Die Johannes Kepler Universität gründet im Rahmen des Linz Institute of Technology (LIT) ein College nach englischem Vorbild.
Oxford sehen und staunen. So ging es einer Delegation aus Oberösterreich. Vor einem Jahr hat sie unter Leitung des jetzigen Landeshauptmanns Thomas Stelzer die Universitätsstadt besucht. Ausgerechnet das St. Catherine’s College war es, das zum Abendessen lud. Schon beim Aperitif im Wohnhaus von Master Roger Ainsworth, dem Oberhaupt von St. Catherine’s, wird deutlich: Das College ist nicht weniger als eine Ikone moderner Architektur.
Der dänische Stararchitekt Arne Jacobsen hat es vor knapp 60 Jahren geplant. Dabei verband er in einer großen Geste studentische Tradition mit zukunftsgerichteter Architektur. Getreu dem Leitspruch des College „Nova et Vetera“. Arne Jacobsen hat nichts dem Zufall überlassen. Er hat alles geplant: Von der Mensa mit ihrer imposanten Dining Hall über speziell für St. Catherine’s entworfene Möbel bis zur Dessertgabel. Thomas Stelzer und seine Begleiter durften am sogenannten High Table Platz nehmen, um einmal die ausgeklügelte Zeremonie eines Dinners nach College-Fasson kennenzulernen. Allein der Weinkeller von St. Catherine’s übertrifft den österreichischer Gourmetrestaurants. Und auch das Abendessen erinnert viel eher an die französische Haute Cuisine als die mancherorts gefürchtete britische Küche. Nicht zu reden vom Digestif im Clubraum …
Man soll sich freilich vom Savoir-vivre im College nicht blenden lassen. Hier ist der Ort, wo an Exzellenz geschmiedet wird. Englische Colleges sind etwas Eigentümliches, eine Spezialität des englischen Bildungssystems. Ein College ist viel mehr als ein Internat für Studentinnen und Studenten. Es ist ein akademisches Dorf, ein Biotop zum Lernen. Neben kleinen Apartments finden sich hier Aufenthaltsräume, Bibliotheken, Vortragssäle, eine Mensa und die „Fellows“. Sie vertiefen am College, was an der Universität gelehrt wird. Über allem steht aber der Zusammenhalt, die besondere Gruppendynamik zwischen den Studierenden am College.
Wer an der University of Oxford studieren will, muss an einem seiner Colleges aufgenommen werden. Sie sind das Nadelöhr in die berühmte Universität. An der Johannes Kepler Universität geht man nun bei MINT-Studien den umgekehrten Weg. Der Zugang zu den Studien der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, auch den Masterstudien, ist weiterhin selbstverständlich frei.
Das Linz Institute of Technology (LIT) macht aber ein Zusatzangebot für besonders talentierte und ambitionierte Studierende mit Bachelor-Abschluss. Sie können sich um einen der 50 Plätze am LIT College bewerben.
Das LIT College entsteht in bester Lage im Norden des Campus. Der Linzer Hochschulfonds – bestehend aus Land Oberösterreich und Stadt Linz – stellt das Grundstück zur Verfügung. Darauf errichtet ein Investor in hocheffizienter Holzbauweise das LIT College. Damit entsteht ein attraktiver Wohn- und Lernraum – ganz nach dem großen britischen Vorbild.
Die Studierenden des LIT College absolvieren die Lehrveranstaltungen des jeweiligen regulären Masterstudiums. Dazu kommt aber eine besondere Förderung durch die „Fellows“. In Kleingruppen werden Lehrinhalte reflektiert und vertieft und kritisches wissenschaftliches Denken gefördert. Aber auch Persönlichkeit und soziale Kompetenz stehen im Fokus.
Wer in das LIT College aufgenommen werden will, muss sich bewerben. Ein vorzeigbarer Bachelorabschluss in einem MINT-Fach ist Grundbedingung. Weitere Entscheidungsgrundlagen sind ein Bewerbungs- und Motivationsschreiben. Auf dieser Grundlage erfolgt die Einladung zu einem Bewerbungsverfahren. Letztlich entscheidet eine Kommission.
Colleges wie St. Catherine’s sind Vorbild für das LIT College. Die Linzer Variante ist aber schlichter und weniger elitär angelegt. Britische Extravaganz passt nicht so recht zu einem College in unseren Breiten. Begabung, Neigung und Motivation sind aber da wie dort die Eintrittskarte ins College.