Angesichts sich zuspitzender multipler Krisenphänomene, d.h. des Zusammenspiels sozialer, wirtschaftlicher, politischer und ökologischer Krisen, stellt sich nicht mehr die Frage, ob eine sozio-ökonomische Transition (SET) oder eine sozial-ökologische Transformation stattfinden wird, sondern wie. Das Überschreiten planetarischer Grenzen, etwa im Bereich des Klimawandels, dem Verlust der biologischen Vielfalt oder der Versauerung der Ozeane, erfordert weitreichende Veränderungen in Produktion, Konsum und Lebensstilen. Gleichzeitig bestehen jedoch sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene enorme sozioökonomische Ungleichheiten und Unterversorgungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe und Geschlechtergleichheit. Das Projekt SETER befasst sich daher einerseits mit den Voraussetzungen und verschiedenen Szenarien eines nachhaltigen sozioökonomischen Übergangs.
Andererseits konzentriert sich das Projekt auf die Rolle des derzeit vorherrschenden ökonomischen Denkens (ER) in diesem Prozess. Genauer gesagt werden wir im Detail untersuchen, wie das ökonomische Mainstream-Denken, das wirtschaftliches Handeln weitgehend isoliert von sozialen und ökologischen Implikationen analysiert, ein zusätzliches und zentrales Hindernis für die notwendige tiefgreifende Transformation darstellt. Die Wirkmächtigkeit ökonomischen Denkens werden im Bereich der akademischen Wissensproduktion und des Wissenstransfers, aber auch im Bereich politischer Reformdebatten und öffentlicher Diskurse verortet und analysiert. In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass (i) ein verengtes Verständnis ökonomischer Rationalität, (ii) die Unhinterfragbarkeit von Wirtschaftswachstum, (iii) die absolute Priorisierung wettbewerblich organisierte Märkte als die überlegene Form ökonomischer Interaktion und (iv) der damit verbundene primäre Fokus auf individuelle Anreizstrukturen die Möglichkeiten und Szenarien einer nachhaltigen sozioökonomischen Transformation erheblich einschränken.
Vor dem Hintergrund der unbedingten Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation als zentrale gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts stellt sich also lediglich die Frage, ob diese Transformation strukturiert oder disruptiv erfolgen wird. SETER thematisiert die Wechselwirkungen und Interdependenzen zwischen ökonomischem Denken und Modellen und Praktiken der sozial-ökologischen Transformation aus einer interdisziplinären Perspektive und trägt zu einem besseren Verständnis der Hindernisse und Potenziale einer strukturierten Transformation bei. Durch eine Reihe von Kooperationen mit Institutionen und Forschungsnetzwerken werden verschiedene Formate und Methoden entwickelt, um anhand konkreter Beispiele und Szenarien politische Entscheidungsprozesse und öffentliche Debatten durch alternative und nachhaltige ökonomische Denkweisen zu ergänzen.
Projektdetails
Das Projekt wird über das Socio-Ecological Transformation Lab (SET-Lab) durchgeführt. Es handelt sich um eine Kooperation des ICAE und des LIFT_C und wird durch Gelder des FWF, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster finanziert.
Projektleitung
Stephan Pühringer
Projektmitarbeit
Matthias Aistleitner
Lukas Bäuerle
Hendrik Theine
Carlotta Terhorst
Alexander Stäudelmayr
Anna Hornykewycz
Sophie Hieselmayr
Projektlaufzeit
2024-2029