Dipl.-Ing. Dr. Patrick Hölzl
Dipl.-Ing. Dr. Patrick Hölzl ist Preisträger des Prof. Werner Rieder-Preises 2019. Er erhielt die Auszeichnung vom Verein zur Förderung der Schalterforschung für seine Dissertation "Detektion fehlerhafter Bonddrahtverbindungen in Integrierten Schaltkreisen mittels eines für örtlich hochaufgelöste Magnetfeldmessungen entwickelten GMR-Zeilenarrays". Die Verleihung des mit € 2.500,— dotierten Preise erfolgte im Rahmen der Abendveranstaltung der OVE Energietechnik Tagung in der Messe Innsbruck am 16. Oktober 2019.
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Betreuung und Begutachtung durch:
Betreuer und 1. Begutachter: | |
2. Begutachter: | Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Christian Magele, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster |
Rigorosum: | 10. September 2018 |
Moderne Leistungselektronikkomponenten müssen im Stande sein Spannungen und Ströme im Bereich etlicher kV und kA zu steuern bzw. zu schalten. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die elektrische Verbindung zwischen dem Halbleiterchip und den Ausgangspins, die häufig durch Bonddrähte realisiert wird. Um die Strombelastbarkeit der Verbindung zu garantieren, werden redundante Bonddrähte verwendet. Durch die Redundanz sind gebräuchliche elektrische Funktionstests allerdings nicht mehr in der Lage einzelne fehlende oder nicht vollständig verbundene Bonddrähte zu detektieren, da die Auswirkungen im Fehlerfall zu gering sind. In Kooperation mit dem Halbleiterhersteller Infineon wurde daher ein Messverfahren zur Detektion entwickelt, um zukünftig die Qualitätskontrolle bei Leistungselektronikkomponenten zu verbessern. Das entwickelte Verfahren nutzt die über dem Bauteil gemessene Verteilung des Magnetfelds, um auf den Stromfluss in den einzelnen Bonddrähten zurückzurechnen. Bei Fehlen eines oder mehrerer Bonddrähte ändert sich nicht nur die Aufteilung des Stromflusses auf die verbliebenen redundanten Drähte, sondern auch das resultierende Magnetfeld.
Zur Evaluierung des Messverfahrens wurde der MOSFET-Leistungshalbleiterschalter BTS5120-2EKA von Infineon ausgewählt. Der BTS5120-2EKA verfügt über zwei unabhängig voneinander schaltbare N-Kanal DMOSFETs, wobei jeder Kanal mittels dreier parallel geschalteter Bonddrähte mit den Pins verbunden ist, siehe Röntgenaufnahme des Chips in Abb. 1. Zusätzlich hat Infineon eine Serie Testchips mit ähnlichem Innenaufbau produziert, bei denen aber bewusst Bonddrähte eines Kanals weggelassen wurden.
Anhand mehrerer Frässchichtaufnahmen eines BTS5120-2EKA wurde ein vereinfachtes geometrisches Modell aller stromführenden Bonddrähte konstruiert, bestehend aus jeweils sechs geraden Linienleitersegmenten pro Draht, siehe Abb. 2. Basierend auf der Linienleiter-Modellierung konnte die räumliche Verteilung des Magnetfelds über dem IC mit dem Gesetz von Biot-Savart analytisch berechnet werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse waren ausschlaggebend für den Entwurf eines Magnetfeldsensor-Zeilenarrays, bestehend aus 26 GMR-Sensorelementen. Eine mikroskopische Aufnahme des Magnetfeldsensor-Zeilenarrays ist in Abb. 3 dargestellt.
Im Anschluss an die Realisierung des Magnetfeldsensor-Zeilenarrays durch Infineon sind die GMR-Sensorelemente hinsichtlich ihrer magnetischen Sensitivität, Nichtlinearität, Temperaturempfindlichkeit, Rauschcharakteristik und Ortsauflösung charakterisiert worden. Mit dem Magnetfeldsensor-Zeilenarray wurden die Feldverteilungen oberhalb von 400 ICs, 100 BTS5120-2EKA und 300 Testchips mit verschiedenen Fehlerpermutationen der Bonddrähte, gemessen. Ausgehend von den Messdaten wurde ein inverses Problem zur Bestimmung des Stromflusses in den Bonddrähten aufgestellt und dieses mittels zweier unterschiedlicher Ansätze, einem modell- und einem datenbasierten, gelöst. Entsprechende Beispiele für zwei unterschiedliche Chiptypen sind in Abb. 4 dargestellt. Unter Verwendung eines auf den Schätzwerten der Bonddrahtströme beruhenden Schwellwertverfahrens konnten schlussendlich bis zu 99.33% aller fehlerhaften Testchips detektiert werden, ohne eine einzige Falschklassifizierung eines fehlerfreien BTS5120-2EKA.
Schlagwörter: Non-Destructive Testing, Integrierte Schaltkreise, Bonddrahtverbindungen, Magnetfeldsensorik, GMR-Zeilenarray, Inverses Feldproblem