Wie Distance Learning Spaß macht und was er am Campus vermisst, erklärt Prof. Wille ( LIT Secure and Correct Systems Lab ) im Interview.
Wie kompliziert war die Umstellung auf Distance Learning?
Prof. Robert Wille: Es war schon eine Herausforderung, die wir aber schnell gemeistert haben. Wie alle anderen auch haben wir am Dienstag (10. März) die Info bekommen, dass wir auf Distance Learning umstellen müssen. Noch am gleichen Abend haben wir im Fachbereich (bereits virtuell) eine „Notsitzung“ durchgeführt, in der mögliche Lösungen besprochen wurden. Bereits am folgendem Tag habe ich meine ersten Vorlesungen virtuell abgehalten — weniger als 24 Stunden nach der ersten Info. Ich bin durchaus ein wenig stolz, wie schnell wir an der JKU und im Fachbereich Informatik reagiert haben. Von vielen KollegInnen außerhalb der JKU weiß ich, dass andere Unis da deutlich größere Schwierigkeiten hatten bzw. noch haben.
Was sind die Vor- und Nachteile?
Prof. Robert Wille: Meine größte Sorge war, dass die Interaktion mit den Studierenden leiden wird. Entsprechend war es mir wichtig, die Vorlesungen weiterhin „live“ durchzuführen. Darüber hinaus habe ich mir schnell Möglichkeiten für „Tafelarbeit“ am Tablett überlegt und nutze Dienste wie Mentimeter (übrigens ein tolles Tool für Live-Feedback, welches mir Studierende empfohlen haben). Sicher ist es nach wie vor ein großer Nachteil, dass dies alles die physikalische Interaktion nicht komplett ersetzen kann. Aber es funktioniert ganz ok: Ich bekomme meine Inhalte weiterhin vermittelt und die Studierenden scheinen, nach allem was man bisher so hört, weiterhin Spaß an der Materie zu haben.
Umgekehrt ist es sicherlich vorteilhaft, dass die „Live“-Aufnahmen nun anschließend auch als Video und die „Tafelbilder“ als PDF-File für die Studierenden zur Verfügung stehen. Gut möglich, dass wir das auch nach der derzeitigen Ausnahmesituation weiter beibehalten. Außerdem finde ich es klasse, wie die Studierenden die neuen Möglichkeiten nutzen: Im Textchat (der neben den virtuellen Vorlesungen läuft), werden regelmäßig Späße zur Auflockerung gemacht, einige Studierende „verkleiden“ sich zu jeder Vorlesung neu und es gibt wechselnde „Memes“, mit den wir spielen. Trotz des Ernstes der Lage und den doch beträchtlichen Einschränkungen ist uns der Humor und der Spaß bei der Sache nicht abhanden gekommen!
Was vermissen Sie am Campus?
Prof. Robert Wille: Um ehrlich zu sein: Alles! Die direkten Gespräche mit meinem Team, den KollegInnen und den Studierenden. Das Arbeitsumfeld. Die regelmäßigen Mittagessen in der Mensa. Das „Pendeln“ mit meinem E-Scooter zwischen Science Park und Open Innovation Center. Es ist schon schade, auf dem schönsten Campus Österreichs zu arbeiten, ihn in dieser Zeit aber nicht wirklich „nutzen“ zu können.
Freuen Sie sich auf die Rückkehr zur Normalität oder würden Sie gern länger von Zuhause aus lehren?
Prof. Robert Wille: In einer von der ÖH durchgeführten Umfrage zeigten sich ganze 75% der Informatik-Studierenden „sehr zufrieden“ bis „zufrieden“ mit der derzeitigen Umsetzung des Distance Learnings im Fachbereich Informatik. Virtuelle Vorlesungen scheinen also ganz gut zu funktionieren. Gerade aber bei Projektarbeit oder für Abschlussarbeiten wäre eine Rückkehr zur Normalität schon prima — von der Frage, wie wir gegen Ende des Semesters alle Prüfungen durchführen, ganz zu schweigen. Insofern hoffe ich, dass die derzeitige Situation eine Ausnahme bleibt. Umgekehrt habe ich aber auch Verständnis dafür, dass sich gerade Universitäten länger auf Einschränkungen einstellen müssen. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Gesellschaft läuft der Betrieb bei uns ja noch einigermaßen flüssig. Langfristig würde ich aber schon gerne wieder im Hörsaal und nicht von Zuhause aus lehren.