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Know your status, but know your probability too!
 

Von Andreas Quatember

Know Your Status – so lautet der eindrückliche Slogan zur Förderung des Bewusstseins für HIV-Infektionen (lifeplus.org). „Kenne deinen Status“ wendet sich an uns alle, völlig unabhängig von einer Risikogruppenzugehörigkeit. Im Speziellen wird damit ein HIV-Schnelltest beworben, mit dem man durch einfache Blutabnahme an mobilen Stationen binnen weniger Minuten seinen HIV-Status erfahren soll. Leider wird es in diesem Zusammenhang unterlassen, über die Zuverlässigkeit eines positiven Befundes zu informieren. Diese ist aber für eine positiv getestete Person in Hinblick auf den Umgang mit einem solchen, sowohl physisch als auch psychisch belastenden Testergebnis von geradezu existenzieller Bedeutung. Veranschaulichen wir uns die Fakten mit jenen Zahlen, die auf www.catie.ca (Zugriff: 15.05.2018) für den sogenannten „Rapid point-of-care HIV Test“ zu finden sind. (Wenn Sie andere kennen, setzen Sie einfach Ihre ein!) Die Sensitivität dieses Testverfahrens, das ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man positiv getestet wird, wenn man auch tatsächlich HIV-positiv ist, beträgt 99,6 Prozent. Die Spezifität des Tests wiederum, das ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man negativ getestet wird, wenn man auch tatsächlich nicht infiziert ist, liegt bei 99,3 Prozent. Diese hohen Wahrscheinlichkeiten werden selbst von Ärzten, sogar entgegen den eigenen Erfahrungen mit ihren PatientInnen, dahingehend missinterpretiert, dass ein vorliegendes Testergebnis verlässlich sei (vgl. etwa Gigerenzer und Muir Gray (Hrsg.) 2013. Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin. Kap. 9).

Angenommen, es seien wie in der Gesamtbevölkerung geschätzte 0,1 Prozent der Personen, die an einem flächendeckenden HIV-Screening per Schnelltest teilnehmen, tatsächlich HIV-positiv. Bei z.B. einer Million Testpersonen ergäbe dies 1000 infizierte Menschen. Unter diesen wären bei einer Testsensitivität von 99,6 Prozent 996 richtig positive und 4 falsch negative Ergebnisse des Schnelltests zu erwarten. Unter den 999.000 nichtinfizierten Menschen müssten bei einer 99,3-prozentigen Testspezifität 999.000 x 0,993 = 992.007 ein korrektes negatives Testergebnis erhalten. Die restlichen 0,7 Prozent aber, das sind 6993 (!) tatsächlich nicht infizierte Menschen, würden falsch positiv getestet werden. Demnach würden sich unter den im Screening zu erwartenden 7.989 positiv Getesteten nur 996 wirklich Infizierte befinden. Die für die Personen so wichtige Wahrscheinlichkeit dafür, dass man tatsächlich HIV-positiv ist, wenn man positiv getestet wurde, läge also lediglich bei

996 : 7989 x 100 = 12,5 Prozent.

Nur jede(r) achte positiv Getestete wäre wirklich HIV-positiv! – Wie das? Die Ursache für diese trotz der hohen Testsensitivität und Spezifität so geringe Wahrscheinlichkeit ist der glücklicherweise sehr große nichtinfizierte Anteil dieses Personenkreises. Denn wenngleich nur 0,7 Prozent davon falsch positiv getestet werden, ergibt das eine Anzahl von fast 7000, die jene der richtig positiv Getesteten von unter 1000 bei weitem überlagert.

Das spricht nicht gegen den Schnelltest und die Initiative „Know Your Status“, sondern einzig und allein für eine, zur Vermeidung von unbedachten Reaktionen wegen eines falschen Alarms unbedingt notwendige, der Verantwortung entsprechende, kompetente Aufklärung über diese Fakten: KNOW YOUR STATUS, BUT KNOW YOUR PROBABILITY, TOO!

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