Das IFG beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten von „work and gender“, wobei insbesondere das Thema sozialer und ökonomischer Diskriminierung von aktueller gesellschaftspolitischer Brisanz ist. Probleme wie ungleiche Chancen am Arbeitsplatz sowie ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen stehen im Zentrum von politischen und medialen Debatten. Am IFG wird u.a. das Ausmaß von Diskriminierung in verschiedenen Zusammenhängen mit quantitativen sowie qualitativen Methoden empirisch erforscht. Unter Diskriminierung wird typischerweise verstanden, wenn vergleichbare Personen lediglich aufgrund ihrer demografischen Zugehörigkeit zu einer Gruppe benachteiligt werden. Experimentelle Forschungsdesigns bzw. ökonometrische Forschungsmethoden erlauben die präzise Messung von ungleicher Behandlung, die lediglich auf Gruppenzugehörigkeit zurückgeführt werden kann. In den Forschungsarbeiten des IFG werden dabei nicht nur die Effekte der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht untersucht, sondern auch die Interaktionen mit anderen Ungleichheit generierenden Merkmalen wie Migrationshintergrund, Ethnizität oder Religion. Die Forschungsergebnisse des IFG sind damit nicht nur für die internationale Forschungscommunity, sondern auch für die nationale und regionale Gleichstellungspolitik von großem aktuellen Interesse.
Gender Studies zählen heute europaweit zum Standardprofil von modernen, innovativen Universitäten. Der theoretische Ausgangspunkt der Gender Studies ist die Einsicht, dass Geschlecht und Geschlechterverhältnisse nichts Naturgegebenes sind, sondern sozialen und kulturellen Konstruktionsmechanismen unterliegen – dies zeigt sich etwa an der historischen Veränderlichkeit von Geschlechterbildern. Die konkreten Geschlechterkonstruktionen einer Gesellschaft sind in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen wirkungsmächtig – so sind an die Geschlechtszugehörigkeit zahlreiche Rollenzuschreibungen geknüpft, die etwa eine geschlechtsspezifische Aufteilung von Tätigkeiten zwischen (Familien-)Mitgliedern eines Haushalts sowie unterschiedliche Karriereverläufe der Geschlechter am Arbeitsmarkt bewirken. Auch Zuschreibungen von Fähigkeiten und Eigenschaften erfolgen häufig aufgrund von Geschlechtszuschreibungen bzw. -stereotypen. Das zentrale Ziel der Gender Studies ist es, die realen Konsequenzen gesellschaftlicher Geschlechterbilder z.B. in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung, Wissenschaft sowie in Kunst und Kultur zu analysieren.
Die kulturwissenschaftlichen Gender Studies untersuchen, wie Geschlecht und Geschlechterverhältnisse zu unterschiedlichen Zeitpunkten in verschiedenen Gesellschaften kulturell produziert werden. Insbesondere mit der Etablierung der Postkolonialen Studien hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Konstruktion von Geschlecht sinnvollerweise nicht isoliert, sondern in Interaktion mit Ethnizität, Klasse, Sexualität und anderen sozialen Kategorien zu betrachten ist. Postkoloniale Gender Theorie zielt darauf ab, verschiedene Achsen der Ungleichheit zusammen zu denken. Wie wird Geschlecht, wie Ethnizität konstruiert und wie interagieren die beiden? Wie funktioniert Sexismus, wie Rassismus und wie interagieren die beiden? Diese Fragen werden u.a. anhand von kulturellen Repräsentationen in verschiedensten Medien analysiert.
Die Einbindung der Gender Dimension in Forschungsinhalte der Technik- und Naturwissenschaften erfolgt am IFG mit den aktuellen Methoden der interdisziplinären „Feminist Science and Technology Studies“, die Wissenschaft und Technik aus einer philosophischen, historischen bzw. soziologischen Gender-Perspektive analysieren. Dabei werden Vorstellungen von Geschlecht, die in Hypothesen und Grundannahmen einfließen und zu spezifischen Genderkonzeptionen in technowissenschaftlichen Theorien und Anwendungen führen, kritisch untersucht und reflektiert. In kooperativen Forschungsprojekten mit Instituten der TNF werden in innovativen Formaten und Verfahren wie z.B. des „participatory design“ wegweisende Methoden entwickelt, um die Bedürfnisse verschiedener demografischer Gruppen bei der Technikentwicklung zu berücksichtigen.