JKU-Rektor Meinhard Lukas appellierte am Burschenbundball in Linz, sich am freien, demokratisch-humanistischen Grundkonsens zu orientieren. Hier finden Sie die Rede im Wortlaut.
"Reden wir gerade heute und gerade hier über Meinungsfreiheit. Reden wir aber auch über eine rote Linie, die gewiss nicht allein das Strafrecht zieht. Orientieren wir uns an jenem Grundkonsens, der unsere freie, demokratische und humanistische Gesellschaft ausmacht, ja sie zusammenhält. Wer diesen Grundkonsens verlässt – egal ob rechts oder links –, überschreitet die rote Line.
Damit ist zugleich die Haltung der JKU angesprochen. Wir bekennen uns zu einer pluralen Gesellschaft. Wir haben daher Respekt vor der Meinungsvielfalt und der diversen Gesinnung unserer Studentinnen und Studenten. Die Universitätsleitung besucht daher die Rote Nacht, den Ball des Cartellverbands und den Burschenbundball. Mit unserem Ehrenschutz bekennen wir uns zu einer Universität der Vielfalt – zu nicht mehr und nicht weniger.
Zugleich treten wir entschieden gegen Extremismus, Antisemitismus und Faschismus auf. Gemeint sind damit nicht nur explizite Ausprägungen, sondern auch implizite Formen. Gerade wer der deutschen Sprache einen besonderen Stellenwert einräumt, weiß um ihre Aussagekraft weit jenseits ihres unmittelbaren Sinngehalts. Nichts anderes gilt für die Macht der Bilder. Wir kennen daher auch dort null Toleranz, wo sich eine menschenverachtende Ideologie wie ein Chamäleon artikuliert. Daraus erklärt sich ein klarer Anspruch an die Angehörigen unserer Universität: Wir erwarten gerade dort eine möglichst sorgsame Kommunikation, wo uns als Gesellschaft eine besondere historische Verantwortung trifft.
Das ist die Botschaft gerade heute und gerade hier an unsere Studenten, die in nationalen Verbindungen organisiert sind. Dabei will ich nicht missverstanden werden. Natürlich lässt das Liederbuch einer Verbindung keinen Schluss auf alle nationalen Verbindungen zu. Natürlich sind pauschale Urteile und Vorurteile auch hier strikt abzulehnen. Wer aber die im Habsburgerreich geborene deutsch-nationale Idee auch heute hochhält, muss sich ihres historischen Ballastes bewusst sein. Umso wichtiger sind klare Abgrenzungen von den dramatischen historischen Fehlentwicklungen im Namen dieser Idee.
Reden wir gerade heute und gerade hier aber auch über jene Studenten und Burschenschafter, die vor 170 Jahren die freie österreichische Universität erkämpft haben. Reden wir über ihren beispiellosen Mut, dem Kaiser eine Petition vorzulegen, die im Ton respektvoll, in ihrer Botschaft aber schlicht revolutionär war. In der Petition der in der Aula der Universität Wien am 12. März 1848 versammelten Studierenden wird vom Kaiser nicht weniger als Presse- und Redefreiheit und Lehr- und Lernfreiheit gefordert. Diese Petition ist die Wurzel des heute noch gültigen Staatsgrundgesetzes aus 1867. Art 17 dieses Gesetzes ist das Fundament unserer Universitäten: ,Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei.'
Ganz in diesem Geist erkläre ich den Burschenbundball 2018 für eröffnet."