Historische Hintergründe zur Entstehung des Internationalen Frauentages
Der Internationale Frauentag hat seine Wurzeln in den Kämpfen der Arbeitnehmerinnenbewegung für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nordamerikanische Sozialistinnen organisierten im Jahr 1909 erstmals einen nationalen Frauenkampftag.
Ein Jahr später brachten Clara Zetkin und Käte Duncker, beide Sozialdemokratinnen aus Deutschland, auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen Antrag zur Einführung eines Frauentages ein.
Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in den USA, in Österreich, Deutschland, der Schweiz und in Dänemark statt.
Ein zentrales Anliegen des damaligen Frauentages war die Einführung des Wahlrechts für Frauen. Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde aus dem Internationalen Frauentag zudem ein Protesttag gegen den Krieg.
Nach Einführung des Frauenwahlrechts 1918 in Österreich und anderen Ländern Europas sowie nach Ende des Ersten Weltkriegs, rückten am Internationalen Frauentag andere Themen in den Fokus. Zentrale Forderungen waren Arbeitsschutzgesetze, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Festsetzung von Mindestlöhnen, gleicher Anspruch auf Bildung, ausreichender Schutz für Mütter und Kinder sowie legaler Schwangerschaftsabbruch.
Im Jahr 1921 wurde der Internationale Frauentag, durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau, auf den 8. März verlegt. Während der NS-Zeit wurde der Internationale Frauentag verboten, stattdessen wurde der Muttertag als Feiertag eingeführt, weil dieser mehr dem nationalsozialistischen Frauenideal entsprach. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war von einem traditionellen Frauen- und Familienbild geprägt, der Frauenkampf spielte eine eher untergeordnete Rolle und der Internationale Frauentag verlor an Bedeutung. Dies änderte sich erst mit Entstehung der neuen Frauenbewegung Ende der 1960er Jahre, wodurch feministische Themen wie das Recht auf Selbstbestimmung und dadurch auch der Internationale Frauentag wieder stärker in den Fokus rückten.
1975 richteten die Vereinten Nationen erstmals am Weltfrauentag eine Feier aus. Zwei Jahre später, im Dezember 1977, wurde der 8. März offiziell von der UN-Generalversammlung als „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ anerkannt und gefordert, dass der Tag jährlich von den Mitgliedsstaaten begangen werden soll. In weiterer Folge entwickelte sich der Internationale Frauentag zu einem Tag der Solidarität zwischen Frauen unterschiedlichster Schichten und verschiedenster politischer Ausrichtungen.
Die heutige Bedeutung des Internationalen Frauentages
Heute ist der Weltfrauentag in 26 Staaten ein gesetzlicher Feiertag – darunter viele ehemals sozialistische Staaten, wie beispielsweise Russland, Georgien und die Ukraine. Viele Forderungen des Internationalen Frauentags wurden im Laufe der letzten über hundert Jahre erfüllt, andere Themen sind heute noch genauso aktuell wie damals. Auch wenn Frauen in westlichen Ländern inzwischen gesetzlich gleichstellt sind, gibt es weiterhin viel zu tun, um eine echte Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen.
Die strukturelle Benachteiligung von Frauen zeigt sich unter anderem nach wie vor in der ungleichen Verteilung von Ressourcen. So verdienen Frauen weiterhin bei gleicher Arbeit weniger Geld[1], verbringen deutlich mehr Zeit für unbezahlte Haus- und Sorgearbeit[2] und haben seltener Führungspositionen inne[3].
[1] https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2023/03/20230303GenderStatistik.pdf, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
[2] https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2023/12/20231218ZVE20212022.pdf, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/328252/umfrage/frauen-in-fuehrungspositionen-in-oesterreich/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster