Aufbereitung
Studierende mit Behinderung verwenden Studienliteratur oft mit Hilfe Assistierender Technologien am Computer / Tablet.
Dazu ist es notwendig, Bücher, Handouts Zeitschriften und andere Informationsquellen in digitale Form zu bringen und den Text dieser medien am Computer lesbar zu machen.
Über Kooperationen mit Verlagen und AutorInnen bekoommen wir dann in den meisten Fällen Unterlagen im pdf-Format, die wir an den Bedarf der Studierenden anpassen und weiterleiten. Dabei werden Aufbereitungsrichtlinien befolgt, die gemeinsam mit Studierenden erarbeitet wurden. Das Institut ist stetig in Verhandlung mit den Verlagen und AutorInnen, um diesen Service - so es keine barrierefreie eBook Version des Titels gibt - für unsere Studierenden kostenfrei zu erhalten.
Prüfungsabwicklung und Prüfungsarbeitsplätze
Ein immer wichtiger werdender Arbeitsbereich des Instituts betrifft die Koordination und Organisation von angepassten Prüfungen für unsere Studierenden, die sowohl im UG 2002 (§2, Abs. 11; §59 Abs. 1 Zi. 12) als auch im Entwicklungsbericht / den Statuten der JKU Linz in Ihrem Rahmen festgeschrieben sind.
Durch die enge Kooperation mit dem Vizerektorat für Lehre und Studierende als letztentscheidende Instanz, der Studien- und Prüfungsabteilung der JKU und den beteiligten Instituten mit ihren LehrveranstaltungsleiterInnen kann im Normalfall für alle Studierenden der individuell optimale Rahmen zur Ablegung von Prüfungen eingerichtet werden. Dadurch sind Prüfungen sowohl barrierefrei als auch in Quantität und Qualität der Prüfungsordnung und der Mainstreamprüfung entsprechend.
Die möglichen Anpassungen reichen von mündlicher statt schriftlicher Abhaltung über vergrößerte Kopien der Angaben (bis A3) und das Schreiben der Prüfung am Laptop bis hin zur Schreibassistenz (Diktat des/der Studierenden wird als Antwort am Prüfungsbogen notiert) - jeweils mit und ohne Verlängerung der Prüfungszeit. Ausschlaggebend für die Anpassung und die Prüfungsmethode ist hier (neben der Studienordnung) alleinig die Behinderungsform und der Behinderungsgrad sowie Art und Umfang der zu absolvierenden Prüfung.
Zusätzlich dazu verfügt das Institut Integriert Studieren seit Beginn 2012 über einen eigenen Raum, in dem bis zu 3 Studierende gleichzeitig Prüfungen ablegen können (je nach Art der notwendigen Unterstützung). Dieser Raum ist mit 3 Computerarbeitsplätzen (davon sind 2 voll ausgestattete Blinden- und Sehbehindertenarbeitsplätze) ausgerüstet, die den Vorgaben der Prüfungssituation (Materialien, Internet- und Netzwerksperre,...) exakt entsprechen.
Dieses Service des Instituts wird sowohl von den Instituten als auch von den betroffenen Studierenden mit steigendem Interesse in Anspruch genommen. Die Studierenden können damit den Aspekt Behinderung in der Prüfungssituation bestmöglich ausblenden und die Institute (bzw. die JKU) haben die Gewissheit, dass die Leistungsfeststellung objektiv und doch barrierefrei abläuft.
Soziale Integration/Events
Technische Unterstützung und Barrierefreiheit der Prüfungen und Studienliteratur sind wichtige Aktivitäten des Instituts Integriert Studieren und Standbeine des Service. Um ein Studium erfolgreich abszuschließen, werden aber noch einige andere Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigt (z.B. social and communicative skills). Um auch diesen Bereich am Institut abzudecken wurde ein mehrstufiges Konzept eingeführt. Die Studierendenvertretung ist das Bindeglied zwischen dem Bereich Service des Instituts und den Studierenden, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. Die aus dem Kreis der Studierenden gewählte Person organisiert die Vernetzung innerhalb der Gruppe und fungiert als deren Sprachrohr. Es bestehen WhatsApp Gruppen mit und ohne Teilnahme des Bereichs "Service" und es wird mindestens einmal im Semester (im Anlassfall öfter) eine gemeinsame Aktivität geplant (z.B. Semesteranfangsfrühstück, Punsch etc...), an der alle interessierten Studierenden teilnehmen können. Von gemeinsamen Frühstücken über Besuche kultureller Events bis hin zu gemeinsamen Kochen oder einfach nur "Stammtischen" reicht hier die Palette. Dadurch verstärkt sich der persönliche Kontakt zwischen den einzelnen Personen, aber auch der informelle Austausch von Erfahrungen mit dem Studienalltag kommt so nicht zu kurz.
