Turritopsis dohrnii – so geht kein Zauberspruch aus einem Harry-Potter-Film, nein, eigentlich ist es etwas noch viel Magischeres. So heißt nämlich das einzige Tier, das als unsterblich gilt. Eine kleine, etwa fünf Millimeter große Qualle aus dem Mittelmeer, eigentlich unscheinbar, aber eben dann doch nicht: Weil kurz bevor sie an Altersschwäche stirbt, sinkt sie auf den Meeresboden und versetzt dort ihre Zellen wieder in das Anfangsstadium. Kurz vor dem Ende beginnt es also wieder von neuem.
Immer wieder auf Neues trifft auch Maren Engelhardt, Lehrstuhlinhaberin für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der JKU, in ihren Forschungen. Dabei beschäftigt sie sich am liebsten mit den Nervenzellen des menschlichen Gehirns. „Die Unsterblichkeit wird für unsere Spezies wohl nur ein Traum bleiben“, sagt sie. Und das, obwohl sich die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen seit Anfang des 19. Jahrhunderts verdoppelt hat. Der berühmte tschechische Schriftsteller Milan Kundera schrieb dazu vor einigen Jahren: „Das Einzige, was uns angesichts dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen.“
Auch Maren Engelhardt glaubt nicht, dass sich das menschliche Leben unendlich ausdehnen lässt – trotz aller Errungenschaften der Forschung. Aber klar ist, wir werden älter werden, eklatant älter sogar. Expert*innen glauben, dass die Zahl der über Hundertjährigen im Jahr 2050 fünfzehnmal so hoch ist wie jetzt. Engelhardt findet, dass gerade die Endlichkeit des Lebens etwas ist, das das Leben lebenswert macht. „Ist unendlich alt werden zu können wirklich ein Traum oder nicht eher ein Albtraum?“, fragt sie.
Und am Ende ist das Leben ähnlich wie die Wissenschaft: Man erlebt Niederlagen, versucht, das Große ins Kleine zu zerlegen, verläuft sich, kehrt zurück und formt sich neu. Dabei kommen wir immer weiter voran, weil wir dazulernen, besser werden, vieles besser verstehen. Und ganz zum Schluss sterben wir. Zumindest wir Menschen. Die Turritopsis dohrnii nicht – die sinkt zu Boden und fängt noch einmal von vorne an.
Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal Maren Engelhardt, Lehrstuhlinhaberin für Anatomie und Zellbiologie der JKU, über (Alb-)Träume.