Von elektrischen Schafen, wie im Roman des Science Fiction Schriftstellers Philip K. Dick, träumt Franz Fellner nicht. Ein Androide ist er, soweit wir wissen, auch keiner. Aber ein bisschen nach Science Fiction klingt sein neuer Lehrstuhl für „Virtuelle Morphologie“ an der JKU schon.
Die Morphologie beschäftigt sich in vielen Disziplinen mit der Lehre und der Wissenschaft von Form und Gestalt. In Franz Fellners Fall geht es um die Form und Gestalt des menschlichen Körpers. Visualisiert wird dies im JKU medSPACE am Campus der Medizinischen Fakultät der JKU. Das ist ein Setting, das sich vor 20 Jahren auch gut für einen Science-Fiction-Roman geeignet hätte. In einem schwarzen Raum, der ein bisschen wie ein Kino anmutet, sitzen Medizinstudierende mit 3D-Brillen. Was früher ausschließlich durch Sezierkurse an Toten gelehrt wurde, kann dort auf 14 mal 7 Metern in 8K und 3D in Form einer virtuellen Reise in den Körper verinnerlicht werden. Reiseleiter Fellner navigiert – ähnlich wie bei einer Spielkonsole – mit einem „Controller“ und lehrt Anatomie auf eine völlig neue Art. Denn anstatt wie bisher nur manche Schichten oder Teile des Körpers zu betrachten, kann dem virtuellen Modell beliebig Haut, Muskeln, Organe, und Gefäße quasi „an- und ausgezogen“ werden. MRT- und CT-Daten von echten (und lebenden!) Patient*innen werden dreidimensional aufbereitet und können überlebensgroß aus allen Winkeln, frei zoombar und messerscharf inspiziert werden.
Im November hat das Projekt „Virtual Anatomy“ den renommierten E&T-Innovation-Award 2022 für „Best Emerging Technology of the Year“ gewonnen sowie den 2. Preis in der Kategorie “Most Innovative Solution in Digital Health and Social Care” erhalten. Das Potenzial ist enorm und Franz Fellner denkt bereits weiter: „Wir wollen das Spektrum der Lehrveranstaltungen erweitern, indem wir andere Fachgebiete miteinbeziehen, wie die Histologie, die Physiologie und die Pathologie. Ein ganz großer Schritt wäre die Weiterentwicklung der bestehenden Anatomiepräsentationen durch Miteinbeziehung von Patient*innendaten zum entsprechend gezeigten Fall. Das bringt die Lehre noch näher an die Realität. Dazu braucht es Eingriffe in die bestehende Software und entsprechende Fachkooperation wie mit dem Institut für Computergrafik der JKU und dem Ars Electronica Futurelab“.
Ausgeträumt ist die Virtuelle Morphologie im JKU medSPACE für Professor Fellner noch lange nicht.