In die Zukunft denken, Innovation erkunden und zugleich mit Formen des Diskurses experimentieren: All das hat mit der DNA des Ars Electronica Festivals zu tun. In der Corona-Krise mutiert das Linzer Medienkunstfestival nun selbst zu einem Prototyp.
Vol. 1: Vollbremsung und Neustart
Nach dem Shutdown im März standen die Organisator*innen des Ars Electronica Festivals vor einer schweren Entscheidung: die Großveranstaltung absagen oder in anderer Form doch irgendwie ermöglichen? „Eigentlich war das für uns eher eine rhetorische Frage“, sagt Gerfried Stocker und lacht. „Wir wären nicht wir, wenn wir uns nicht sofort auf die zweite Option gestürzt hätten.“ Stocker ist seit 25 Jahren künstlerischer Leiter der Ars Electronica. Jahr für Jahr zieht das international bekannte Medienkunstfestival Teilnehmer*innen und Besucher*innen aus der ganzen Welt nach Linz, um an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Wissenschaft die Bedeutung zukunftsweisender Entwicklungen für die Gesellschaft zu erkunden. Dann steht die oberösterreichische Landeshauptstadt tagelang im Zeichen von Symposien, Ausstellungen, Performances, Preisverleihungen, Konzerten und künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Beim 40. Jubiläum im Vorjahr waren es 540 Projekte, 110.000 Besucher*innen flanierten von einem zum anderen. Und jetzt? Unter den unvorhersehbaren Bedingungen der Pandemie?
Prototyp für Next-Level-Vernetzung
Nach einigen Jahren in der Linzer PostCity ist heuer erstmals der Campus der Johannes Kepler Universität Linz Hauptschauplatz des Festivals. Als Reverenz an den weltbildumwälzenden Namensgeber der JKU verwandelt sich das weitläufige Gelände zwischen 9. und 13. September in „Kepler’s Gardens“. Zu Beginn ihrer Planungen haben sich die Organisator* innen diese aber wohl anders vorgestellt, bedenkt man das sonst bei der Ars Electronica übliche Gewusel zwischen einer überwältigenden Fülle an Ausstellungen und diversen Bühnen. De facto sind Kepler’s Gardens nun gleichzeitig geschrumpft und gewachsen. Auf eine Weise, die gar nicht so leicht zu ergründen ist, weil die dahinterstehenden Mechanismen selbst noch Teil eines Experiments sind. „Wir haben neue Formen und Wege gesucht, die Veranstaltung auch unter Einhaltung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen und Wahrung der Eigenverantwortung in hoher Qualität durchzuführen“, erklärt Stocker. Dazu bedürfe es einer „Next-Level-Vernetzung“ zwischen realer und digitaler Welt, und die Ars Electronica 2020 sei jetzt praktisch ein Prototyp dafür. Sie sei auch kein Festival der Corona- Krise, sondern eines des Re-Starts. Und so sehen Keplers Gärten anno 2020 aus: In einigem Abstand zueinander stapfen einzelne Grüppchen durch den beschaulichen Park der JKU mit altem Baumbestand und Teich. Es sind jeweils zehn Besucher*innen unter der Ägide eines Guides. Ihr Rundgang führt sie zu thematisch ausgerichteten Arealen: zur LIT ARS-Ausstellung mit Gemeinschaftsprojekten von JKU-Forscher* innen und Künstler*innen, zur Präsentation des STARTS-Programms der EU mit internationalen Kunst-Wissenschafts-Kooperationen, zu Bereichen für Vorträge und Performances oder zur coronatauglichen Experimentierwiese „create your world“ für Kinder und Eltern. Auch die Veranstaltungen des AIx Music Festivals, das sich die Vernetzung von Musik und KI-Forschung auf die Fahnen geschrieben hat, sind hier. Da es insgesamt nur Tickets für etwa 2.400 Besucher*innen gibt, ist das sozusagen der geschrumpfte Teil. Aber nicht nur. Es ist nämlich auch ein Hub, sprich ein Netzwerkknoten, der mit Partner*innen aus der ganzen Welt verbunden ist. Die „Kepler’s Gardens“ haben sich vermehrt. Es gibt jetzt auch welche in Vilnius und Los Angeles, in Buenos Aires und Tokio, in Johannesburg und Barcelona, in Seoul und Auckland und, und, und. „An 120 Orten finden reale Events für ein reales Publikum mit realen Künstler* innen und Wissenschaftler*innen statt“, freut sich Stocker. „Und wir alle treffen uns im Netz und tauschen uns miteinander aus.“
Fragt man den umtriebigen Kulturmanager, was dem vorausging, wird er kurz still. „Es war ein Wechselbad der Gefühle“, sagt er schließlich. „Nicht nur für mich, sondern für das ganze Team.“ Mitarbeiter* innen in Kurzarbeit, wechselnde Auflagen, abspringende Sponsoren, der Situation zum Opfer gefallene Programmpunkte. Die Ars Electronica ist zu 70 Prozent eigenfinanziert, lediglich 30 Prozent stammen aus öffentlichen Mitteln. „Nur streamen war uns aber als Lösung zu wenig.“ So entschloss man sich, allen Aussteller*innen und Vortragenden, die nun nicht nach Linz reisen können, eine virtuelle Plattform zu bieten, auf der sie sich aktiv einbringen können. Naturgemäß habe es bei der Arbeit an der abgespeckten Ars Electronica nicht wenige Frustrationen gegeben, resümiert Stocker. Doch das Interesse der internationalen Partnereinrichtungen wuchs, mit der Zeit wurden die Ars-Electronica- Gärten an den anderen Schauplätzen der Welt immer vitaler. „Irgendwann war die Eigendynamik so groß, selbst wenn wir den Hut draufgehaut hätten, wäre dieses sich rasant verdichtende internationale Netzwerk nicht mehr zu stoppen gewesen.“
Neue Qualität des Digitalen
Nun ist Stocker gespannt auf die Früchte der so entstandenen Versuchsanordnung, die auf Austausch und bestmögliche Verzahnung von Virtuellem und Realem abzielt: „Die Corona-Krise hat deutlich gezeigt, dass wir eine neue Qualität des Digitalen brauchen.“ Zum Glück gebe es die Technologien, die Menschen virtuell verbinden, „aber wir sind noch ein Stück davon entfernt, aus Online- Beziehungen Qualitätsbeziehungen zu machen.“ Wohlgemerkt gehe es dabei nicht um Ersatz, sondern einen Wert für sich. „Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, wir können auf das Echte nicht verzichten.“ Der springende Punkt sei, den Übergang zwischen der realen Welt und der Zeit, in der wir sozusagen telepräsent seien, weniger krass zu gestalten. „Eine Telekonferenz strengt auf andere Weise an als eine vor Ort, weil man dabei eher nicht zwischendurch herumgeht und abwechselnd einmal hierhin oder dorthin schaut, sondern die meiste Zeit bloß auf den Monitor starrt.“ An eine Broadcasting-Kultur gewöhnt, erwarten wir zudem vor einem Bildschirm automatisch, dass uns etwas serviert wird. Es sei schwieriger, einen Austausch in der Effizienz und Tiefe eines echten Wissensmeetings zu erreichen. „Wir müssen herausfinden, wie wir künftig ambiente Räume für eine sehr natürliche Telekommunikation schaffen können, ohne dass durch die hochentwickelten vernetzten Anwendungen dahinter üble Überwachungsszenarien entstehen.“
Vol. 2: Kleiner Spaziergang durch den Ursprungsgarten
Wie leicht Überwachung möglich ist und wie verletzlich digitale Systeme sind, zeigt das LIT ARS-Projekt „Exposed Building“ von Computerwissenschaftler Michael Roland und Musiker Michael Mayr. Es ist eine von elf aus über 50 Einreichungen ausgewählten, vom Linz Institute of Technology (LIT) geförderten Arbeiten für die Ars Electronica. Alle nutzen den Kunst-Wissenschafts-Dialog, um einem breiten Publikum komplexe Forschungsinhalte näherzubringen. Betritt ein Guide mit einer Gruppe das von den beiden bespielte Gebäude, reagieren die Räume unüberhörbar auf den Besuch. Mayr und Roland haben sie kurzerhand „übernommen“ und zum begehbaren Musikinstrument umfunktioniert. Dazu hat Roland sich in die elektronische Türschließsteuerung gehackt. Ein Klacks für den Postdoc am Institut für Netzwerke und Sicherheit, schließlich ist die Suche nach Schwachstellen und die Prävention von Sicherheitslücken sein Forschungsgebiet. „Intelligente Systeme haben viele wunde Punkte“, verdeutlicht er. „In unserem Fall hat es schon gereicht, einen Computer mit dem zentralen Schaltschrank für die vorhandenen Türsummer zu verbinden, um dem Gebäude unseren Willen aufzuzwingen.“ Dieser äußert sich in den durch überlagerte Frequenzen erzeugten musikalischen Klangstrukturen von Michael Mayr. Er studiert Komposition und Computermusik an der Anton Bruckner Privatuniversität und lässt hier seine Sounds ertönen, manche erinnern beispielsweise an Grillenzirpen. Ein recht glimpflicher Effekt von Fernsteuerung, wenn man bedenkt, was eine solche sonst noch so alles tun könnte. „Leider dominiert immer noch die Vorstellung, dass das Herstellen von Sicherheit in digitalen Systemen etwas ist, das man wie ein Pflaster im Nachhinein auf lädierte Stellen draufklebt“, unterstreicht Roland. „Entscheidend ist aber eine ganzheitliche Betrachtungsweise, deswegen geht es in unserer Forschung um Gesamtstrategien, in die wir alle Teilprozesse unserer Entwicklungen von vornherein integrieren.“
In der Haut des Cyber-Pangolins
Seit man es als Zwischenwirt des Coronavirus vermutet, ist das Pangolin prominent. Das spektakuläre Pangolin- Kleid, in dem nun ein Model in den Linzer Kepler’s Gardens anzutreffen ist, hat damit jedoch nichts zu tun. Mit dem Konzept dafür begann eine JKU-Forschungsgruppe am Institut für Integrierte Schaltungen zusammen mit ihrem langjährigen Kooperationspartner g.tec Medical Engineering GmbH und der niederländischen Fashion-Tech-Designerin Anouk Wipprecht bereits, als noch niemand das Schuppentier groß beachtete. Die spezielle Anordnung seiner Schuppen ist hier schlicht Inspirationsquelle und Visualisierungswerkzeug, denn diese verbergen ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von mikroskopisch kleinen Sensoren. Wipprecht, die sich mit ihrer futuristischen, architektonisch anmutenden Hightech-Mode einen Namen gemacht hat, hat zuvor auch schon mit den Formen und Eigenschaften von Spinnen oder Einhörnern gearbeitet. „Unsere Technik steckt in der zum Outfit gehörenden Haube“, sagt Projektleiter Thomas Faseth vom Institut für Integrierte Schaltungen. „Die Mikrochips darin sorgen dafür, dass das Model die Schuppen am Kleid mit seinen Gedanken steuern kann.“ Auf diese Weise erzeugt es wechselnde Licht-, Bewegungs- und Farbeffekte.
Die komplizierte Technologie dahinter bekommen Zuschauer*innen in der Begleitpräsentation genau erklärt. Vermutlich staunen sie trotzdem: „Wir können die von den Gedanken ausgelösten elektrischen Ströme drahtlos mit unserem Brain-Computer-Interface messen und die erfassten Signale an einen Computer übertragen.“ So lassen sie sich in Aktion umsetzen. „Es ist toll, an diesem Kleidungsstück zu zeigen, was mit unserer Entwicklung alles möglich ist. Normalerweise fokussieren wir ja auf energieeffiziente Schaltungen und Systeme von Medizin- bis Hochfrequenztechnik.“ Anouk Wipprecht wiederum fasziniert der technologiebasierte Dialog mit dem Körper. „Obwohl uns Technologie das Leben erleichtern soll, überwältigt sie uns oft. Technologische Couture und smarte Materialien können neue, integrierte Schnittstellen schaffen, die mit unserer Haut und unseren Gefühlen kommunizieren.“
Mit dem Zufall rechnen
Ein schwebendes Leuchten im Dunkeln, klackernde Geräusche. Erst beim Nähertreten nimmt man die Details der Installation wahr. Sie bildet ein Quadrat aus insgesamt neun von der Decke hängenden Stahlsträngen mit jeweils drei untereinander angeordneten transparenten Boxen. Dazwischen ist – auch nach Corona-Maßstäben – ausreichend Platz, um durchzugehen und diese zu betrachten. In jedem der farbig beleuchteten Behälter sind Naturmaterialien wie Moos, Baumrinden, Orangenscheiben oder Zimtstangen; sie beeinflussen den Verlauf eines Würfels, der wieder und wieder über eine kleine Rampe rollt. Eine Kamera registriert die gewürfelten Zahlen. „Es gibt wenige Dinge, die Menschen stärker mit dem Zufall assoziieren als einen Würfel“, sagt Mathias Gartner. Er ist Doktorand am Institut für Theoretische Physik der JKU und Zufallszahlen sind Teil seiner Forschung. Er berechnet das Verhalten quantenmechanischer Teilchen, die sich gegenseitig beeinflussen.
„Das geht nicht exakt, der Computer würde Jahrzehnte brauchen.“ Daher erarbeitet er die bestmögliche Annäherung mit sogenannten Monte-Carlo-Methoden. „Ich generiere am Computer Zufallszahlen und erzeuge damit zufällige Teilchenanordnungen. Je mehr verschiedene Teilchenanordnungen man in der Gleichung verwendet, desto genauer wird das Ergebnis.“ Anhand der Installation wird die Generierung von Zufallszahlen visualisiert und live die Zahl Pi berechnet. Mit ihren Smartphones können Besucher* innen selbst Würfelprozesse in einer der Boxen starten. Künstlerische Partnerin ist Vera Tolazzi von der Kunstuni Linz. „Wir wollen diese komplexe Materie anschaulich, aber trotzdem exakt genug erklären, um die Analogie zur Wissenschaft herstellen zu können“, so Gartner über das Projekt „The Transparency of Randomness“.
Vol. 3: Das Vermessen der „neuen“ Welt
„Die Fähigkeit von Künstler*innen, abstrakte Forschungsinhalte auf eine emotionale Ebene zu bringen, macht deren Bedeutung für unsere Lebenswelt verständlicher“, meint Ars-Electronica- Leiter Gerfried Stocker. Diese „Übersetzungsfunktion“ sei nicht zu unterschätzen, schließlich seien die großen Herausforderungen unserer Zeit im Wesentlichen technologie- und wissenschaftsgetrieben. „Für Nichtfachleute sind Dinge wie der Quantencomputer, die Genschere Crispr Cas 9 oder künstliche Intelligenz aber meist ein Buch mit sieben Siegeln.“ Doch nicht nur deswegen seien Künstler* innen und Wissenschaftler*innen kongeniale Partner*innen. „Sie teilen einerseits gewisse Grundeigenschaften wie eine große Neugier und den Drang, die Welt zu begreifen, haben aber auch sehr unterschiedliche Zugangsweisen. Genau dieser Perspektivenwechsel ist befruchtend für beide.“ Und nicht zuletzt bringe der freie und kritische Blick der Kunst wesentliche Elemente in die Debatten ein. „Wir müssen uns alle damit auseinandersetzen, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, was mit der Gen- und Biotechnologie auf uns zukommt oder wie wir mit der großen digitalen Wende fertigwerden.“ Mit ökologischen Herausforderungen befasst sich etwa die russische Künstlerin Olga Kisseleva in einer der beiden im Rahmen des STARTS-Programms der Europäischen Kommission ausgezeichneten Arbeiten. STARTS steht für „Science, Technology and Arts“ und ist auf der Ars Electronica das internationale Pendant zu LIT ARS.
