Zur JKU Startseite
Institut für Soziologie
Was ist das?

Institute, Schools und andere Einrichtungen oder Angebote haben einen Webauftritt mit eigenen Inhalten und Menüs.

Um die Navigation zu erleichtern, ist hier erkennbar, wo man sich gerade befindet.

Neuer Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der JKU

Erika Zelko übernimmt mit 1. Oktober 2021 den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Johannes Kepler Universität Linz.

von links: Niedermoser, Haberlander, Zelko, Drda, Lukas
von links: Niedermoser, Haberlander, Zelko, Drda, Lukas

Das neue Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der JKU Linz wird die Brücke zwischen der klinischen wissenschaftlichen Medizin und der ambulanten hausärztlichen Tätigkeit bilden. Die Allgemeinmedizin als lehrintensives Fach der Medizin ist eine markante Säule im Medizinstudium an der JKU. Auch um dem Ärzt*innenmangel im niedergelassenen Bereich entgegenzuwirken, sollen junge Menschen bereits sehr früh im Studium an das Fach Allgemeinmedizin herangeführt und dafür begeistert werden.

„Mit unserem Fokus auf Allgemeinmedizin übernehmen wir als JKU auch gesellschaftliche Verantwortung. Ein Ziel der Medizinischen Fakultät war und ist, die Versorgungslage in Österreich zu verbessern. Die Errichtung eines eigenen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin bedeutet auch eine akademische Anerkennung des Fachs. Mit Erika Zelko konnten wir eine Expertin gewinnen, die ihre wertvollen Erfahrungen aus Slowenien einbringen wird. Einem Land, in dem dieses Fach bereits seit Jahren besondere Bedeutung hat“, freut sich JKU Rektor Meinhard Lukas.      

„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Besetzung des Lehrstuhls Allgemeinmedizin einen weiteren Schritt in Richtung Weiterentwicklung der medizinischen Ausbildung in Oberösterreich gehen. Und dieser Schritt ist ein ganz wichtiger: Denn österreichweit stellt die hausärztliche Versorgung in den Regionen eine große Herausforderung für alle Beteiligten im Gesundheitswesen dar. Als Land bringen wir uns natürlich ein, wo immer wir mithelfen können: Primärversorgungsmodelle in den Regionen sind gerade für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv. Die Weiterentwicklung des hausärztlichen Notdienstes entlastet gezielt durch Zusammenarbeit. Durch die Lehrpraxis und das Klinisch-Praktische Jahr lernen angehende Medizinerinnen und Mediziner den Hausarztberuf direkt vor Ort kennen. An unserer Medizinischen Fakultät ist für die Studierenden intensiver Kontakt zur Allgemeinmedizin fix im Lehrplan verankert. Dieser Kontakt zur Allgemeinmedizin wird durch die Besetzung des Lehrstuhls nun noch verstärkt. Insgesamt wird sich dieses Maßnahmenbündel positiv auf die Versorgungssituation auswirken und die ländliche Hausärzt*innenversorgung verbessern“, so LH-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander. 

Das Fach Allgemeinmedizin hat in Slowenien eine lange Geschichte. Seit 1962 (damals noch in Jugoslawien) gibt es eine fachärztliche Ausbildung, die im Jahr 2000 reformiert wurde. Seit 1927 arbeiten die meisten Allgemeinmediziner*innen in Primärversorgungszentren. Ein eigener Lehrstuhl für Allgemeinmedizin wurde bereits 2000 an der Universität Ljubljana eingerichtet. Mit der Gründung der Medizinischen Fakultät in Maribor im Jahr 2003 folgte ein Lehrstuhl in Maribor.

„Die Allgemeinmediziner*innen fungieren hierbei für die Patient*innen als Navigator*innen und „Gatekeeper“ im Gesundheitssystem. Als Erstkontakt beurteilen sie den Behandlungsbedarf und steuern eine Weiterbehandlung bei anderen Fachärzt*innen oder in Krankenhäusern“, erklärt Erika Zelko.

Um dem Ärzt*innenmangel und damit einer drohenden Unterversorgung zu begegnen, bedarf es vielerlei Maßnahmen. „Der Grundstein muss bereits in der Ausbildung angehender Mediziner*innen gelegt werden. Das Berufsbild der ,Landärzt*innen‘, die in der Regel Allgemeinmediziner*innen sind, muss attraktiver gestaltet werden. Junge Menschen sollen bereits im Studium an das Fach herangeführt und dafür begeistert werden“, so Zelko.

Herausforderung Ärzt*innenmangel
Der Lehrstuhl soll auch dem Mangel an Allgemeinmediziner*innen entgegenwirken. In Oberösterreich gibt es (Stand: 1.7.2021) 29 unbesetzte Kassenstellen – besonders besorgniserregend sind die Zahlen in Linz (7 unbesetzte Stellen) und in Vöcklabruck (8 unbesetzte Stellen). Die anstehende Pensionierungswelle wird die Situation in den nächsten Jahren noch verschärfen.

„Die Allgemeinmedizin ist die ärztliche Grundversorgung im Land. Da ist es wichtig, dass sich diese Tatsache bereits an der Universität und in der Ausbildung der angehenden Medizinerinnen und Mediziner abbildet. Gerade vor dem Hintergrund des Ärzt*innenmangels ist die Bedeutung des Lehrstuhls sehr groß und überaus positiv zu sehen“, betont Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich.

Schwerpunkt Allgemeinmedizin im Medizinstudium an der JKU
Den Herausforderungen, die sich durch den erhöhten Mediziner*innenbedarf ergeben, stellt sich die Medizinische Fakultät in der Lehre.

