zur Lebensraumverbesserung direkt am Arbeitsort, eine Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge und zum Erwerb von Kompetenzen in der Landschafts- und Vielfaltspflege.

Die Treffen zur Sensenmahd werden von der Initiative Wiesennetz Univiertel, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster organisiert, Arbeitsgeräte und Anleitung zum Umgang mit der Sense werden kostenlos bereitgestellt.