Ergebnisse des Medizin-Aufnahmetests - Studium in Linz
Ab Herbst werden 180 statt wie bisher 120 Plätze in Linz angeboten, 60 Studierende absolvieren ihre Ausbildung dann erstmals vollständig an der JKU.
Das Interesse an einem Medizin-Studienplatz an der Johannes Kepler Universität war heuer so groß wie nie, nun liegen die Ergebnisse des Aufnahmetests vor. Die in den ersten vier Semestern vermittelten Grundlagen sind im didaktischen Konzept bundesweit einzigartig, die Alleinstellungsmerkmale der gesamten Ausbildung vielfältig.
Der Andrang zum JKU-Studium der Humanmedizin war enorm. 1.694 junge Menschen haben sich in Linz zum Test angemeldet (plus 81,8 Prozent gegenüber 2017); 1.269 traten tatsächlich an. Gestern erhielten die Test-TeilnehmerInnen die Ergebnisse.
Die Mehrzahl der StudentInnen kommt aus Oberösterreich (44,4 Prozent). Aus Niederösterreich stammen 8,3 Prozent, aus Wien 7,2 Prozent und aus Salzburg 6,7 Prozent der Gesamt-StudienanfängerInnen.
Der höchste Anteil an Auslandsstudierenden entfällt wie üblich auf Deutschland. Das Nachbarland stellt mit 46 künftigen MedizinerInnen 25,6 Prozent der Studierenden. Jeweils ein Student stammt aus Afghanistan und Mexiko, einen türkischen Pass haben zwei Frauen und ein Mann. Von den 180 Neo-Medizinstudierenden sind heuer 96 weiblich (53,3 Prozent), 84 Plätze gingen an männliche Bewerber (46,7 Prozent).
Ganzheitliche Medizin und Interdisziplinarität im Fokus
Zwei ganz entscheidende Stärken des Studiums an der Medizinischen Fakultät der JKU sind der frühe klinische Bezug und die frühe Vermittlung von ärztlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Inhaltlich baut die Linzer Ausbildung nicht allein auf klassischen Fächern eines Medizinstudiums auf, sie rückt vielmehr verstärkt Organsysteme und Themenkomplexe in den Blick. Auf Grundlage des innovativen Studienplans, in enger Abstimmung mit ExpertInnen u.a. der Berliner Charité und der Ruhr-Universität Bochum entwickelt, wird ganzheitliche Medizin gelehrt: Menschen und ihre verschiedenen Erkrankungen werden nicht rein als Pathologie und Dysfunktion der Organe gesehen, sondern stets als Ergebnis biopsychosozialer Einflüsse.
Linzer Bachelorstudium Humanmedizin: die Semester und ihre Inhalte
Jedes Semester besteht aus mehreren Modulen, die immer zu einem übergeordneten Thema gehören.
Erstes und zweites Semester: Die ersten beiden Semester widmen sich dem Basiswissen – die Zelle, Grundlagen der Anatomie, Physiologie, Pharmakologie etc. Interdisziplinarität wird dabei aktiv gelebt, in den Unterricht ist beispielsweise die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der JKU maßgeblich eingebunden.
Drittes und viertes Semester: In den folgenden Semestern kommen die komplexeren Organsysteme ins Spiel, sie werden in ihrer Anatomie, Biochemie, Physiologie, Histologie, Pharmakologie und Pathologie aufbauend besprochen. Große Teile der Ausbildung finden in Kleingruppen statt. Ein wesentlicher Schwerpunkt: die Altersforschung, der angesichts der immer höheren Lebenserwartung besondere Bedeutung zukommt.
Ab dem fünften Semester: Eine weitere Stärke des Linzer Modells ab dem dritten Studienjahr ist wiederum das „Problemorientierte Lernen“, bei dem Lernziele aus klinischen Fallbeispielen erarbeitet werden. Etwaige Wissenslücken werden aufgedeckt und gefüllt.
Symbiose von klassisch-haptischer und virtueller Anatomie
Der Linzer Anatomieunterricht setzt sich aus mehreren Elementen zusammen:
- Einführung in die Grundlagen
- Geblockter Präparierkurs in Graz
- Mikroskopierkurse und organspezifischer Unterricht
- Virtuell-haptische Anatomie am virtuellen Seziertisch
- Virtuelle Anatomie Linzer Prägung
Der Anatomieunterricht an der JKU nutzt die modernsten technischen Möglichkeiten unserer Zeit. Er basiert auf multiplen Lehrmethoden. Am Anfang stehen einführende Veranstaltungen und das Erlernen der anatomischen Grundlagen. Der unverzichtbare Baustein Präparierkurs findet in einer intensiven Betreuung in Kleingruppen im 2. Semester in Graz in Kooperation mit der dortigen Medizinischen Universität statt. Durch die eigenhändige Präparation an der ganzen Leiche werden dreidimensionale Topographie und Variabilität des menschlichen Körpers im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Anatomischer Unterricht aus einem Guss bedeutet darüber hinaus ein Mehr an Mikroskopierkursen und zusätzlichem organspezifischem Unterricht in den verschiedenen Modulen. Dazu kommt die virtuell-haptische Anatomie anhand von hochwertigen Modellen und einem virtuellen Seziertisch. Ein weiteres Highlight ist natürlich die 3D „Virtuelle Anatomie“ Linzer Prägung.
