Fuzzyness bezeichnet die Anforderungsstruktur der Situationen, für deren Bewältigung Könnerschaft erforderlich ist. Zwar kennzeichnet der Begriff des impliziten Wissens häufig Routinen und Gewohnheiten oder Bestände eines von allen Menschen in einer bestimmten Kultur geteilten Hintergrundwissens. Wir interessieren uns aber für schwierige Herausforderungen, die nicht ohne fokussierte Aufmerksamkeit zu bewältigen sind, sondern die es erfordern, ganz bei der Sache zu sein.
Fuzzyness begegnen wir im Alltag etwa dann, wenn uns bestimmte Verkehrssituationen erhöhte Aufmerksamkeit abverlangen. Besonders deutlich tritt Fuzzyness bei Fachleuten, Expert*innen oder Berufssportler*innen in Erscheinung. Jede strategische Managemententscheidung ist fuzzy, weil Manager*innen niemals über alle entscheidungsrelevanten Informationen verfügen können. Auch die Einschätzung von möglichen Wetterumschwüngen für Höhenbergsteiger*innen ist fuzzy, wenngleich der Prognosezeitraum in diesem Fall weitaus kürzer ist. Die Unschärfe von Situationen wird bei medizinischen Diagnosen, die vor allem auf den Sehsinn ausgerichtet sind, geradezu bildlich – etwa wenn Radiolog*innen Röntgen- und Ultraschallbilder lesen oder bei der Diagnose von Hautkrebs. Die computerunterstützte Radiologie scheint dabei die Grenzen der Algorithmisierbarkeit beständig auszudehnen und Computer sind Ärzt*innen im Erkennen von Hautkrebs anhand von Fotos zumindest ebenbürtig.
Wir bezeichnen diese Anforderungsstruktur der Situationen, deren Bewältigung Könnerschaft voraussetzt, als fuzzy, als unscharf. Sie sind planmäßig-rational nicht bewältigbar.
Fuzzyness hat verschiedene Facetten, von denen mindestens eine, meist mehrere die Situation kennzeichnen: Unbestimmtheit durch offene oder multiple Ziele, unklare Informationslage aufgrund fehlender, unscharfer oder in ihrer Fülle erdrückender Information, Ambiguität des Arbeitsauftrages, Ungewissheit, Komplexität, Einzelfallbezogenheit, Instabilität, Zeitdruck.