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Ein Ballon, der Kinderherzen rettet

Universitätsmedizin in Linz bietet rettende Eingriffe bereits bei Ungeborenen.

Peter Opelt

Die Methode ist genial: In wenigen Minuten können Ärzt*innen in Linz den Verlauf eines schweren Herzfehlers noch im Mutterleib behandeln – und verändern so den Start ins Leben vieler Babys. Die Behandlung von Aorten- oder Pulmonalklappenstenosen gelingt durch Zusammenarbeit von Kinderkardiologie und Pränatalmedizin am Linzer Kepler Universitätsklinikum. Normalerweise schließen und öffnen sich diese Herzklappen mit dem Blutfluss. Wenn das jedoch nicht oder nicht ausreichend der Fall ist, baut sich im Herz Druck auf. Eine Herzkammer wird dadurch ausgedehnt und schrumpft in der Folge wieder zusammen. Herzmuskelgewebe wird in Narbengewebe umgebaut. Wenn das Kind auf die Welt kommt, ist die Herzkammer so geschädigt, dass ein Überleben nur nach mehrstündigen Operationen möglich ist.

OP dauert nur wenige Minuten
Wenn Frauenärzt*innen bei der routinemäßigen Ultraschalluntersuchung jedoch entdecken, dass etwas mit dem Herz nicht stimmt, können Schwangere in die Kepler Universitätsklinik überwiesen werden. Dort wird die Diagnose mittels Ultraschall gestellt. Die Spezialistn beurteilen, ob das Ungeborene von einer Operation profitieren kann. Der rettende Eingriff dauert im Idealfall nur zehn Minuten. „Das ist  Teamwork“, sagt Dr.in Iris Scharnreitner, Oberärztin im Kepler Universitätsklinikum. Ihr Part bei dem Eingriff ist es, mit einer Hohlnadel durch den Bauch der Mutter bis knapp vor die defekte Herzklappe des Fötus vorzudringen.

Durch diese wird ein Katheter mit einem Ballon an der Spitze von Kinderkardiolog*innen eingeführt. Durch Aufblasen des Ballons wird die Herzklappe gesprengt, das Blut kann zirkulieren. „Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto größer  sind die Erfolgschancen“, sagt die Leiterin des fetomaternalen Bereichs. Weil sich das Kind im Mutterleib noch entwickelt, kann es sein, dass die Herzklappe bis zur Geburt ganz normal funktioniert. In vielen Fällen müssen Kinder nach einem erfolgreichen Eingriff im Mutterleib aber auch nach der Geburt operiert werden. Dabei werden diese Herzklappen  ersetzt. Operiert wird frühestens in der 21. und spätestens in der 32. Schwangerschaftswoche. In Linz wird diese Herzklappensprengung jährlich bei rund 20 kleinen Patient*innen aus ganz Europa durchgeführt. Damit verfügt die Linzer Kepler Universitätsklinik über das größte Zentrum dieser Art.

Hinter diesem Eingriff steckt viel Erfahrung und Know-how: „Wir  müssen abschätzen, welche Kinder von der Operation profitieren. Auch die Vorbereitungen vor dem Eingriff sind nicht zu unterschätzen. Das Kind muss sich in der richtigen Lage befinden“, sagt Scharnreitner. Ihr Chef, Univ.-Prof. Peter Oppelt, ergänzt: „Nur durch die gute Zusammenarbeit aller Disziplinen sind diese Erfolge möglich. Als Einzelner kann man da nicht reüssieren.“ Bei seinen Mitarbeiter*innen ist Oppelt, der an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz auch neue Ärzt*innen ausbildet, wichtig, dass diese im Rahmen ihrer Kompetenzen eigenständig agieren. „Teamgeist und Kollegialität sind uns wichtig“, sagt der Experte.