Die Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen haben die venia docendi für Medizin erhalten.
Die Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen Anna Sophie Mursch-Edlmayr, Judith Wagner und Veronika Buxhofer-Ausch haben die venia docendi für Medizin erhalten. Sie werden an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz lehren. Die drei engagierten Medizinerinnen freuen sich darauf, die Studierenden im humanmedizinischen Studium an der JKU für ihre Fächer zu begeistern und die Ärzt*innen von morgen praxisnah auszubilden.
Dr.inAnna Sophie Mursch-Edlmayr arbeitet am Kepler Universitätsklinikum an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie.
Im Rahmen ihrer Habilitation hat sie die Durchblutung des Sehnervs und der Netzhaut bei Patient*innen mit Glaukom und altersbedingter Makuladegeneration untersucht. Die Messungen erfolgten mit der sogenannten Laser Speckle Flowgraphy (LSFG), einer Methode, die erst vor Kurzem etabliert wurde.
„Für Patient*innen mit Glaukom konnten wir zeigen, dass eine verminderte Sehnervendurchblutung im Vergleich zu Gesunden vorliegt. Bei Patient*innen mit altersbedingter Makuladegeneration wurde nachgewiesen, dass die aktuelle Standardtherapie mit Injektionen (Anti-VEGF) einen signifikanten Einfluss auf die Durchblutung der Netzhaut und Aderhaut hat“, sagt Mursch-Edlmayr. Weitere Studien zu diesen Themen sind geplant.
Als Lehrende möchte sie Studierende für das Fach Augenheilkunde begeistern: „Dieses Gebiet ist sehr facettenreich und erfordert viel Wissen. Es bietet eine einzigartige Kombination aus konservativer und chirurgischer Tätigkeit. Laufend werden neue Technologien und Medikamente entwickelt um die Behandlung der Patient*innen zu verbessern, und damit bieten sich auch viele Möglichkeiten selber aktiv wissenschaftlich zu arbeiten.“
PD OÄ Dr.in Judith Wagner ist am Kepler Universitätsklinikum in der Klinik für Neurologie tätig.
Schwindel bzw. Gangunsicherheit sind zwei der häufigsten neurologischen Symptome. Ursächlich sind bei fast einem Viertel der Patient*innen, die sich in einer spezialisierten Schwindelambulanz vorstellen, Störungen entlang der zentralen vestibulären (d.h. den Gleichgewichtssinn betreffenden) Bahnen, die ein komplexes Netzwerk mit dem somatosensorischen (Gefühlswahrnehmungen) und dem okulomotorischen (Augenbewegungen) System bilden. Im Mittelpunkt von Wagners Habilitationsschrift stehen die zwei Erkrankungen des Downbeat-Nystagmus (nach unten gerichtetes Augenzittern) und des Pisa-Syndroms (Seitneigung der Körperachse). Durch ihre wissenschaftliche Tätigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an der Fundación Favaloro in Buenos Aires konnte Frau Dr.in Wagner dazu beitragen, neue Daten zu ihren neuroanatomischen bzw. pathophysiologischen Grundlagen, Ätiologie und Prognose zu gewinnen, die unser Verständnis der zentralen vestibulären Regulation deutlich erweitern.
Judith Wagner freut sich darauf, den Studierenden das Fach Neurologie näherzubringen: „Studierende, die sich erstmals mit der Neurologie beschäftigen, empfinden dieses Fach anfangs oft als kompliziert und unzugänglich. Ich möchte ihnen vermitteln, dass sich die Mühe lohnt, denn es gibt nur wenige Bereiche in der Medizin, die derart breit gefächert sind und eine ähnlich rasante Entwicklung genommen haben wie die Neurowissenschaften.“
PD OÄ Dr.inVeronika Buxhofer-Ausch arbeitet im Ordensklinikum Linz Elisabethinen in der Abteilung Hämatologie & Onkologie.
Sie hat sich in ihrer Habilitationsschrift mit Bcr-Abl negativen myeloproliferativen Erkrankungen (MPN) beschäftigt. Das sind chronische Blutkrebserkrankungen mit zumindest anfänglicher Überproduktion an Blutzellen, die u.a. mit einem erhöhten Thromboserisiko verbunden sind. Es ist unklar, inwieweit das Ausmaß der Zellzahlen das thromboembolische Risiko beeinflusst. „Ich habe mich speziell mit dem Einfluss der Leukozytose und Thrombozytose auf thromboembolische Ereignisse beschäftigt, indem wir im Rahmen einer Kooperation sowohl eine internationale Patient*innenkohorte wie auch ein großes nationales Patient*innenregister ausgewertet haben“, so Buxhofer-Ausch. „Wir konnten zeigen, dass speziell eine Leukozytose ein wichtiger Risikofaktor ist und bei der Therapiewahl berücksichtigt werden sollte. Außerdem konnten wir zeigen, dass eine Leukozytose ein wichtiges Kriterium für die korrekte Diagnosefindung und Unterscheidung der verschiedenen Subgruppen der Bcr-Abl negativen MPN darstellt.“
Der Ärzt*innenberuf sei äußerst vielfältig und biete viele Möglichkeiten, sich zu engagieren – sowohl klinisch wie auch wissenschaftlich. „Als Lehrende ist es mir wichtig, Studierende für Hämatologie zu begeistern und auch für seltene, aber wichtige hämatologische Diagnosen zu sensibilisieren.“
Habilitation als besondere wissenschaftliche Qualifikation
Ziel einer Habilitation ist es, dass die Bewerber*innen im Rahmen einer akademischen Evaluierung ihre besondere Befähigung zu selbstständiger wissenschaftlicher Forschung und Lehre in der ganzen Breite ihres Fachs [facultas docendi] nachweisen, was seinerseits die Voraussetzung für die Erteilung der Lehrbefugnis [venia legendi] darstellt. Die Bedingungen für die Habilitation [sog. Habilitationskriterien] sind an verschiedenen Universitäten und Fakultäten unterschiedlich geregelt, umfassen jedoch neben sonstigen wissenschaftlichen Leistungen eine Habilitationsschrift, die auch aus mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen von herausragender Qualität [sog. kumulative Habilitation] bestehen kann, weiters ein Fachvortrag vor der Habilitationskommission sowie eine anschließende eingehende wissenschaftliche Aussprache in Form eines Kolloquiums. „Die didaktische Eignung wird durch eine studiengangbezogene Lehrveranstaltung nachgewiesen. In der Medizin ist die Habilitation in aller Regel eine Voraussetzung für die Erlangung einer Professur“, erklärt Andreas Gruber, Forschungsdekan und Vorsitzender der Habilitationskommission an der Medizinischen Fakultät der JKU. Bisher haben sich sechs Mediziner*innen an der JKU habilitiert.
Medizin wird zunehmend weiblich
„Herzliche Gratulation an die frisch habilitierten Ärztinnen! Die Weiterentwicklung von Spitzenmedizin am Standort Oberösterreich ist uns wichtig und wird durch die Schwerpunktsetzung auf die medizinische Forschung gefördert. Davon werden insbesondere auch die Patientinnen und Patienten profitieren“, so Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. „Besonders freue ich mich, dass zwei der ausgezeichneten Medizinerinnen auch ein Habilitationsstipendium des Landes erhalten haben. Die Stipendien wurden als Anreiz für Ärztinnen und Ärzte ins Leben gerufen, ihre hohe Qualifikation noch weiter zu entwickeln. Ich freue mich auch, dass es drei Medizinerinnen sind – ein schönes Zeichen, dass die Spitzenmedizin weiblicher wird“, betont Haberlander.
„Sechs Mediziner*innen haben sich bereits an der JKU habilitiert, zwei weitere werden in Kürze folgen“, freut sich JKU Rektor Meinhard Lukas. „Das ist ein großes Kompliment für unsere junge Medizinische Fakultät und zeigt, dass unser praxisnahes Bachelor-Master- Medizinstudium nicht nur von den Studierenden sehr gut angenommen wird, sondern auch ein Magnet ist für Ärzt*innen, die ihr Wissen als Dozent*innen weitergeben wollen. Ich gratuliere den frisch habilitierten Mediziner*innen herzlich und wünsche ihnen für ihre Lehr- und Forschungstätigkeit an der JKU viel Erfolg und Freude!“
„Drei top-qualifizierte Ärztinnen werden ihr Wissen und ihre Begeisterung für ihre Fachgebiete an die Mediziner*innen von morgen weitergeben. Ich gratuliere herzlich und freue mich, über diese überaus erfreuliche Verstärkung in unserer jungen Fakultät. Unser großes Ziel ist es, diesen wissenschaftsbegeisterten Ärztinnen an unserer Fakultät eine Heimat zu geben und sie bestmöglich zu unterstützen. Die Medizin wird zunehmend weiblich, das zeigen auch die Anmeldungen für den Medizin-Aufnahmetest. Von den 2.223 Personen, die sich heuer angemeldet haben, sind knapp zwei Drittel Frauen“, sagt Elgin Drda, Dekanin der Medizinischen Fakultät und Vizerektorin für Medizin der JKU.