Aufarbeitung der Geschichte der Nibelungenbrücke

Auf dem Weg zum Hofe König Etzels sollen die Nibelungen durch Linz gezogen sein - was vom Dritten Reich instrumentalisiert wurde.

Nibelungenbrücke; Credit: Archiv der Stadt Linz
Nibelungenbrücke; Credit: Archiv der Stadt Linz

Die Nibelungenbrücke wurde nach der als „deutsch“ stilisierten Heldensage der Nibelungen benannt, vier monumentale Skulpturen aus der Nibelungensage sollten an den Brückenköpfen aufgestellt werden. Beim Bau der Brücke wurde auch Granit aus den Steinbrüchen der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen verwendet, und sie wurde auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeit errichtet. Bis heute verweist keine Tafel, kein Denkmal, kein Schild auf die Geschichte der Brücke.

JKU Historikerin Birgit Kirchmayr hat mit ihren Studierenden die Geschichte aufgearbeitet - Details dazu finden Sie hier. Auch eine Ausstellung, öffnet eine Datei wurde organisiert, die noch bis 18. Dezember bei freiem Eintritt besucht werden kann. Im Interview erklärt Kirchmayr, warum die Aufarbeitung so wichtig ist.

Im Nibelungenlied kommen viele Figuren vor - welche waren für die vier Statuen vorgesehen?
Assoz. Univ.-Prof. Birgit Kirchmayr: Es hätten aufgestellt werden sollen: Siegfried und Kriemhild (auf der Linzer Seite) und Brunhild und Gunter (auf der Urfahrer Seite) - von Siegfried und Kriemhild wurden auch tatsächlich 1941 Gipsmodelle aufgestellt - davon gibt es auch Fotos.

Was ist mit den Figuren passiert?
Assoz. Univ.-Prof. Birgit Kirchmayr: Aus Granit wurden die Figuren nie fertiggestellt, die großen aufgestellten Gipsmodelle von Siegfried und Kriemhild wurden am 30. Juni 1945 von der Brücke entfernt. Das war ein Rechercheergebnis unserer Arbeit, wir konnten ein entsprechendes Dokument des Brückenamts finden. Bisher hatte immer der Mythos gegolten, die Amerikaner hätten die Figuren zerstört.

Warum ist das wichtig? Das Nibelungenlied ist ziemlich alt - inwiefern können diese alten Sagenfiguren im damaligen Kontext für heute bedeutsam sein?
Assoz. Univ.-Prof. Birgit Kirchmayr: Warum ist das wichtig? Die Brücke heißt immer noch so, es wird aber dabei nicht bedacht bzw. ist es nicht im öffentlichen Wissen, dass die Nationalsozialisten den mittelalterlichen Nibelungenmythos national umgedeutet und bewusst eingesetzt haben für angeblich "deutsche Tugenden" wie Treue oder Ehre. In Linz sollte die Brücke - so in Zeitungsberichten und in der Aussage des Bildhauers - die "Wiedervereinigung" des Deutschen Reichs mit Österreich symbolisieren - im Sinne des  Nibelungenzugs, der von Worms dann entlang der Donau ins ungarische Hunnenland führte.