„Linz. Stadt im Glück“ hieß 2009 eine Ausstellung in der damaligen Kulturhauptstadt Europas, die von einem Forscher*innenteam rund um Thomas Philipp (LIquA - Linzer Institut für qualitative Analysen) konzipiert und von der Multimediafirma checkpointmedia, die ich 2001 mitbegründet habe, umgesetzt wurde.
Die Ausstellung beschäftigte sich mit den (damals) vergangenen 30 Jahren und dem radikalen Wandel der Identität, den Linz durchlaufen hatte. Lange davor musste die Stadt gegen ihr negatives Image kämpfen, viele Jahre stand sie als smogproduzierende Industriestadt in Verruf, und der Schatten jener Zeit, als sie die Patenstadt des „Führers“ war, reichte und reicht bis in die Gegenwart.
Doch dann begann, begleitet von Kunstuniversität, der Ars Electronica und der Freien Szene, die Transformation von einer „Industriestadt“ zu einer „Industrie- und Kulturstadt“. Kultur wurde dabei nicht als zusätzliches Freizeitangebot oder Luxus für die Elite begriffen, den man sich in guten Zeiten zur Zerstreuung leistet, sondern als integraler Bestandteil und Netzwerk des täglichen Lebens, dem es damit auch möglich war, in unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft zurückzuwirken. So wurde etwa die Stadtplanung beeinflusst, die mit der Erforschung und Etablierung von kreativen Milieus begann (z.B. Tabakfabrik), oder auch ein Konzern wie die Voestalpine, der sich heute nicht mit rauchenden Schornsteinen, sondern fast wie ein kreatives und flexibles IT-Start-up digital präsentiert.
Man erkannte: Glück ist nicht nur Zufall wie ein Lottogewinn, sondern auch ein – wenn auch fragiler – Zustand, der mit gemeinsamer (Kultur-) Arbeit hergestellt werden kann. Seit 2009 ist die digitale Entwicklung und die Vernetzung von Hard- und Software rasant vorangeschritten. Wurden zunächst analoge Informationen oder Abläufe mehr oder weniger eins zu eins digital abgebildet, so werden nun ganze Arbeitsprozesse entweder umgestellt oder abgeschafft oder überhaupt völlig neu gedacht und digital abgebildet, was auch – in beide Richtungen – massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Gegenwart und Zukunft hat.
Die Möglichkeit und die gesellschaftliche Notwendigkeit, in derartige Überlegungen auch künstlerische Strategien zu integrieren und anstatt mit simplem „Ja/Nein“ auch mit Feldern von Möglichkeit und Ungewissheit leben und arbeiten zu können, haben sich damit noch einmal erweitert. Gerade in dieser Zeit sollte Linz verstärkt auf die so gelungene und erprobte Kollaboration von Kunst und Industrie setzen.
Link zur Ausstellung: https://liqua.net/stadt-im-glueck/ , öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster