Die Johannes Kepler Universität wächst. Direkt am Campus entsteht das Open Innovation Center des Linz Institute of Technology, Wirtschaft und Wissenschaft formen darin die Zukunft.
Wie entsteht Innovation in der Wissenschaft? Befragt man dazu die mehr als 50-jährige Geschichte der JKU, gibt es eine klare Antwort: Durch einen offenen Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin. Wirtschaftsinformatik, Mechatronik oder Umweltrecht sind so sogar zu eigenen Fächern herangereift. „Pioniergeist ist weiterhin der Schlüssel zur Innovation. Was wir als Universität beitragen können, sind geeignete Strukturen“, sagt der Linzer Rektor Meinhard Lukas.
Das Linz Institute of Technology – mit internationalem Anspruch kurz „LIT“ genannt – bildet die Speerspitze der Weiterentwicklung. „Das LIT ist der Platz, um Technologie neu zu denken“, erklärt Lukas nicht ohne Stolz. Dafür wurde gleich an mehreren Schrauben gedreht. Zunächst wurde ein Jahresbudget in Höhe von € 4 Millionen aufgestellt. „Diese Mittel haben wir von Anfang an nur kompetitiv vergeben“, sagt Lukas. Grundlage sind inneruniversitäre Projektanträge, die international evaluiert werden.
Die projektorientierte Budgetverteilung erlaubt eine klare Profilbildung. Die künstliche Intelligenz ist hier ein plakatives Beispiel. Aber auch Industrie und Wirtschaft können sich mit eigenen Themen und Drittmitteln strategisch in das LIT einbringen. „An der hochkarätigen Evaluierung führt aber auch hier kein Weg vorbei“, betont Lukas. Dieses Konzept trägt bereits beachtliche Früchte. Zum einen kann das LIT auf erste Publikationen in Science und Nature verweisen. Zum anderen haben sich zwei LIT-Projekte in Grants des European Research Council (ERC Grants) niedergeschlagen.
Das LIT will freilich mehr sein als ein hocheffizienter Antrieb für fokussierte technologische Forschungsprojekte. Daher werden gerade Forschungslabore eingerichtet. Das Artificial Intelligence Lab wird von AI-Pionier Sepp Hochreiter, Wittgensteinpreisträger Gerhard Widmer und dem Spezialisten für formale Methoden in der Informatik Armin Biere angeführt. „Die drei Informatik- Professoren bündeln ihre international anerkannte Kompetenz, um das LIT zu einem Brennpunkt künstlicher Intelligenz auszubauen“, freut sich der JKU-Rektor.
Die Linzer Ingenieurskunst trifft dieses Jahr auch auf Linzer Baukunst. Das renommierte Architekturbüro Riepl & Riepl hat für das LIT ein Open Innovation Center (OIC) geplant. Den Nukleus bildet die sogenannte LIT Factory, eine Pilotfabrik für intelligente Produktion. Hier wird unter realen Bedingungen erforscht, was schon als vierte industrielle Revolution („Industrie 4.0“) bezeichnet wird.
Das Open Innovation Center schafft aber auch Raum für einen großzügigen Coworking Space. Dieser wird zur Homebase für die angesprochenen Labs des LIT. Neben Artificial Intelligence stehen IT Security, Cyber-Physical Systems, Medical Engineering und Digital Transformation and Law beispielhaft für die Vielfalt des Open Innovation Centers. Auch Unternehmen können sich mit ihrer F&E-Kompetenz in die Labs einbringen.
„Ein ,place to be‘ für Unternehmen“, gibt Landeshauptmann Thomas Stelzer die wirtschaftliche Maxime für das Bundesland aus. „In einem echten Schulterschluss zwischen Industrie und Standortpolitik“ will er die Kräfte bündeln. Oberösterreich soll so zu den Top-Regionen Europas aufsteigen. „Die dank der Kepler Universität einzigartige Symbiose von Wirtschaft und Wissenschaft ist dabei ein unersetzlicher Katalysator.“ Der rasche Transfer von Forschungsergebnissen in markttaugliche Technologien, Produkte und Dienstleistungen entscheide schlussendlich über die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und damit des gesamten Standortes, schlägt der für Forschung und Wirtschaft zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl in die gleiche Kerbe: „Die LIT Factory verschafft uns einen klaren Vorsprung gegenüber anderen Regionen, das Interesse aus der Wirtschaft ist groß.“