Im Projekt werden insbesondere soziale und ethische Fragen der Digitalisierung und Industrie 4.0 unter Gender- und Diversityperspektiven untersucht: Wessen Interessen werden digitalisiert und materialisiert? Wer wird in welcher Weise beteiligt oder ausgeschlossen? Wer profitiert in welcher Weise? Wie können an der Schnittstelle zwischen Menschen und Maschinen die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen verantwortungsvoll berücksichtigt werden?
Algorithmen werden als zentrale, maschinelle Akteure der digitalen Transformation gehandelt. Sie werden einerseits gepriesen für eine Menschen nicht mögliche Neutralität und Objektivität. Algorithmen werden andererseits als potente Funktionsträger einer von Menschen gemachten gesellschaftlichen Ordnung verurteilt, die aufgrund von Sexismus, Rassismus und Klassismus viele Menschen abwertet und diskriminiert und nur wenige privilegiert.
Diese Theorie- und Methoden-Studie kombiniert epistemologische Ansätze mit Methoden aus den Science and Technology Studies (STS) und Gender Studies. Sie geht erstens der Frage nach, wie – oft unbewusst – faktisch diskriminierende Werte sozialer Ordnung in Algorithmen eingeschrieben werden und der weithin beklagte Gender Bias fortgeschrieben oder sogar verstärkt wird. Zweitens wird erörtert, wie eine solche Automatisierung von Diskriminierung gerade aufgrund ihrer Offensichtlichkeit die Ansprüche an ein gleichberechtigtes Zusammenleben im Sinne einer Gleichwertigkeit aller Menschen erneut thematisierbar und breit diskutierbar macht.
Wie können Algorithmen genutzt werden, um Ungerechtigkeit ans Licht zu bringen? Welche theoretischen und methodischen Einsichten der Gender Studies können hier wertvolle Orientierung sowohl bei der kritischen Analyse als auch bei der digitalen Umsetzung im Sinne einer automatisierten Gerechtigkeit nützlich sein? Es wird untersucht, auf welche Weise Positionen der Gender Studies, insbesondere des new materialism, der Intersektionalität, der Queer Theory und des Sozialen Konstruktivismus für die kritische Analyse algorithmischer Systeme und für die digitale Umsetzung einer automatisierten Gerechtigkeit wegweisend sein können.
Institut für Frauen-
und Geschlechter-
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