Schubladen sind ja etwas unglaublich Praktisches. Dank ihnen wissen wir immer genau, wo was hingehört: Die Socken kommen in die linke Schublade im Schlafzimmer, das Essbesteck in die rechte Schublade in der Küche. Aufmachen, vollquetschen, zupressen. All es fertig verstaut.
So toll sie unsere Wohnungen auch ordnen, so kompliziert werden sie, wenn wir über Menschen sprechen. „Meine Devise lautet, mich nicht in eine einzige Schublade stecken zu lassen. Ich habe gelernt, dass meine Interessensgebiete – Kunst, Feminismus, Datenvisualisierung, Künstliche Intelligenz – gut koexistieren können und dass sich aus ihrer Vermengung oft neue Passionen und Möglichkeiten ergeben“, sagt Lisa Caligagan. Die 26-Jährige ist studentische Mitarbeiterin am LIT Robopsychology Lab, studiert Artificial Intelligence an der JKU und hat beim Ars Electronic a Festival, das im September an der JKU stattgefunden hat, ihr Projekt „A Student’s Perspective“ präsentiert. Für ihre „LIT Linz Institute of Technology“ -Einreichung hat sie sich an der Schnittmenge zwischen Künstlicher Intelligenz und Kunst bewegt und eine klare gesellschaftliche Botschaft transportiert: Studierend e brauchen mehr Repräsentation! Denn, so die JKUlerin, die Pandemie habe einmal mehr deutlich gemacht, wie sehr die Bedürfnisse junger Menschen marginalisiert werden. Deshalb sammelt e sie während der Lockdowns Daten und visualisierte sie mittels einer ganz klassischen Sticknadel in einer Datenwolke. Ihre Einreichung erzielte den gewünschten Effekt: „Es gab eine enorme Resonanz und ich durfte viele spannende Gespräche führen. Da bin ich auf den Geschmack gekommen und suche weiter nach Menschen – vor allem AI-Studierende wie mich –, die sich für eine universitäre Bildung entschieden haben, weil sie etwas bewirken und sich hier nicht nur einen Titel für ihren Lebenslauf abholen möchten.“ Corona, sagt sie, sei ein disruptiver Moment gewesen. Jetzt gebe es Chancen für einen Neuanfang.
Und wie könnte der gelingen? „Indem wir uns alle als Teilnehmende einer gemeinsamen Gesellschaft identifizieren und die Spaltung zwischen Jung und Alt, Entscheidungsträger* innen und Gebotsempfänger* innen aufheben“, sagt Caligagan. Weg mit den Schubladen und den müffelnden Mottenkugeln. Die junge Wissenschaftlerin ist sich sicher: Jetzt ist es an der Zeit, vorherrschende Strukturen zu hinterfragen und aktiv nach anderen Möglichkeiten zu suchen.
Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal haben wir mit Lisa Caligagan, Artificial Intelligence-Studentin an der JKU und Mitarbeiterin am LIT Robopsychology Lab, gesprochen.