Studierendenraum
Wir haben für unsere Studierenden einen Ruhe / Lern / Arbeits- und Prüfungsraum eingerichtet.
Neben der Möglichkeit, dort mit den eigenen Geräten zu arbeiten (Strom und Internet vorhanden), verfügt dieser Raum über zwei voll zugängliche, zugleich benutzbare Blinden- und Sehbehindertenarbeitsplätze:
2 Laptops (HP EliteBook / HP Probook)
2 Bildschirme 24“ auf Schwenkarmen
2 Brailledisplays 40 (Brailleausgabe für blinde Studierende)
2 Sets Tastatur / Maus
2 Headsets (für Sprachausgabe)
Software (zum Betreiben des Brailledisplays sowie Sprachausgabe / Vergrößerung):
Jaws (2 Lizenzen)
WindowEyes
NVDA
Zoomtext (zur Vergrößerung der Bildschirmausgabe)
Primär werden in diesem Raum Prüfungen abgehalten, der Raum sowie die Geräte stehen den Studierenden mit Behinderung aber auch zum Arbeiten und Lernen zur Verfügung.
Zusätzlich dazu werden bei Bedarf Trainings organisiert, die unsere Studierenden besonders unterstützen und fit für ein Studium / eine Karriere machen:
- Computerbedienung (u.a. Spracherkennung und Spracheingabe, Word, Presentation Skills,...)
- Wissenschaftliches Schreiben
- Assessment Center Training und Bewerbungssituation
Peer Supporter
Gerade am Anfang eines Studiums, aber auch in späteren Phasen ist es von Vorteil, Informationen aus "erster Hand" zu bekommen, sei es fachlicher oder behinderungsspezifischer Natur.
Demzufolge stellen wir (auf Wunsch und Anfrage der Studierenden) einen Kontakt zwischen Studierenden her, die dann Art, Inhalt und Umfang weiterer Treffen eigenverantwortlich ausmachen und auf diese Weise individuelle und passgenaue Betreuung bekommen und Informationen austauschen können.
AT-Lab
Testen und Entwickeln zur Verfügung stellen zu können und damit auch unsere Studierenden für Sie möglicherweise geeignete Assistierende Technologien ausprobieren können, haben wir ein AT Lab eingerichtet. Derzeit umfasst das ATLab eine noch sehr eingeschränkte Ausstattung, die, um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, stets nach neustem Stand der Technik erweitert wird.
Vermittlung im Konfliktfall
Die Teilnahme von Studierenden mit Behinderungen an Lehrveranstaltungen ist gerade an der JKU üblicher als an anderen Universitäten. Die meisten LehrveranstaltungsleiterInnen hatten bereits Kontakt zu unseren Studierenden oder schicken Studierende, die das Angebot von Integriert Studieren (noch) nicht kennen auch zu unserer Beratung.
Trotzdem stellt der Kontakt mit Menschen mit Behinderungen und / oder chronischen Krankheiten an einer Universität noch nicht die Regel dar und bringt damit sowohl die Administration als auch Lehrende und (Mit-)Studierende schon einmal in ungewohnte Situationen. Diese Situationen können in der alltäglichen Hektik zu Kommunikationsproblemen, Unsicherheiten und manchmal leider auch (un)bewusst heftigen Reaktionen führen.
Dies erzeugt Druck beim schwächsten Glied, den Studierenden mit Behinderung. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, übernimmt das Institut, vor allem am Beginn des Studiums, die Rolle eines Mediators.
Alleine der Kontaktaufbau, die Darlegung der Situation und des Unterstützungsbedarfs, der ja keine Aufweichung der Anforderungen, keine Nivellierung "nach unten", kein gewährtes Almosen darstellt, sondern einen rechtlich geregelten und je nach individueller Situation zustehenden festgeschriebenen Nachteilsausgleich, ... muss zeitgerecht und auf Augenhöhe erfolgen, was für eine Einrichtung mit Institutsstatus viel einfacher ist.
Wenn es zu Problemen im Studienverlauf kommt, unterstützt das Institut das Finden von Lösungen. Wiederum ist hier die Kooperation mit Einrichtungen wie der Österreichischen HochschülerInnenschaft und der Psychologischen Studierendenberatung sehr wichtig. Ziel ist es, diese Leistungen für unsere Studierenden über die Zeit zu reduzieren, weil der Umgang und das Management solcher Situationen eine wichtige Qualifikation der Studierenden mit Behinderungen für die Zukunft darstellt.
Sign Language
Für nicht lautsprachlich orientierte, gehörlose Studierende ist Deutsch eine Fremd- oder Zweitsprache, weil die Gebärdensprache ihre Muttersprache ist. Entsprechend bestehen Wunsch und Anforderung, Gebärdensprachdolmetschung anzubieten.
Bisher gab es an der JKU erst in einigen wenigen Fällen solche Anforderungen, die aber deutlich machten, dass sie die Kapazitäten des Institutes bei weitem überschreiten.
In Kooperation mit dem Gesundheitszentrum für Gehörlose des Institut für Sinnes- und Sprachneurologie des Konventhospitals "Barmherzigen Brüder" in Linz wird daher ein Konzept angestrebt, mit dem einerseits Gebärdensprachdolmetschung angeboten werden könnte und gleichzeitig über Vorbereitungs- und Brückenkurse die lautsprachliche Kompetenz der Studieninteressierten und Studierenden erhöht werden kann.
Parallel dazu werden technische Möglichkeiten der Unterstützung gehörloser Studierender erforscht.
Barrierefreiheitscheck
Wenngleich es am Campus der JKU viele barrierefreie Bereiche gibt, kann der Campus nicht generell als barrierefrei bezeichnet werden. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Gebäude zu einer Zeit errichtet wurden, wo Barrierefreiheit noch nicht besonders großgeschrieben wurde; zum anderen muss festgestellt werden, dass unser Institut nicht in alle aktuellen Planungsprozesse eingebunden ist bzw. sein kann.
Wir sind jedenfalls bemüht, Barrierefreiheit am Campus, sowie besonders das Bewusstsein hierfür, zu fördern, und haben trotz der angesprochenen Schwierigkeiten in dieser Hinsicht schon einiges erreicht. Wir begehen bestehende und neu entstehende Gebäude des Campus auf ihre Barrierefreiheit und suchen den Kontakt mit den Verantwortlichen im Fall von Gefahren.
Nimmt jemand am JKU Campus eine Barriere wahr, bitten wir um Nachricht (inkl. "Wo", "Wann" - Datum und Uhrzeit - und "Was"). Oft kann dann sehr schnell und flexibel auf die Situation eingegangen werden und Abhilfe geschaffen werden, oder zumindest eine Lösung gefunden werden, mit der unsere Studierenden "leben können". Diese Tätigkeit verläuft parallel zur Funktion unseres blinden Mitarbeiters Bernhard Stöger als Behindertenvertrauensperson der wiss. MitarbeiterInnen der Universität.
Für blinde Studierende ergibt sich oftmals die Notwendigkeit eines Mobilitätstrainings. Wir bieten dieses Training nicht selbst an, können aber gute Kontakte zu TrainerInnen vermitteln.
Vermittlung von Literatur-TutorInnen
Oft haben Studierende mit Behinderungen Probleme bei der Literatursuche. Sei es, dass man keine barrierefreie Version der Bücher finden kann oder sich - wie alle anderen Studierenden - in der Bibliothek zuerst einen schnellen Überblick darüber verschaffen will, worum es in den online gefundenen Werken wirklich geht oder sei es, weil der Bereich der (Fach-)Bibliothek, in dem sich der Reader / das Werk befindet nicht barrierefrei begeh- und berollbar ist.
Für diese Fälle besteht eine Möglichkeit, über eine entlehnbare Kopierkarte sowie eine vorher mit dem Institut abzusprechende Anzahl an TutorInnenstunden Unterstützung in diesem Bereich zu bekommen.
Sollten mehr Stunden dafür notwendig sein, vermitteln wir gerne Personen, die diese Tätigkeiten übernehmen können.