Am Institut für Politikwissenschaft und Sozialpolitik befassen wir uns mit politischen Institutionen, Ideen und Dynamiken sowie auch mit den Inhalten politischer Gestaltungsversuche.
Besonders interessant sind für uns die Bereiche der materiellen Daseinsvorsorge durch Sozial- und Verteilungspolitik. An ihnen kann man zentrale Themen des Zusammenspiels von Staat und Gesellschaft, der Organisation von Herrschaft, der Rolle von organisierten gesellschaftlichen Interessen in der Politik sowie den Wandel und den Einfluss politischer Ideen besonders gut studieren.
Wir möchten in unserer Forschung den gesellschaftlichen Strukturwandel und die Versuche, ihn gesellschafts- und sozialpolitisch zu bearbeiten, besser verstehen helfen. Es geht uns auch darum, Sozialpolitikforschung an der Universität zu verankern, d.h. Sozialpolitik mit sozialwissenschaftlichen Methoden zu analysieren und verständlich zu machen. Wir sind mit unseren Lehrveranstaltungen in interdisziplinäre und internationale Studiengänge eingebunden und vermitteln dort vor allem Kenntnisse über die Aufgaben, Strukturen und Funktionsweisen politischer Institutionen sowie die ihnen unterlegten politischen Ideen und gesellschaftlichen Interessenlagen.
Leitbild
Interdisziplinäre, international, und aktuelle Forschung und Lehre zu (sozial-)politischen Inhalten, Institutionen, Ideen und Politikprozessen
Interdisziplinarität
Seit seiner Gründung verfolgt das Institut eine interdisziplinäre Ausrichtung, die in der Forschungszusammenarbeit mit Institutionen und KollegInnen aus benachbarten Disziplinen zum Ausdruck kommt. In der Lehre geht es um die Vermittlung der Fähigkeit, ökonomische, soziologische und politikwissenschaftliche Inhalte und Methoden anzuwenden und zu vernetzen.
Internationale Ausrichtung
In Forschung und Lehre ist das Institut mit internationalen Forschungseinrichtungen und Universitäten vernetzt. Ein Teil der Lehrveranstaltungen wird in englischer Sprache angeboten, thematisch befassen wir uns mit vergleichender (Sozial-) Politikforschung sowie mit Fragen der Europäischen Integration und Globalisierung.
Praxis- und Aktualitätsbezug
In Lehre und Forschung werden Fragestellungen aufgegriffen, die aus veränderten gesellschaftlichen Problemlagen resultieren (z.B. Flexibilisierung der Lohnarbeit, demografischer Wandel, Strukturwandel der politischen Willensbildung). Angestrebt wird eine Verbindung von Theorie und aktuellen Themen und Problemlagen, wodurch eine verstärkte Problemlösungskompetenz im sozialpolitischen Bereich bewirkt wird.
Entwicklung
Das Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik ist in seiner Entwicklung durchgängig eng mit dem Studiengang „Sozialwirtschaft“ verbunden, für den es auch derzeit federführend zuständig ist. Das Studium „Sozialwirtschaft“ wird als Kombination mehrerer Disziplinen seit der Gründung der Johannes Kepler Universität angeboten. Im Themenfeld Gesellschafts- und Sozialpolitik werden politikwissenschaftliche Inhalte mit einer Schwerpunktsetzung auf das Feld Sozialpolitik vermittelt. Das thematische Interesse an „Gesellschaftspolitik“, bei der es um die Wechselwirkungen zwischen Politik und Gesellschaft analysierte, war von Beginn an im Studienplan wie auch in der Arbeit des Instituts richtungweisend.
Seit den 1980er Jahren hat sich das Institut von einem starken Fokus auf Fragen der Raumordnungspolitik, Agrarpolitik und Umweltschutz, sowie den Aufgaben der Sozialplanung immer stärker in Richtung einer universitären Forschung zu politischen Systemen und sozialpolitischen Inhalten entwickelt. Vertreten durch die beiden Professor*innen Josef Weidenholzer und Irene Dyk-Ploss wurde die Arbeit im Bereich Sozialpolitik ausgebaut und insbesondere in einer großen Anzahl an anwendungsorientierten Forschungsprojekten stark erweitert. Mehrheitlich handelte es sich dabei um Auftragsforschung verschiedener politischer und gesellschaftlicher Organisationen (Land OÖ, Statutarstädte, Interessensvertretungen, NGOs). Aus einigen Projekten des Instituts entstanden bedeutende Einrichtungen, wie das Museum Arbeitswelt Steyr (1987) oder der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim (2003).
Im Bereich der Lehre kam es auf Initiative des Instituts zur Etablierung neuer Studiengänge, allen voran dem Joint Master Programm „Comparative Social Policy and Welfare“, das von 2008 bis 2019 gemeinsam mit den Universitäten Tampere (Finnland) und Vilnius (Litauen) stattfand und seit 2020 nur mehr mit der Universität Tampere (Finnland) durchgeführt wird.
Mit der Emeritierung von Irene Dyk-Ploss (2009) und Josef Weidenholzer (2015) kam es durch die Berufung von Margitta Mätzke (2011) sowie der ersten Tenure-Track Professur an der JKU von Tobias Wiß (2018) zu einem Generationenwechsel, was ein verändertes Profil und neue Schwerpunktsetzungen zur Folge hatte. Insbesondere die Internationalisierung in der Forschung und die Ausweitung des methodischen Repertoires haben dem Institut neue Akzente gegeben, um so internationalen Forschungsstandards Rechnung zu tragen. Inhaltlich begann ein Prozess der Profilbildung in Richtung einer stärkeren Verankerung in fachwissenschaftlichen Communities und in internationalen Forschungskontexten. Das Profil der gesellschaftspolitischen Orientierung im Sinne einer in der Politikwissenschaft verankerten Forschung und Lehre gewinnt in diesem Prozess klarere Konturen. Margitta Mätzke ist derzeit zweite Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW). Im Sozialwirtschaft-Studium deckt das Fach „Gesellschafts- und Sozialpolitik“ nun den Kernbestand der politikwissenschaftlichen Analyse von institutionellen Kontexten, Inhalten und Dynamiken politischer Intervention ab. Forschung und Lehre sind dabei vor allem in der Policy Forschung und der vergleichenden Politikwissenschaft verankert, wobei die Sozialpolitik das zentrale inhaltliche Anwendungsfeld darstellt.