Zu einem kritischen Ergebnis gelangt eine neue Studie, die unter Beteiligung der Johannes Kepler Universität Linz entstanden ist.
Univ.-Prof. Georg Hans Neuweg (Vorstand des Instituts für Wirtschaftspädagogik der JKU) und Univ.-Prof. Ferdinand Eder (Universität Salzburg) haben die Daten aus den externen Bildungsstandardüberprüfungen mit den Zeugnisnoten der Schülerinnen und Schüler in Mathematik und Englisch verglichen.
AHS-Schülerinnen und -Schüler müssen für die gleiche Note spürbar mehr leisten als NMS-Schülerinnen und -Schüler. Die schulrechtlich eigentlich identischen Notenskalen seien „bei den guten Noten um etwa einen ganzen Notengrad, bei den schlechten um zwei Notengrade gegeneinander verschoben“, so die beiden Forscher.
Zudem werden Schülerinnen und Schüler aus Akademiker*innen-Familien in der AHS und in der NMS bei gleicher Leistung schlechter beurteilt als Schülerinnen und Schüler aus Familien mit niedrigem Bildungsstatus.
Ungleiche Beurteilung
In der NMS (Beurteilung nach vertiefter Allgemeinbildung) fällt – mit Ausnahme der Note Sehr gut – „die massive und systematische Absenkung der Leistungsstandards für die einzelnen Notenstufen“ auf. Beispielsweise erreicht etwa die Hälfte der in Mathematik mit Befriedigend beurteilten Schülerinnen und Schüler die Bildungsstandards nicht. Umgekehrt werden diese aber von fast 60 % der mit Nicht genügend beurteilten AHS-Schülerinnen und -Schüler erreicht.
Schülerinnen und Schüler können so kaum lernen, sich sachlich begründet selbst einzuschätzen. Fasst man die Schüler*innen zusammen, die entweder die AHS besuchen oder in der NMS nach AHS-Standard beurteilt werden, so haben in Englisch 85 % aller Schüler*innen die Rückmeldung erhalten, ihre Leistungen lägen auf AHS-Niveau. In Mathematik waren es 82 %. Diese Quoten „widersprechen jedenfalls der Alltagserfahrung“, sind sich die Studienautoren einig.
Problematische Aufnahmebedingungen für mittlere und höhere Schulen
Mängel erkennen die Forscher auch in den rechtlichen Bestimmungen zur Notengebung. Die siebenstufige Notenskala der Mittelschule sei in sich widersprüchlich und stimme daher nicht immer mit den gesetzlichen Notendefinitionen überein.
Problematisch seien die angeführten Probleme vor allem deshalb, weil die Berechtigung zum Übertritt in mittlere und höhere Schulen an die Noten aus der Sekundarstufe I geknüpft sei.
Abhilfe sehen die Forscher darin, dass die Aufnahme in anschließende Schulen nicht mehr von den Noten in der Sekundarstufe I abhängig gemacht, sondern den aufnehmenden Schulen übertragen wird.
Link zum Sammelband, in dem die Studie erschienen ist: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4639, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster