Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, ChatGPT – unsere Kinder werden in einem zunehmend digitalen Umfeld aufwachsen.
Um sie darauf vorzubereiten, sieht der Lehrplan das Fach „Digitale Grundbildung“ vor. Wie es darum steht, haben Forscher*innen der Johannes Kepler Universität Linz untersucht.
Bereits 2018 hat Österreich „Digitale Grundbildung“ für alle Schüler*innen als Teil des verpflichtenden Lehrplans der Sekundarstufe I eingeführt. Allerdings wurde der Stoff im Rahmen anderer Fächer mitunterrichtet. Das hat sich 2022 geändert: „Digitale Grundbildung“ ist seither ein eigenständiges Unterrichtsfach. Aber: Ist das aus Sicht der Lehrer*innen sinnvoll? Und fühlen sich die Lehrkräfte der Aufgabe gewachsen?
Um das zu erfahren, befragte das Team um Mag.a Corinna Hörmann, Ph.D. (JKU Abteilung MINT Didaktik) 795 Lehrkräfte, die das Fach unterrichtet haben. „Die Resonanz war enorm, 673 Befragte haben die Umfrage abgeschlossen. Das bedeutet eine Rücklaufquote von 84 Prozent“, sieht Hörmann hier großes Interesse der Lehrenden.
Mangelnde Kenntnisse
Das Ergebnis: Die Einführung des Fachs wird fast einhellig begrüßt, 90,1 Prozent der Befragten ziehen es vor, „Digitale Grundbildung“ als eigenes Fach zu vermitteln. Doch die Kehrseite: Mehr als die Hälfte fühlt sich der Aufgabe nicht ausreichend gewachsen. 55,8 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen schätzten ihr eigenes Wissen rund um Algorithmen und Programmierung als „Befriedigend“ bis „Nicht genügend“ ein.
„Das ist nicht überraschend und vor allem nicht die Schuld der Lehrenden“, so Hörmann. Zum einen gäbe es schlicht zu wenig Informatik-Lehrer*innen, zum anderen nicht genug Lehrgänge, die Kenntnisse rund um Digitalisierung vermitteln. „Auf die wenigen Lehrgangsplätze gab es einen regelrechten Run“, erklärt die Bildungsexpertin. Ein eigenes Lehramtsstudium „Digitale Grundbildung“ fehlt derzeit noch, ist aber an der JKU bereits in Planung.
Ihr Resümee: „Die Lehrgangsplätze für Lehrende müssen ausgebaut werden.“ Dazu müssten aber auch Möglichkeiten geschaffen werden, dass Lehrende diese Lehrgänge auch besuchen könnten, ohne dass der Schulbetrieb darunter leide.
Das allein reiche aber noch nicht, meint Hörmann. „Generell müssen Anreize gesetzt werden, um die Zahl der Informatik-Lehrkräfte deutlich zu erhöhen.“
Nur so könne sichergestellt werden, dass die Schüler*innen auf die digitale Zukunft optimal vorbereitet werden können.