Zur JKU Startseite
Institut für Soziologie
Was ist das?

Institute, Schools und andere Einrichtungen oder Angebote haben einen Webauftritt mit eigenen Inhalten und Menüs.

Um die Navigation zu erleichtern, ist hier erkennbar, wo man sich gerade befindet.

(Un)gerechte Arbeitswelt: JKU Studie vergleicht Einkommen von Uni-Absolvent*innen

Nicht nur, aber gerade zum Tag der Geschlechterforschung am 5. Dezember stellt sich die Frage: Wie gerecht oder ungerecht ist die Arbeitswelt?

Professorin Doris Weichselbaumer; Credit: Zoe Goldstein
Professorin Doris Weichselbaumer; Credit: Zoe Goldstein

Finden Frauen und Männer dieselben Chancen vor? In dieser oft sehr emotional geführten Debatte fehlen meist belastbare Zahlen. Eine Studie der Johannes Kepler Universität Linz hat diese Themen untersucht.

Konkret wurden die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern unter den Hochschulabsolvent*innen untersucht. „Bei jungen Menschen, die eben erst die Universität abgeschlossen haben, spielen Faktoren wie Praxiserfahrung noch keine so große Rolle“, erklärt Univ.-Prof.in Doris Weichselbaumer, die das JKU Institut für Frauen- und Geschlechterforschung leitet. Allerdings gibt es kaum verlässliche Daten. Gemeinsam mit Juliane Ransmayr, MSc (ebenfalls Institut für Frauen- und Geschlechterforschung) hat sie deshalb auf Aufzeichnungen aus Deutschland zurückgegriffen, die besonders umfangreich sind (Daten des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung – DZHW). „Aufgrund ähnlicher Strukturen darf man annehmen, dass die Ergebnisse vom Trend her auch auf die Lage in Österreich umgelegt werden können“, sagt Weichselbaumer. Sie weist jedoch auch darauf hin, dass die aktuellsten verfügbaren DZHW-Daten Absolvent*innen des Jahres 2013 betreffen.

Abstand bleibt konstant
Die Forscherinnen haben die Einkommensverhältnisse der Absolvent*innen über einen Zeitraum von 16 Jahre verglichen und untersucht, wie die Gehaltsaussichten von Frauen in männerdominierten Fächern bzw. Berufen sind bzw. die Aussichten von Männern in frauendominierten Bereichen. „Studienabschlüsse in frauendominierten Fächern sowie frauendominierten Berufe werden schlechter entlohnt“, erklärt Weichselbaumer. Das wird durch das Studienergebnis bestätigt: In typischen „Frauenberufen“ verdienten beide Geschlechter weniger. „Aber auch als Absolvent*innen von frauendominierten Fächern haben Männer wie auch Frauen die gleichen Nachteile“, so die JKU Forscherin.

Nicht bestätigt hat sich daher die Vermutung, dass Männer, die ein frauendominiertes Fach studieren, noch größere Einkommenseinbußen erfahren als Frauen, weil sie überdies ihre Geschlechterrolle verletzen. Sehr deutlich aber zeigen sich Lohnunterschiede in männerdominierten Bereichen wie Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zwar verdienen Frauen in „Männerberufen“ deutlich mehr als ihre Geschlechtsgenossinnen in „Frauenberufen“, an den Verdienst ihrer männlichen Kollegen reicht das Gehalt aber nicht heran. „Traurigerweise sieht man, dass der Abstand über die Jahre hinweg relativ konstant geblieben ist“, meint Weichselbaumer. 

Mehr Transparenz notwendig
Der Gender Pay Gap bei gleicher Qualifikation und gleichem Beruf liegt in der beobachteten Zeitperiode zwischen 5 bis 6 Prozent. Am stärksten ausgeprägt ist er, wenig überraschend, in den Sparten Technik und Naturwissenschaften. Zwar besteht Hoffnung: „Wir wissen, dass sich der Gender Pay Gap in Österreich etwas zurückentwickelt hat“, sagt Weichselbaumer. Aber: „Im EU-Ranking liegt Österreich nach wie vor an vorletzter Stelle.“

Ihre Hoffnung: mehr Gehaltstransparenz, wie von der EU geplant. Derzeit gibt es in Österreich zwar die Pflicht für größere Unternehmen, Einkommensberichte zu erstellen. Diese dürfen aber derzeit nicht nach außen getragen werden. In Großbritannien sind diese Berichte öffentlich einsehbar und haben dadurch zu einer Angleichung der Gehälter beigetragen. „Solche Maßnahmen darf man nicht unterschätzen. Auch die gesetzliche Vorschrift, Mindestgehalt und Bereitschaft zur Überzahlung in Stelleninseraten angeben zu müssen, hat geholfen“, weiß Weichselbaumer.

Frauen wurden dadurch ermutigt, mehr Gehalt zu fordern. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt, damit eines fernen Tages ein „Tag der Geschlechterforschung“ vielleicht nicht mehr so dringend notwendig sein wird.

Rückfragen:

Univ.-Prof.in Dr.in Doris Weichselbaumer
Institut für Frauen- und Geschlechterforschung
Tel.: 0732 2468 3737
E-Mail:
doris.weichselbaumer(at)jku.at