Mit mehr als 50 niedergelassenen Allgemeinmediziner*innen, die theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten vermitteln, wurden Lektor*innenverträge abgeschlossen. Unsere Studierenden haben die Möglichkeit sowohl ihre Bachelorarbeit als auch ihre Masterarbeit im Bereich Allgemeinmedizin zu verfassen. Darüber hinaus hat die JKU 67 Lehrordinationsverträge mit Allgemeinmediziner*innen in OÖ abgeschlossen. Dort können die Studierenden Aufgaben und Tätigkeiten in einer Ordination hautnah miterleben. Bereits in den ersten beiden Wochen des ersten Semesters absolvieren die Studierenden ein verpflichtendes Ordinationspraktikum in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Im Rahmen der Pflichtfamulatur können bis zu vier Wochen an einer allgemeinmedizinischen Ordination durchgeführt werden. Zusätzlich können weitere je 4 Wochen Famulatur (insgesamt 8 Wochen) als freie Studienleistung absolviert werden.

Im Klinisch-Praktischen Jahr (KPJ) gibt es eine besondere Förderaktion der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der oberösterreichischen Ärztekammer (ÄKOÖ). So wird das vierwöchiges Pflichtpraktikum in einer allgemeinmedizinischen Lehrordination mit einem „Taschengeld“ in Höhe von 650 Euro pro Monat unterstützt. Weitere acht Wochen können als freie Wahlfachrichtung im KPJ-Jahr absolviert werden. Auch davon werden mindestens vier Wochen mit einem „Taschengeld“ in Höhe 650 Euro pro Monat entlohnt.

Durch den Fokus des Medizinstudiums auf die Allgemeinmedizin vom ersten Semester bis zum Abschluss des Studiums, setzt die Medizinische Fakultät der JKU entscheidende und innovative Schritte für die Versorgungssicherheit in Oberösterreich und darüber hinaus.

„Wir haben eine Persönlichkeit gesucht, die hohe fachliche Expertise mit praktischer Erfahrung verbindet. Ich freue mich sehr, dass Professorin Zelko beide Eigenschaften in sich vereint und wir eine weitere Frau für unser Professor*innenteam gewinnen konnten. Dabei ist es uns wichtig, dass Prof.in Zelko weiterhin ihre ärztliche Tätigkeit als Allgemeinmedizinerin ausüben kann, sei dies in einer niedergelassenen Praxis oder in enger Zusammenarbeit mit dem Kepler Universitätsklinikum“, freut sich Elgin Drda, Vizerektorin und Dekanin der Medizinischen Fakultät der JKU.

Inhaltliche Schwerpunkte des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin

In den letzten Jahren ist aufgrund des medizinischen Fortschritts eine starke Ausweitung des therapeutischen Spektrums zu beobachten. Gleichzeitig nimmt der Anteil an geriatrischen und chronischen Erkrankungen stark zu.

„Dieser Entwicklung trägt der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin Rechnung. Er ist auch ein Signal an die Studierenden für die Relevanz des Faches und für ihre spätere berufliche Laufbahn. Der Lehrstuhl eröffnet einerseits neue Perspektiven für die Praxis und andererseits liefert er wichtige Impulse für die Forschung und somit die Weiterentwicklung des Fachs“, sagt Erika Zelko.

Wesentlich sind hierbei

  • die Übermittlung der Kernkompetenzen Allgemeinmedizin an die Studierenden mittels innovativer Lehrmethoden und praxisorientiertem Lernen
    • Forschung (Telemedizin, Prävention und chronische Erkrankungen)
    • Evidenzbasierte Medizin
    • Vertikale und horizontale Vernetzung des Instituts extra und intramural mit allen wichtigen Stakeholdern (Ärztekammer, Niedergelassener Bereich, Spitäler, Landesregierung, Krankenversicherung, Sozialversicherung)

Allgemeinmediziner*innen sind auch für das Kepler Universitätsklinikum von besonderer Bedeutung. Sowohl im Rahmen der Mitarbeit in den Abteilungen, Instituten und besonders in der Notaufnahme, als auch in der Ausbildung von hochqualifizierten Allgemeinmediziner*innen in der Niederlassung. Durch das breite Fächerspektrum und die hohe Patient*innenzahl, trägt das Kepler Universitätsklinikum wesentlich zu einer fundierten allgemeinmedizinischen Ausbildung bei. Darüber wurden mit der Stabsstelle für Allgemeinmedizin fixe Ansprechpartner*innen für Ärzte und Ärztinnen in der Basisausbildung bzw. in der Ausbildung zum/zur Allgemeinmediziner*in geschaffen. Ideale Voraussetzungen also, um gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der JKU für qualifizierten, allgemeinmedizinischen Nachwuchs zu sorgen.

 „Wir begrüßen daher die universitäre Verankerung dieses Fachs und sind sehr daran interessiert, eine inhaltliche und strukturelle Verknüpfung mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin zu entwickeln. Mit Erika Zelko wurde der Lehrstuhl mit einer erfahrenen Allgemeinmedizinerin mit entsprechendem universitärem Hintergrund besetzt. Ich gratuliere der JKU und der neuen Lehrstuhlinhaberin zur Bestellung und freue mich auf eine intensive und gute Zusammenarbeit“, sagt Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums.

 

Zur Person:

Assist.Prof.in Dr.in Erika Zelko ist gebürtige Slowenin. Sie ist seit 25 Jahren Ärztin und lehrt seit 16 Jahren Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät in Maribor. Dort leitete sie zudem die Forschungsgruppe der Abteilung für Allgemeinmedizin. Darüber hinaus engagiert sich Dr. Zelko in verschiedenen Komitees und Organisationen für den Bereich Allgemeinmedizin.