Gerald Roman Berger-Weber forscht und lehrt am Institute of Polymer Processing and Digital Transformation der TNF.
Warum haben Sie sich für die JKU entschieden?
Gerald Roman Berger-Weber: Gerade für die digitale Transformation in der Kunststofftechnik bieten die JKU mit dem transdisziplinären Umfeld in den Bereichen Engineering, Informatik, Naturwissenschaften, Recht, Wirtschaft, Pädagogik, Medizin und Gesellschaft und die starke Kunststoffindustrie in Oberösterreich das perfekte Umfeld. Das Linz Institute of Technology (LIT) und insbesondere die LIT Factory als digitale Lehr- Lern- und Forschungsfabrik für Kunststofftechnik sehe ich als Enabler gemeinsamer Kooperationen.
In welchem Bereich forschen Sie?
Gerald Roman Berger-Weber: Mein Forschungsbereich ist die Kunststoffverarbeitung, also der Weg vom Kunststoff als Rohstoff bis hin zum fertigen Bauteil oder Halbzeug, inbesondere die Optimierung und die Digitalisierung der Verarbeitungsprozesse.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Gerald Roman Berger-Weber: Kunststoffverarbeitungsprozesse, wie z.B. Extrusion und Spritzgießen, sind komplexe Verfahren deren Effizienz von vielen Faktoren und deren Wechselwirkungen aus den Bereichen Kunststoff (von Neuware bis hin zu Post-Consumer-Waste), dem Aufbau und der Prozessführung der Verarbeitungsmaschinen, den Formgebungswerkzeugen, dem Produktdesign und auch der Qualitätsmessung abhängen. Gerade das Wechselspiel aus notwendiger ganzheitlicher Betrachtung einerseits und dem Eintauchen in die systematische Lösung von Detailproblemen andererseits begeistert mich immer wieder aufs Neue.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Gerald Roman Berger-Weber: Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts steht vor großen Herausforderungen (Klima, Energie, Umwelt, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und viele mehr). Kunststoffe werden in der Öffentlichkeit noch zu oft als Problem wahrgenommen und sind doch unverzichtbarer Bestandteil unseres täglichen Lebens. Richtig eingesetzt sind Kunststoffe aber ein wichtiger Teil der Lösung! Meine Forschung soll beitragen, noch mehr Kunststoffe im Kreislauf zu führen und dabei die technologischen Prozesse ökologisch und ökonomisch effizienter zu gestalten.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Gerald Roman Berger-Weber: Bei mir stehen, neben der fundierten Fachausbildung, die Begeisterung, der Lernerfolg und der Kompetenzerwerb meiner Studierenden im Vordergrund. Ich arbeite dabei mit studierendenzentrierten Lehrmethoden, z.B. Flipped Classroom und Problem Based Learning, auch im Kontext von Blended Learning. Das Feedback meiner Studierenden und eine regelmäßige didaktische Weiterbildung (derzeit www.polyflip.eu, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster) sind mir wichtig, um meine Lehre beständig zu verbessern.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Gerald Roman Berger-Weber: Zum einen an der Modernisierung der Kunststofftechnik-Ausbildung an der JKU. Zum anderen möchte ich mit intelligenten Formgebungswerkzeugen ein Thema wieder aufgreifen, das mich schon an meiner früheren Wirkungsstätte begeistert hat. Im Allgemeinen interessieren mich Herausforderungen der Twin Transition, insbesondere hybride Modellbildung, Digitale Zwillinge und intelligente Qualitätsregler für Kunststoffverarbeitungsprozesse.
Welche Hobbys haben Sie?
Gerald Roman Berger-Weber: So langweilig es klingen mag: Wandern und gemeinsame Waldspaziergänge mit meiner Familie, Sudoku lösen, etwas Krafttraining im Fitnessstudio.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Gerald Roman Berger-Weber: Natürlich möchte ich ein erfolgreicher und anerkannter Professor an der JKU werden. Zusammen mit meinen Kolleg:innen will ich Future Skills (als Vorbereitung auf die hochemergenten zukünftigen Berufsanforderungen in der VUCA-Welt des 21. Jahrhunderts) sowie moderne studierendenzentrierte Lehr- und Lernformen als integrale Bestandteile der Kunststofftechnik-Fachausbildung an der JKU etablieren. Privat möchte ich einmal den Jakobsweg gehen.
Zur Person
Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Berger-Weber, geb. 1975 in Braunau am Inn, studierte Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben (MUL). Nach einem Zwischenstopp in München in der Automobilindustrie wechselte er 2002 an das neugegründete Polymer Competence Center Leoben. 2016 schloss er seine Dissertation im Hauptfach Kunststoffverarbeitung (Zweitfach Oberflächentechnik) ab und leitete anschließend einige Projekte in der anwendungsorientierten Forschung. Ende 2010 wechselte er als Post Doc an den Lehrstuhl für Spritzgießen von Kunststoffen und habilitierte sich schließlich 2018 für das Fach Kunststoffverarbeitung an der MUL. Nach drei Jahren als assoziierter Professor folgte er dem Ruf an die Johannes Kepler Universität Linz auf die Professur für Polymer Processing and Digital Transformation. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.