Im LIT Open Innovation Center ist viel los. Einige Abteilungen und Firmen wollen wir Ihnen hier vorstellen. Heute: datavisyn.
Wie profitiert datavisyn vom OIC?
Dominic Girardi: Als junges Unternehmen gefällt uns natürlich die offene Kultur und der Austausch mit anderen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und JKU Research Labs sehr gut. Auch wenn es für uns im OIC keine potentiellen Kunden gibt (wir arbeiten für die pharmakologische R&D), ist der Kontakt mit anderen OIC Bewohner*innen auf vielen anderen Ebenen besonders wertvoll. Ich kann mich beispielsweise an einige sehr inspirierende Gespräche über Open Source Software und dazu passende Geschäftsmodelle erinnern - meist spontan beim Mittagessen in der Küche.
Auch die inhaltliche und lokale Nähe zur Johannes Kepler Universität ist sehr wichtig für uns. Einerseits, weil unser CEO und JKU Professor, Marc Streit, mit seiner Forschungsgruppe am Institut für Computergrafik in Fußgehreichweite von uns entfernt arbeitet. Andererseits natürlich um junge, kluge Köpfe, die auf der JKU studieren, für uns gewinnen zu können. Wir haben einige Mitarbeiter*innen, die bei uns arbeiten und parallel ihr Studium absolvieren und die genießen die Möglichkeit nahtlos zwischen Arbeit und Studium wechseln zu können.
Was macht datavisyn einzigartig? Was ist der USP von datavisyn?
Dominic Girardi: Das Besondere daran ist die Kombination von internationaler Spitzenforschung gemeinsam mit der industriellen Anwendung in einem enorm komplexen und sensiblen Bereich: der Medikamentenentwicklung.
Gegründet wurde datavisyn Ende 2016 von Forscher*innen der Johannes Kepler Universität, der University of Utah und der Harvard Medical School. Die jeweils dazugehörigen Research Labs haben eine internationale Reputation im Bereich Datenvisualisierung im bio-medizinischen Umfeld.
Zur Anwendung bringen wir dieses Know-how in einem der sensibelsten Bereiche eines jeden Pharmakonzerns: Der Grundlagenforschung. Hier wird über Erfolg und Misserfolg in Milliardenhöhe entschieden. Es ist nicht leicht, als kleines Startup in diesem sensiblen High-Tech-Bereich Fuß zu fassen.
Die Stärken unseres Teams liegen vor allem am hohen Niveau im Allgemeinen und der Zusammensetzung. Ein Großteil des Teams rekrutiert sich aus der Visual Data Science Forschungscommunity und kann neben technischen Skills (auf Master bzw. PhD Level) auch tiefes Domain Know-How im Bereich Bioinformatik vorweisen. Dies benötigen wir auch, denn das Niveau auf dem unsere Kunden arbeiten, ist sehr hoch. Hier muss man in der Lage sein, nicht nur mithalten zu können, sondern auch aktiv gestaltend beizutragen.
Was ist dein aktuelles Lieblingsprojekt?
Dominic Girardi: In den letzten beiden Jahren haben sich bei uns zwei Schwerpunkte herauskristallisiert: Knowledge Retrieval und Knowledge Discovery. Im Bereich Knowledge Retrieval bauen wir Systeme für unsere Kunden, die es ihnen ermöglichen sämtliches verfügbares Wissen - sei es öffentlich zugänglich oder streng geheim, egal ob strukturierte Daten oder Bild- und Textmaterial - zu bestimmten Genen, Proteinen, Zelllinien udgl. zusammen zu ziehen und zu visualisieren. Im Bereich Knowledge Discovery geht es darum, Systeme zu bauen, die es unseren Benutzer*innen - Chemiker*innen, Biolog*innen, Genetiker*innen - erlauben, sehr große und komplexe Forschungsdaten zu verstehen und darin die Angriffspunkte für die Medikamente von morgen zu finden. Im zweiten Bereich startet gerade ein Projekt, wo wir uns am Ursprungspunkt neuer Medikamente befinden: Mittels sogenannter High-Throughput-Screenings werden Millionen von Molekülen automatisiert getestet um herauszufinden, welche davon das Potential für einen Wirkstoff haben. Hier geht es wirklich um die Nadel im Heuhaufen. Für uns liegt die Herausforderung darin, die Datenmengen von mehreren Gigabytes pro Experiment so aufzubereiten, dass unsere User*innen eine flüssige, schnelle und interaktive Analyse durchführen können. Da muss man schon oft tief in die Trickkiste greifen und Out-of-the-Box denken.
Welche Chancen bietet das OIC der Forschung und der JKU Linz?
Dominic Girardi: Diese Mischung aus Research Labs, Start-ups, aber auch etablierten Großunternehmen sowie unterstützenden Einrichtungen, wie tech2b oder der WKO, ist ein enorm fruchtbarer Boden für neue Ideen, neue Lösungswege und erfolgreiche Unternehmungen. Davon können meiner Meinung nach alle Beteiligten nur profitieren. Für die Forschung an der JKU bietet sich dadurch die Möglichkeit quasi im eigenen Vorzimmer einen tiefen Einblick in die Probleme und Arbeitsweisen der Industrie zu erlangen. Natürlich darf sich die universitäre Forschung nicht darauf beschränken der lokalen Industrie “zuzuarbeiten” aber der leichte Zugang zu realen Problemstellungen, echten Erfahrungen und - immer wichtiger - echten Daten ist enorm wertvoll für die Forschung, auch für die Grundlagenforschung.