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Kepler Tribune
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Kommentar Ausgabe 1/2022

Aufwa­chen

Jah­re­lang bestimm­ten die gro­ßen Tech-​Konzerne aus den USA, wohin die Reise geht. Jetzt ist ihre Macht ange­zählt und China geht sowieso sei­nen eige­nen Weg. Nutzt Europa seine Chance?

Von Martina Bachler
Hintergrund Ausgabe 1/2022

Tempo

Es fühlt sich nicht wirk­lich gut an, zu wis­sen, dass wir Euro­päer bei den Schlüs­sel­tech­no­lo­gien, die unsere Zukunft prä­gen wer­den, nicht viel mit­zu­re­den haben. Aber sind wir tat­säch­lich zu lahm, um den USA und China hin­ter­her­zu­kom­men – oder ist es manch­mal auch schlau, nicht hin­ter­her­zu­sprin­ten?

Von Thomas Vašek
Wissen Ausgabe 1/2022

Alles in Bewe­gung

Die mikro­sko­pisch kleine Welt der Mole­küle birgt noch immer viele Geheim­nisse. Künst­li­che Intel­li­genz kann hel­fen, sie zu lüf­ten. Am Insti­tut für Machine Lear­ning der JKU arbei­tet man schon jetzt an den Algo­rith­men der Zukunft, die nicht nur die Medi­zin vor­an­brin­gen könn­ten.

Von Eike Kühl
Im Gespräch Ausgabe 1/2022

Fetisch KI

Als Wolf­gang von Kem­pe­len in den 1780er Jah­ren sei­nen Schach­au­to­ma­ten dem euro­päi­schen Publi­kum vor­führte, war der alte Kon­ti­nent das Zen­trum eines auf Wis­sen­schaft und Tech­nik, aber auch kolo­nia­ler Expan­sion aus­dau­en­den Inno­va­ti­ons­geis­tes. An der Schwelle zur Indus­tri­el­len Revo­lu­tion kannte der Fort­schritts­glaube nur eine Rich­tung: vor­wärts!

Heute scheint Europa dage­gen ins Hin­ter­tref­fen zu gera­ten. Gerade bei den Emer­ging Tech­no­lo­gies „Künst­li­che Intel­li­genz“ und „Maschi­nel­les Ler­nen“ habe man, so der Tenor, den Anschluss an China und die USA ver­lo­ren. Jetzt ließe sich ein­wen­den, dass dies – gemes­sen an der Anzahl euro­päi­scher Start-​ups und publi­zier­ter Arti­kel in eben­die­sen Inno­va­ti­ons­be­rei­chen – gar nicht mal der Fall ist. Aber ein sol­ches Auf­rech­nen geht an der eigent­li­chen Frage vor­bei: Was heißt denn „Krea­ti­vi­tät“ und „Inno­va­tion“ bezo­gen auf KI?

Kem­pe­lens „Wun­der­werk der Tech­nik“, das letzt­lich auch Inspi­ra­tion für eine Reihe wei­te­rer Erfin­dun­gen war, basierte auf einem simp­len Trick: Der als Türke ver­klei­dete Auto­mat wurde von einem in der Appa­ra­tur ver­steck­ten Schach­spie­ler gesteu­ert. Der „getürkte“ Appa­rat folgte dem­nach nicht nur dem ras­sis­ti­schen Ima­gi­när vom unheim­li­chen, aber irgend­wie auch cle­ve­ren Ori­en­ta­len, son­dern wurde selbst zum Sinn­bild eines auf mensch­li­cher Arbeit auf­bau­en­den Inno­va­ti­ons­pro­zes­ses.  So nimmt „Ama­zon Mecha­ni­cal Turk“, eine der größ­ten Micro-​labour-Plattformen, die wesent­lich zum KI-​Erfolg bei­getra­gen haben, direkt Anleihe beim Schach­tür­ken. Mit ihr kön­nen repe­ti­tive Arbeits­schritte wie das müh­same Kenn­zeich­nen von Daten­sets an zumeist schlecht bezahlte Arbeits­kräfte (Tur­kers) aus­ge­la­gert und damit ver­steckt wer­den. Um den Fetisch einer sol­chen „Arti­fi­cial Arti­fi­cial Intel­li­gence“ (Selbst­be­zeich­nung) auf­recht­zu­er­hal­ten, wird die zur Her­stel­lung eben­die­ser Intel­li­genz not­wen­dige Arbeit, das heißt ihre soziale Kon­sti­tu­tion, ver­drängt.

