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Pensionierungsfeier für Katrin Hirte

Nach (fast) 15 Jahren am ICAE tritt Katrin nun ihren wohlverdienten (österreichischen) Ruhestand an

katrins icae

Am 12.09.2024 gestaltete das ICAE eine Festakt für Katrin Hirte zu dem Weggefährt*innen aus unterschiedlichen Lebenabschnitte geladen waren.

Katrins akademdische Karriere begann lange vor dem ICAE. Davor studierte sie Agrarwissenschaften an der Agraringenieursschule in Haldensleben, damals noch in der DDR, was ihr Werk bis heute stark geprägt hat. Innerhalb der Agrarwissenschaften ist auch ein gewisses praktisches Händchen von großer Bedeutung, mehrmals hat sie uns erzählt, dass sie mit Traktoren und großen Lastwägen gefahren ist. Wenn diese kaputt waren, hat Katrin sie kurzerhand repariert - geht nicht, gibt's nicht. Sie war  auch Arbeitsgruppenleiterin in mehreren landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Die Passion rund ums Thema Agrarwirtschaft ist ihr geblieben, sowohl im akademischen als auch im privaten Umfeld. 

Später hat es sie stärker in die Wissenschaften gezogen und sie hat an der Humboldt-Uni Agrarwissenschaften und Pädagogik studiert – und dazwischen auch mal schnell zwei Kinder bekommen. Katrin hat ein enormes Ausmaß an Zähigkeit bewiesen und sich trotz vieler persönlicher Schicksalsschläge durch das Studium geboxt und nebenbei ihre zwei Kinder gemanagt. Katrin hat aber nie ein reines akademisches Interesse motiviert, es ging ihr schon auch darum Dinge wirklich zu ändern. Deshalb ging es raus aus der Wissenschaft und rein in die Politik. Sie wurde Fraktions-Mitarbeiterin für die Grünen im Thüringer Landtag für Umwelt und Landwirtschaft. Politisches Engagement war und ist ihr wichtig.

Nach vielen Jobs zwischen Wissenschaft und Gewerkschaft, Zivilgesellschaft hat sie dann über Böckler-Stiftung als Stipendiatin auch eine Promotion gemacht. Nicht unbedingt geplant, wie sie oft erzählt. Ihr kritisches Verhältnis zur Ökonomie wurde gestärkt u.a. als sie sich für ihre Promotion mit der Struktur von Agrar-Großbetrieben im Osten nach der Wende beschäftigte und bis heute noch tut. Empirisch unglaublich akribisch nachgezeichnet mit Interviews über 150 Betrieben, dass hier Liberalisierung oder westliche kapitalistische Strukturen nicht das bestimmende Thema waren und wenige Großbetriebe Monopolstruktur mit hohen Profiten durchgezogen haben. Katrin hat gezeigt, dass durchgezogen wurden und hier nicht SED-Seilschaften hier weitergewirkt haben.

Ihre Karriere am ICAE begann im Jahr 2009, als sie vom ehemaligen Institutsleiter Walter Ötsch rekrutiert wurde. Sie war von Anfang an am Aufbau und der Weiterentwicklung des Instituts beteiligt. Dass das ICAE bis heute Bestand hat und enorm gewachsen ist, ist vor allem Katrins Verdienst. Sie war die erste, die Forschungsprojekte beim Jubiläumsfonds sowie mit der Uni Hamburg bei der Böcklerstiftung für das Institut eingeworben hat. Zudem war sie maßgeblich an der Organisation der Sommerakademien und Wintertagungen beteiligt. Katrin war federführend im Dialog mit verschiedenen Akteur*innen aus Gewerkschaften, der Arbeiter*innenkammer sowie der Zivilgesellschaft. Geprägt durch ihren agrarwissenschaftlichen Hintergrund war sie zusätzlich im regen Austausch mit den Mitarbeiter*innen von Via Campesina

Katrin beschäftigte sich stets kritisch mit Macht, Gerechtigkeit und der materiellen Basis des Kapitalismus, gerade vielleicht auch dann, wenn das nicht besonders populär war. Sie diskutierte nicht nur gern mit Studierenden, sondern auch außerhalb von Seminarräumen. Ihr Anliegen war es stets, Probleme zu erfassen, die Menschen in ihrem Alltag tatsächlich betreffen, und welche Einflüsse nationale und internationale kapitalistische Kräfte nehmen. Dabei ging sie Konflikten nie aus dem Weg, sondern suchte diese oftmals, denn Wissenschaft darf nicht neutral bleiben.

Wir wünschen Katrin auf jeden Fall alles Gute für ihre anstehende Pension, vielleicht hat sie in Zukunft auch Zeit, ihr Buch mit dem nicht ganz unambitionierten Titel "Warum es die Welt gibt" zu verfassen. Wir können es nicht abwarten, es in den Händen zu halten! Auf jeden Fall wird Katrin am Institut eine große Lücke hinterlassen, die schwierig zu füllen sein wird.

 

Ein Programmpunkt des Festaktes war die künstlerische Darstellung des Büroalltags durch verschiedene Sketches. Untermalt wurde die Veranstaltung musikalisch durch die AK OÖ.