Ziel der Dissertation ist es, zur Entwicklung einer Methode für das Explizieren impliziten Wissens im organisationalen Wissensmanagement (WM) beizutragen. Das Hauptergebnis ist ein theoretisch fundiertes und impirisch begründetes Vorgehensmodell zum Einsatz von Repertory Grids für Wissenserhebungszwecke in Organisationen.
Für die Entwicklung des Vorgehensmodells werden qualitative ExpertInnen-interviews durchgeführt, um Handlungspraktiken des Mehtodeneinsatzes im Organisationskontext zu erfassen. Die (sehr) verschiedenen Handlungsstrategien lassen sich zu fünf verschiedenartigen Vorgehenstypen verdichten. Es zeigen sich folgende drei Besonderheiten beim Einsatz von Grids in Oranisationen: 1) Die ausgewählten Elemente sind entweder heterogener, atypischer oder komplexer als beim traditionellen Grid-Einsatz. 2) Durch die veränderten Elementeigenschaften bedarf es alternativer Vorgehensweisen in der Konstrukterhebung, um die Elemente vergleichbar zu machen. 3) Die Arbeitstätigkeit, in die das zu explizierende Wissen eingebettet ist, übt selbst einen besonderen Einfluss auf den Erhebungsprozess mittels Grids aus, was im Vorgehensmodell und bei der theoretischen Fundierung berücksichtigt wird.
Nachdem sich eher Vielfalt, denn ein einheitliches Vorgehen aus den Interviews ableiten lässt, wird ein theoretischer Bezugsrahmen für das Explizieren mittels Repertory Grids im WM entwickelt. Als Basis dient die Tätigkeitstheorie und eine Analyse unterschiedlicher Rezeptionen aus dem Anwendungsfeld organisationaler Kooperation, Wissen und Lernen.
Schließlich wurde das Vorgehensmodell von den empirischen Erkenntnissen und dem tätigkeitstheoretischen Framework abgeleitet. Im Überblick wird der Entwurf als Phasenmodell dargestellt, das die Abhängigkeiten zwischen den Phasen berücksichtigt. Es werden die konkreten Handlungsschritte und -spielräume für jede Phase dargestellt und exemplarisch die praktische Umsetzung des Vorgehensmodells gezeigt.
Ein weiterer wesentlicher Beitrag dieser Arbeit, der die Basis für die Auseinandersetzung mit Repertory Grids bildet, liegt in einer Gegenüberstellung von 21 Methoden zur Wissensexplizierung sowie in der Darlegung der rolle des Externalisierungsprozesses in sechs wichtigen WM-Modellen.
Die Arbeit bietet einerseits Nutzen für die WM-Praxis, indem sie eine Methodenanleitung vorlegt, um implizites Wissen explizieren zu können. Andererseits werden Repertory Grids mit dieser Arbeit auch als Forschungsmethode für die empirische WM-Forschung verfügbar gemacht, so dass etwa die Rolle impliziter mentaler Modelle für organisationale Wissens- und Lernprozesse empirisch untersuchbar wird.
Dr. Jeannette Hemmecke