Im Rahmen des virtuell-haptischen Anatomieunterrichts in Linz (Life Science Campus in der Gruber-/Huemerstraße) stehen Präparate zum Anfassen zur Verfügung, damit die Studierenden die Größe, die Anordnung der Körperteile und anatomische Besonderheiten kennenlernen und ein tieferes Verständnis für anatomische Zusammenhänge bekommen. Die parallel eingesetzten virtuellen Seziertische beinhalten einzigartige Imaging-Systeme, die auch an den weltweit bedeutendsten Medizinhochschulen und Instituten angewendet werden. Diese Tische („Anatomage“) wurden unter Einbindung des Anatomischen Instituts der Universität Stanford entwickelt. Sie sind ein einzigartiges System für reale total segmentierte Anatomie in 3D. Anatomie wird damit zu einem interaktiven Erlebnis mit einem Touch Screen im Maßstab 1:1 in der Form eines Operationstisches. Der Table ermöglicht in unvergleichlicher Weise das Erlernen der Anatomie.
Nicht nur in Österreich einzigartig ist der Aufbau einer virtuellen Anatomie Linzer Prägung. Das Projekt mit Vorbildcharakter wird mit Unterstützung von Univ.-Prof. Prim. Dr. Franz Fellner, Leiter des Zentralen Radiologischen Instituts am Kepler Universitätsklinikum, und dem Ars Electronica Center Linz umgesetzt. Die innovativen fotorealistischen 3D-Abbildungen (siehe Screenshots) waren für den diesjährigen Deutschen Zukunftspreis nominiert.
Aktuell besetzt die Johannes Kepler Universität eine auf zwei bis drei Jahre befristete und zusätzlich eine unbefristete Professur für Anatomie. Parallel dazu wird an der Medizinischen Fakultät ein eigenes Anatomisches Institut eingerichtet, das für Lehre und Forschung in diesem Bereich verantwortlich zeichnen wird.
„Chance auf ein modernes Studium nutzen“
Für Prof. Dr. med. Thorsten Schäfer, Studiendekan an der Ruhr-Universität Bochum, ist die JKU „eine moderne, extrem leistungsfähige Universität. Man darf sagen, dass die Neugründung einer Medizinischen Fakultät an einer staatlichen Universität heute etwas Besonderes ist“. Es sei eine Chance, die die Kepler Universität zur Schaffung eines modernen Medizinstudiums genutzt habe. „Modern heißt: ein themenzentriertes Curriculum, Orientierung an realen Problemen und ein frühes Arbeiten mit PatientInnen. Besonders ist auch die Einbeziehung von AllgemeinmedizinerInnen von Anfang an“, erklärt Schäfer, der maßgeblich an der Entwicklung des Linzer Lehrplans beteiligt war. „Ich beglückwünsche alle StudienanfängerInnen und rate ihnen, die Chance auf ein modernes Studium so zu nutzen, wie die JKU ihre Chance genutzt hat.“
„Das positive Feedback von internationalen ExpertInnen ist eine Bestätigung des Weges, den die Medizinische Fakultät von Anfang an beschritten hat, und gleichzeitig Ansporn und Auftrag“, erklärt Rektor Meinhard Lukas. „Die jüngsten Zahlen belegen erneut: Das Studium nach Linzer Prägung mit einem Lehrplan am Puls der wissenschaftlichen Zeit hat sich etabliert.“ Ohne die zahlreichen KooperationspartnerInnen, sowohl im Kepler Universitätsklinikum als auch aus Wissenschaft, Gesundheit und Politik, stünde die Fakultät nicht dort, wo sie heute stehe. „Mit unserem hochqualifizierten ExpertInnen-Team in Lehre und Forschung und unseren Alleinstellungsmerkmalen haben wir uns einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus gemacht.“
Andrea Olschewski, Vizerektorin für Medizin, unterstreicht den Praxisbezug des Linzer Modells: „Unsere Auszubildenden wachsen vom Start weg in ihre Rolle der ÄrztInnen hinein, sie kommen früh in unmittelbaren Kontakt mit PatientInnen.“ Ins Studium ist zudem ein Pool von mehr als 200 MedizinerInnen eingebunden. Dadurch erhalten die StudentInnen nicht nur das fachliche Rüstzeug, sondern werden auch in Gesprächsführung geschult. „Die frühe Vermittlung praktischer Fähigkeiten und die Einbindung niedergelassener AllgemeinmedizinerInnen sollen die AbsolventInnen später dazu animieren, auch in ländlichen Regionen den Beruf auszuüben“, betont Olschewski.
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07.08.2018