Die besten Einreichungen aus 89 Ländern sind in der Kepler Hall zu sehen. Kisseleva setzt im Zuge ihres Projekts „EDEN“ Kommunikations- und Biotechnologie ein, um vom Artensterben bedrohte Bäume und Pflanzen zu retten. So kreuzte sie als Reaktion auf den Tod einer 600 Jahre alten Ulme zwei Ulmenarten, machte so einen neuen Baum gegen den für das Ulmensterben verantwortlichen Pilz resistent und setzte ihn an die Stelle des alten. Außerdem entwickelte sie gemeinsam mit Partner*innen aus Industrie und Forschung Sensoren, die molekulare Emissionen messen, mittels derer Bäume mit ihrer Umwelt kommunizieren. Der gegenseitige Austausch von Bäumen aus der ganzen Welt über ein Telekommunikationsnetzwerk soll Informationen liefern, die diesen in puncto Schädlingsbefall nützen. Aber auch für Menschen macht Kisseleva deren Signale in interaktiven Kunstinstallationen sicht- und hörbar.
Eine Welt ohne Abfall
In der zweiten mit einem STARTS Prize ausgezeichneten Arbeit, „Design by Decay, Decay bei Design“, inszeniert und gestaltet die Kanadierin Andrea Ling Zerfalls- und Umwandlungsprozesse als Ausgangspunkt für die Herstellung neuer Materialien. Die Ausstellungsbesucher*innen werden Zeug*innen ihrer Experimente, beispielsweise mit diversen Stämmen von Streptomyces-Bakterien zur Besiedlung von Zellulose und anderen Biokunststoff en, um sie zu transformieren. „Als Architektin und Künstlerin weiß ich, dass das meiste, was ich schaffe, letztlich auf der Mülldeponie landet“, sagt Ling. Darum stehe ihre Arbeit nicht zuletzt für den Kampf um eine Industrie, die erkennt, welche außerordentlichen Vorteile es eröffnet, natürlichen Zerfall als Erneuerung zu denken. Traditionell spielen Preise und Präsentationen der Geehrten bei der Ars Electronica eine große Rolle. Zentral steht diesmal die Verleihung der Goldenen Nica im Rahmen des Prix Ars Electronica an die Medienkünstlerin Valie Export für ihr Lebenswerk. Spannende Ausstellungen außerhalb des JKU-Campus sind außerdem die Cyber-Arts-Schau im OK im OÖ Kulturquartier, Präsentationen im Ars Electronica Center und die Beteiligung der Kunstuniversität Linz unter dem Titel „The Wild State“.
Stocker ist froh, all das trotz „Physical Distance“ vor Ort zugänglich machen zu können. „Dabei probieren wir natürlich ebenfalls wieder prototypisch aus, wie es am besten gelingt, den Besucher*innen ein tolles Erlebnis zu bieten.“ Dem Geist der Ars Electronica entspreche es jedenfalls eher, neue Vorzüge herauszuarbeiten, als das vorläufig nicht Mögliche zu beklagen. „So ein Pluspunkt könnte hier in Linz etwa in dem Mehr an forschungsbezogener Information durch die intensive Guide-Betreuung bestehen.“ Darüber hinaus habe man sich in der Phase des Lockdown das diskursive „Vermessen der ,neuen‘ Welt“ zum Ziel gesetzt, und dies sei unter Beteiligung so vieler Ars-Electronica- Ableger rund um den Globus zweifellos ein besonders spannendes Unterfangen. „Die Krise hat die Stoßrichtung unserer ursprünglichen Veranstaltungsthemen AUTONOMY und DEMOCRACY sowie TECHNOLOGY und ECOLOGY beeinflusst und wir haben sie mit UNCERTAINTY und HUMANITY ergänzt.“ Unter diesen Gesichtspunkten diskutiere man nun das Veränderungspotenzial der Pandemie. „Im Grunde sind die unterschiedlichen Hoffnungen und Befürchtungen, die damit einhergehen, das, was die Menschen derzeit am meisten bewegt.“ Was tun bei Unsicherheit, die sich auf absehbare Zeit nicht klären lässt? „Nichts ist wichtiger, als den Kontakt, Austausch und Dialog aufrechtzuerhalten und sich so gegen Abschottung, gesellschaftliche Segregation, Entsolidarisierung und die in dieser Krise so schmerzhaft sichtbare soziale und ökonomische Diskriminierung zu stellen.“