Der Fetisch­cha­rak­ter von KI führt in eine Sack­gasse. Was wol­len wir denn von die­ser Tech­no­lo­gie? Dass sie uns beim Shop­pen behilf­lich ist, unser Auto steu­ert, unsere Urlaubs­bil­der taggt oder in unse­rem Namen – am bes­ten noch mit unse­rer Stimme – Tisch­re­ser­vie­run­gen vor­nimmt? Ist das wirk­lich die große „KI-​Revolution“, die wir uns vor­stel­len?

Anstatt also Heils­ver­spre­chen, aber auch Unter­gangs­fan­ta­sien hin­ter­her­zu­ren­nen, bestünde eine echte, krea­tive Aus­ein­an­der­set­zung mit die­ser Zukunfts­tech­no­lo­gie darin, sich erst ein­mal klar dar­über zu wer­den, was für eine Zukunft wir uns da wün­schen. Das mag jetzt wie­der nach typisch euro­päi­scher Inno­va­ti­ons­bremse klin­gen, wäre aber ange­sichts der bestehen­den Her­aus­for­de­run­gen (Arbeits­markt, Kli­ma­wan­del, Finanz­spe­ku­la­tion, Demo­kra­tie­ver­sa­gen etc.) tat­säch­lich ein­mal eine Revo­lu­tion, die ihren Namen ver­dient.  

Von Clemens Apprich
(c) Angelika Kessler
(c) Angelika Kessler
Im Gespräch Ausgabe 1/2022

Inno­va­tives Europa?

Inter­es­sierte Leser*innen wis­sen es bereits: Schlag­zei­len zu Inno­va­tio­nen in euro­päi­schen Unter­neh­men sind oft nega­tiv. „Der Stan­dard“ ver­öf­fent­lichte unlängst einen Arti­kel mit dem Titel „Hat die EU bei Inno­va­tio­nen den Anschluss ver­lo­ren?“ und schluss­fol­gert, dass die USA und China euro­päi­sche Unter­neh­men in puncto Inno­va­tio­nen abhän­gen. Weder große Tech-​Konzerne noch die wert­volls­ten Start-​ups kom­men aus der EU (nur 10% der soge­nann­ten „Uni­corns“ stam­men aus Europa).

Dabei waren es doch gerade euro­päi­sche Unter­neh­men und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen, die das 20. Jahr­hun­dert mit Inno­va­tio­nen präg­ten. Warum fällt Europa bei Inno­va­tio­nen immer mehr zurück, wie beein­flusst das die euro­päi­sche Wirt­schaft und wie kön­nen Inno­va­tio­nen geför­dert wer­den? Die Gründe für das Inno­va­ti­ons­de­fi­zit sind viel­fäl­tig. Die EU hat zwar wirt­schaft­lich die Nase vorne, hinkt aber bei den Aus­ga­ben für For­schung und Ent­wick­lung hin­ter­her. Hoch qua­li­fi­zierte Fach­kräfte aus dem Aus­land fas­sen in der EU schwer Fuß. Das liegt einer­seits an der Anzie­hungs­kraft der USA (v.a. Sili­con Val­ley), ande­rer­seits an kom­pli­zier­ten Visa- und Auf­ent­halts­re­geln. So zeigt die „Blaue Karte EU“, das Flagg­schiff der EU, um qua­lifi zierte Fach­kräfte nach Europa zu holen, beschei­dene Resul­tate. Diese und wei­tere Gründe haben weit­rei­chende nega­tive Kon­se­quen­zen, wie bei­spiels­weise, dass euro­päi­sche Unter­neh­men von aus­län­di­schen Her­stel­lern abhän­gig wer­den, was wie­derum das wirt­schaft­li­che Wachs­tum lang­fris­tig hem­men könnte.

Die Pro­gno­sen müs­sen aber nicht düs­ter blei­ben. So kann der Green Deal­der EU als Basis für die Ent­wick­lung inno­va­ti­ver Lösun­gen für eine kli­ma­neu­trale Zukunft gese­hen wer­den. Neben inno­va­ti­ven Ideen braucht es auf der Policy-​Ebene auch die Bereit­schaft, inno­va­tive Unter­neh­men zu för­dern, dabei auf Euro­pas Stär­ken zu fokus­sie­ren und nicht zu ver­su­chen, soge­nannte „Sili­con Some­whe­res“ zu eta­blie­ren. Schluss­end­lich braucht es sei­tens der EU eine bes­sere Posi­tio­nie­rung für hoch qua­li­fi­zierte inter­na­tio­nale Arbeits­kräfte. Schließ­lich ist es all­seits bekannt, dass viele bekannte Inno­va­tio­nen ohne Migrant*innen nicht mög­lich gewe­sen wären. Die Erfolgs­story der BioNTech-​Gründer, die als Ein­wan­de­rer­kin­der inzwi­schen eines der welt­weit bekann­tes­ten Star­tups gegrün­det haben, muss keine Aus­nahme blei­ben.  

Von Almina Bešic
Wissen Ausgabe 1/2022

Garten­hand­schuh statt Ironman

Exo­ske­lette kön­nen Quer­schnitts­ge­lähm­ten hel­fen und Rücken­pro­bleme bei Schwerst­ar­beit ver­hin­dern. Aber sie könn­ten den Men­schen auch opti­mie­ren und zu noch mehr Leis­tung trei­ben. Wo endet die Opti­mie­rung? Und wo beginnt die Ent­mensch­li­chung?

Von Johann Voigt
Hintergrund Ausgabe 1/2022

Narra­ting our way out

An essay by the New York Times fea­tured jour­na­list and nove­list JESSI JEZEW­SKA STE­VENS.

Von Jessi Jezewksa Stevens
Wissen Ausgabe 1/2022

Diese Seiten stehen unter Wahr­heits­pflicht

Damit es aktu­elle Gerichts­pro­zesse in die Medien schaf­fen, müs­sen sie meis­tens eines von drei Din­gen erfül­len: Sie müs­sen beson­ders spek­ta­ku­lär oder blut­rüns­tig sein. Oder aber jemand Berühm­ter hat sich dane­ben­be­nom­men. Trotz­dem lohnt es sich, mal einen Schritt zurück­zu­ge­hen – und eine Zeit­reise zu machen. In die Ver­gan­gen­heit des Straf­rechts zu eini­gen wich­ti­gen Eck­da­ten und fünf ganz beson­de­ren Ereig­nis­sen.

Von Michael Möseneder
Hintergrund Ausgabe 1/2022

Gekommen, um zu bleiben

Für NFT-​Kunst wer­den Mil­lio­nen­be­träge bezahlt. Der Hype um die Tech­no­lo­gie und die schwa­che Qua­li­tät vie­ler Werke ver­stel­len den Blick auf deren Poten­ziale, aber auch ihre Schwä­chen.

Von Nina Schedlmayer
Hintergrund Ausgabe 1/2022

Der leise Knall

Die große wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis kommt immer mit einem ordent­li­chen Rumms. Stimmt schon, aber nicht immer ist der auch zu sehen. Die spek­ta­ku­lärs­ten Ergeb­nisse pas­sie­ren näm­lich nicht sel­ten im Kopf.

Von Florian Freistetter
Wissen Ausgabe 1/2022

Geheime Verschluss­sache

Am Med Cam­pus I der JKU tüf­teln For­scher*innen daran, die Ver­kal­kung unse­rer Gefäße bes­ser zu ver­ste­hen. Ein medi­zi­ni­scher Durch­bruch könnte Mil­lio­nen Leben ver­län­gern. Aber die Arte­rie bleibt eine kom­pli­zierte Mate­rie.

Von Lukas Kapeller
Visionen Ausgabe 1/2022

Somnium - Der Traum von Wissen­schaft

In den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren haben viele Kol­le­gen und ich ungläu­big und auch trau­rig beob­ach­ten müs­sen, wie sehr viele Men­schen kein Ver­trauen mehr in uns gehabt haben. Wir müs­sen uns aber auch fra­gen: Warum haben uns diese Men­schen nicht mehr geglaubt? Was sind die Gründe, warum sie lie­ber Heils­ver­spre­chen als der Medi­zin­heil­kunde glau­ben?

Ich möchte weni­ger über den Traum von Wis­sen­schaft und mehr über das Ver­trauen in sie, den Glau­ben an uns schrei­ben. Fried­rich Nietz­sche hat einen gro­ßen Satz gesagt: „He who has a strong enough why, can bear almost any how.“

Warum sol­len uns als Ärz­tin­nen und Ärz­ten Men­schen ver­trauen? Es wird ange­sichts mei­nes Berufs wenig über­ra­schen, dass die Ant­wort für mich lau­tet: Ver­trauen baut man in guten Zei­ten auf, um es in schwie­ri­gen Pha­sen zu nut­zen. All­ge­mein­me­di­zin ist für mich die­ser Ver­trau­ens­auf­bau. Das Gefühl, dass wir da sind. Bei den klei­nen Sor­gen, die den­noch zu gro­ßen Ängs­ten füh­ren kön­nen. Wir All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin­nen und All­ge­mein­me­di­zi­ner sind immer da. Wenn es zwickt, wenn etwas dumm gelau­fen ist – und oft genug auch dann, wenn es ein Ohr zum Zuhö­ren braucht: Weil die Seele mehr schmerzt als der Kör­per.

Aber damit wir das auch leben kön­nen, brau­chen wir Rah­men­be­din­gun­gen. Wir brau­chen den „Arzt des Ver­trau­ens“ auch im 21. Jahr­hun­dert. Wir müs­sen digi­tal sein. Wenn die Freunde auf Face­book und Insta­gram sind, dann müs­sen auch wir im Handy der Men­schen sein. Ver­trauen, das ent­steht durch Nähe – zeit­li­che, räum­li­che und emo­tio­nale. Was heute unter dem Schlag­wort „trans­for­ma­tive health care“ zusam­men­ge­fasst wird, muss das Ver­sor­gungs­mo­dell der Zukunft sein. Ein inklu­si­ves Modell.

Und so habe ich am Schluss doch einen Traum: Men­schen wer­den uns wie­der ver­trauen, wenn wir den Men­schen sehen. Seine Ängste und Träume, seine Wün­sche und Hoff­nung. Ein Arzt, der nur eine Ansamm­lung an Erkran­kun­gen sieht, wird viel­leicht Ant­wor­ten fin­den. Ein Arzt, der den Men­schen sieht, wird sein Ver­trauen gewin­nen. Wenn das gelingt, dann wer­den meine Stu­die­ren­den zu mehr als Ärz­ten, sie wer­den zu Gesund­heits­be­glei­tern der Men­schen, die sich ihnen anver­trauen.

Die Wis­sen­schaft, dar­über kann es keine zwei Mei­nun­gen geben, ist eine auf­re­gende Sache. In jeder Aus­gabe wid­men wir ihr des­halb die letz­ten Zei­len. Die­ses Mal haben wir mit Erika Zelko, Lehr­stuhl­in­ha­be­rin für All­ge­mein­me­di­zin der Medi­zi­ni­schen Fakul­tät der Johan­nes Kep­ler Uni­ver­si­tät Linz, gespro­chen.  

Von Erika Zelko
Erika Zelko
Kepler Salon
Kepler Salon Ausgabe 1/2022

Tanzen möchte ich!

Wie die Zeit ver­geht, ist ein oft geta­ner Aus­ruf der Ver­wun­de­rung über den Lauf der­sel­ben. Gerade ging ich noch in die Schule, trug mein frisch gebo­re­nes Kind im Arm und hatte deut­lich mehr Haare am Kopf, was den Rest nicht hin­dert, jeder Art von Zäh­mung die immer brei­ter wer­dende Stirn zu bie­ten. Meine Groß­el­tern sind Jahr­zehnte tot, wenn auch kein Tag ver­geht, an dem ich sie wie einige mehr ver­schwun­dene Men­schen im Sinn habe und ver­misse. „Es ist mein tie­fer Glaube, dass die Toten nicht tot sind, solange wir leben“, lese ich beim ver­ehr­ten Uni­ver­sal­den­ker Alex­an­der Kluge, der am Valen­tins­tag neun­zig Jahre alt gewor­den ist. Seit fast vier­zig Jah­ren spiele ich mit mei­nem über neun­zig Jahre alten Orga­nis­ten­freund. Im Alter von zwölf, drei­zehn Jah­ren habe ich die Sei­ten gewech­selt. Bis dahin galt ich als auf­stre­ben­der Minis­trant, dem künf­tige Füh­rungs­po­si­tio­nen zuge­traut wur­den. Es kam anders, der Orga­nist nahm den ange­hen­den Flö­ten­spie­ler unter sei­nen Fit­ti­chen auf die Orgel­em­pore mit. Ich habe nicht nur die Sei­ten, son­dern auch die Per­spek­tive gewech­selt. Noch heute fahre ich alle hei­li­gen Zei­ten, sie sind es mir wirk­lich, in mei­nen Hei­mat­ort, um mit ihm zu musi­zie­ren. Ich habe wenige so lei­den­schaft­li­che Musi­ker wie ihn ken­nen­ge­lernt. Er nimmt sein Ama­teur­sein ernst und liebt, was er tut.

Ich frage die Urgroß­mutter mei­ner Töch­ter, sie wird in drei Jah­ren hun­dert, was sie gerne tun würde: „Tan­zen möchte ich noch ein­mal!“, ant­wor­tet sie mir ohne Nach­den­ken mit ver­schmitz­tem Lächeln und ihre Augen leuch­ten wie die ihres jüngs­ten Uren­kel­kinds, das mehr als neun Jahr­zehnte nach ihr das Licht der Welt erblickte. Seit zwei Jah­ren befin­den wir uns schon im pan­de­mi­schen Aus­nah­me­zu­stand, der nicht und nicht ein Nor­mal­zu­stand wer­den will, an den wir uns, nicht nur auf­grund der häu­fig wech­seln­den Ver­ord­nun­gen, nicht gewöh­nen könn­ten. Erin­nern Sie sich noch, wie vor gut zwei Jah­ren die ers­ten Mel­dun­gen über eine Virus­er­kran­kung laut gewor­den sind? Viel­leicht glaub­ten Sie auch wie ich, China sei weit weg. Das mit­tel­eu­ro­päi­sche Ver­ständ­nis, weit­ge­hend ver­schont von Erschüt­te­run­gen aller Art zu sein, war ein unhin­ter­frag­tes Selbst­ver­ständ­nis. Und wir sind längst dabei, die­ses wei­ter­hin für uns in Anspruch zu neh­men. Erin­nern Sie sich an die lee­ren Stra­ßen, die Stille, die im ers­ten Lock­down über unse­ren Städ­ten lag? Mir ist erst vor kur­zem auf­ge­fal­len, dass ich einige mir sehr nahe Men­schen, die nicht ums Eck leben, seit über zwei Jah­ren nicht leib­haf­tig gese­hen habe. Der Schein der vir­tu­el­len Welt trügt mit­un­ter.

Alles recht und schön! Sie fra­gen sich viel­leicht, wo will er hin­aus? Ich kann Ihnen ver­si­chern, dass Sie mit die­ser Frage nicht allein sind. Wie geht es jetzt wei­ter? Was pas­siert, wenn sich der Nebel lich­tet, sich die Trü­bun­gen der Pan­de­mie am Boden abge­setzt haben und sedi­men­tie­ren? Wel­che Spu­ren wer­den wir vor­fin­den? Und dabei bleibt die Frage, ob die Pan­de­mie wirk­lich schon zu Ende geht? Was kommt im Herbst? Kommt nach der Pflicht die Kür, mit oder ohne Pflicht? Die Kür von was? „Was machst du gerade?“, frage ich meine fünf­jäh­rige Toch­ter bei einem Anruf. „Ich tele­fo­niere mit dir!“, reagiert sie ver­dutzt. Wenn Klug­heit ein Alter hat, ist sie mit Sicher­heit um vie­les älter als ich.

„Man kann dem Leben nicht mit aus­wen­dig Gelern­tem begeg­nen“, sagt der Volks­mund, aber mit Wach­heit für die Gegen­wart. Schon im Jahr 2019 waren laut Sta­tis­tik Aus­tria 1.472.000 Men­schen oder 16,9 Pro­zent der Bevöl­ke­rung in Öster­reich armuts-​ oder aus­gren­zungs­ge­fähr­det. Ein­kom­mens­ar­mut, erheb­li­che mate­ri­elle Ein­schrän­kun­gen oder geringe Erwerbs­ein­bin­dung sind nach der Defi­ni­tion des EU-​Sozialziels Merk­male die­ser Gruppe. Dass diese Gruppe in den letz­ten Jah­ren mit Sicher­heit nicht klei­ner gewor­den ist, braucht nicht erwähnt zu wer­den. Wie wich­tig der Zugang zu Bil­dung, zur Anstif­tung eines For­scher*innen­drangs ist, zeigt die Gegen­wart deut­lich. Wir leben in einem post­fak­ti­schen Zeit­al­ter, dem hof­fent­lich bald ein post­pan­de­mi­sches fol­gen wird, doch am nahen Hori­zont – zumin­dest glau­ben wir uns noch in der Distanz – war­ten schon die nächs­ten Her­aus­for­de­run­gen wie die Kli­ma­krise auf uns. Was hier in ein paar Sät­zen hin­ge­schrie­ben steht, sind kon­krete Pro­bleme, die für viele von uns die der ande­ren sind. Vor lau­ter Bäu­men sehen wir den Wald nicht, den wir ohne­hin nicht erbli­cken wol­len.

„Das wird ein Nach­spiel haben!“, hört man oft als Dro­hung, wenn etwas schief­ge­lau­fen ist. Bemer­kens­wert finde ich, dass es gerade dann zu einem Spiel kom­men soll, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Die Erfah­rung zeigt, dass die Spiel­plätze aller Arten im Ernst­fall ver­sperrt wer­den. Viel­leicht liegt darin unsere Chance, die Plätze des Spiels, der Fan­ta­sie, des Sin­gens, Tan­zens, Stau­nens erns­ter zu neh­men. „Jeder ist jemand!“, wie es George Tabori auf den Punkt gebracht hat, ist dabei eine wich­tige Erin­ne­rung. Wer staunt, liegt nie­mals falsch, denn es gibt kein fal­sches Stau­nen im rich­ti­gen Leben. „Es würde den Geset­zen gut­tun, wenn sie gesun­gen wer­den könn­ten“, darf ich mich ein­mal mehr auf Alex­an­der Kluge beru­fen.

Ob sin­gend oder ein­fach mit­ein­an­der ins Gespräch kom­mend, wol­len wir uns auch im Früh­jahr im Kep­ler Salon vie­len Fra­gen stel­len. Das Spiel liegt mir nahe, daher lade ich Sie zu einem Spie­le­abend (4. April) in den Zir­kus des Wis­sens ein. Die Zusam­men­ar­beit mit die­sem zau­ber­haf­ten Spiel­ort der Johan­nes Kep­ler Uni­ver­si­tät Linz und sei­nem Zir­kus­di­rek­tor Airan Berg wol­len wir immer wie­der inten­siv leben. „Likest du noch oder lebst du schon?“, fragt die Digital-​Detox-Coachin Chris­tina Fei­rer (11. April) und erklärt mit Know-​how, Empa­thie und Witz, warum Apps in unse­rem Hirn das Beloh­nungs­zen­trum akti­vie­ren, wel­che Urinstinkte Likes in uns wecken, und zeigt, wie das Dau­er­feuer an Nach­rich­ten und Infor­ma­tio­nen auf uns wirkt. „Wag­ners Dun­kel­kam­mer“ hat sich zu einem unge­heuer wich­ti­gen und wirk­sa­men For­mat in unse­rem Pro­gramm ent­wi­ckelt. Karin Wag­ner bringt gemein­sam mit Gäs­ten Licht in Ver­ges­se­nes und Ver­dräng­tes. Am 25. April rückt Jür­gen Pet­tin­ger das Schick­sal von Franz Doms in den Blick­punkt und the­ma­ti­siert, was es bedeu­tet hat, „Schwul unterm Haken­kreuz“ gewe­sen zu sein. Mit der Kultur-​ und Sozi­al­an­thro­po­lo­gin Bet­tina Lud­wig sind wir unse­rer Zukunft auf der Spur (2. Mai): Sie nimmt uns mit zu Jäger-​Sammler*innen-​Gesellschaften, in denen Zeit, Besitz und Hier­ar­chien anders funk­tio­nie­ren, als wir es gewohnt sind. Aus dem Blick zurück ent­wi­ckelt Lud­wig eine Vision für eine Gemein­schaft, in der Diver­si­tät der Nor­mal­fall ist, und bricht damit eine Lanze für Opti­mis­mus und eine gute Por­tion Rea­lis­mus. Der Lin­zer Kura­tor und Buch­de­si­gner Gott­fried Hat­tin­ger führt mit sei­nem „Maschi­nen­buch“ (16. Mai) in ein Reich der mecha­ni­schen Fan­ta­sie, das zeigt, dass die­ses nicht nur von Künst­lern und Inge­nieu­ren bevöl­kert wird, son­dern am Rande auch von Göt­tern, Teu­feln, Dich­tern und Phi­lo­so­phen, Uto­pis­ten, Schar­la­ta­nen, Betrü­gern, Kur­pfu­schern und Fan­tas­ten. Nicht zufäl­lig erscheint das Buch anläss­lich der Aus­stel­lung „Welt­ma­schine“, die im Offe­nen Kul­tur­haus bis 15. Mai zu sehen ist, zum 450. Geburts­tag von Johan­nes Kep­ler. In der Per­sön­lich­keit Kep­lers ver­ei­nen sich neben mathe­ma­ti­schem Genius Ima­gi­na­ti­ons­kraft, Expe­ri­men­tier­lust und visio­nä­res Den­ken, das auch lite­ra­ri­sche Uto­pie nicht aus­schließt. Unse­ren Namens­stif­ter bringt uns auch Erich Meyer „ganz pri­vat“ (13. Juni) näher. Die­ser Abend ist der Auf­takt zu einer drei­tei­li­gen Reihe zu Johan­nes Kep­ler, die uns noch das ganze Jahr beglei­ten wird. Begeg­nen Sie im Kom­men­den noch Eli­sa­beth Schweeger, Chris­tine Hai­den, Kurt Kotrschal und vie­len ande­ren mehr. Wir blei­ben dran an vie­len Fra­gen und dabei vor allem an uns!

Von Norbert Trawöger
Kepler Salon Ausgabe 1/2022

Wider­stand wider Willen

Ab 18 Uhr fin­den neun­zehn Hin­rich­tun­gen statt“, notiert Mon­si­gnore Edu­ard Köck am Mor­gen des 7. Februar 1944 hand­schrift­lich in sei­nem Dienst­ta­ge­buch. Er lis­tet die Namen jedes ein­zel­nen Tod­ge­weih­ten auf, die jewei­lige Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit, die Gründe, warum sie hin­ge­rich­tet wer­den sol­len, und sogar die geplante Rei­hen­folge. An die­sem Mon­tag sind es sechs Sol­da­ten wegen Fah­nen­flucht, sie­ben Män­ner wegen Wehr­kraft­zer­set­zung, drei, weil sie einer kom­mu­nis­ti­schen Wider­stands­gruppe ange­hört hat­ten, zwei wegen Mor­des und einer – mit gerade ein­mal 21 Jah­ren der Jüngste an die­sem Tag – wegen „Unzucht wider die Natur mit Per­so­nen des­sel­ben Geschlechts“. Franz Doms, so heißt der schwule junge Mann, sollte als Fünf­zehn­ter an die­sem Abend an der Reihe sein. Trotz sei­nes jugend­li­chen Alters hat er schon mehr Haft­er­fah­rung als alle ande­ren, die am Abend mit ihm zum Scha­fott geführt wer­den sol­len. Die letz­ten vier Jahre sei­nes Lebens hat er fast aus­schließ­lich in Ker­ker­zel­len oder Unter­su­chungs­haft­an­stal­ten ver­bracht. Als sieb­zehn­jäh­ri­ger Bur­sche wurde er zum ers­ten Mal ver­haf­tet. Nach­barn hat­ten ihn ange­zeigt. „Der Hit­ler kann hun­dert Jahre alt wer­den, wenn er glaubt, er bringt mich zum Arbeits­dienst“, soll er im Streit zu sei­ner Schwes­ter gesagt haben. Füh­rer­be­lei­di­gung konnte ihm zwar nicht nach­ge­wie­sen wer­den, aber in der Aus­ein­an­der­set­zung soll auch das Wort „War­mer“ gefal­len sein – drei Monate Haft für den Jugend­li­chen. Die Kri­mi­nal­po­li­zei hatte es vor allem aber dar­auf abge­se­hen, andere Namen aus ihm her­aus­zu­be­kom­men. Franz Doms erwies sich dies­be­züg­lich aller­dings als har­ter Kno­chen. Nicht ein­mal Schläge, Schlaf-​ und Nah­rungs­ent­zug oder Water­boar­ding führ­ten zum Erfolg. Ein beson­ders dienst­be­flis­se­ner Beam­ter orga­ni­sierte eines Tages sogar Lokal­au­gen­scheine. Obwohl aus Kriegs­grün­den bereits mög­lichst kein Ben­zin mehr ver­braucht wer­den sollte, wurde Franz Doms durch ganz Wien kut­schiert, um wenigs­tens zu zei­gen, wo er sich mit den Män­nern getrof­fen hatte. Auch das aller­dings nichts mehr als Sprit­ver­schwen­dung. So lebte in einer von Franz Doms ein­deu­tig iden­ti­fi­zier­ten Villa in Rodaun schon lange nur mehr eine allein­ste­hende Witwe, keine Spur von einem Homo­se­xu­el­len. Eine von Franz Doms „mit aller­größ­ter Sicher­heit“ wie­der­erkannte Zins­woh­nung im drit­ten Bezirk in Wien war schon seit Jah­ren ver­sie­gelt, in ihr hatte ein Jude gelebt, dem die Flucht gelun­gen war. In den Ermitt­lungs­pro­to­kol­len trieft der Frust der Beam­ten über den jun­gen Schwu­len, der nicht zu kna­cken war, regel­recht her­aus.

Nach drei Frei­heits­stra­fen, dar­un­ter ein Jahr schwe­rer Ker­ker, attes­tierte ein Staats­an­walt Franz Doms schließ­lich, dass von einer wei­te­ren Frei­heits­strafe keine Bes­se­rung mehr zu erwar­ten sei. Erst jetzt, um sein Leben zu ret­ten, gab er ein paar Namen bekannt. Alle­samt von Kon­tak­ten, für die er ohne­hin schon ein­mal ver­ur­teilt wor­den war. Trotz­dem wurde der damals 20-​Jährige „als gefähr­li­cher Gewohn­heits­ver­bre­cher wegen Unzucht wider die Natur“ zum Tode ver­ur­teilt. In einem Beschwer­de­brief schreibt er wenig spä­ter, schon in der Todes­zelle sit­zend, dass man für ein und die­selbe Tat nicht zwei­mal bestraft wer­den könne. Sämt­li­che Gna­den­ge­su­che wur­den den­noch abge­lehnt.

Seine letz­ten Stun­den ver­bringt Franz Doms gemein­sam mit dem 30-​jährigen Ste­fan Ram­bausch und dem 49-​jährigen Leo­pold Hadaček in einer soge­nann­ten „Arme­sün­der­zelle“, wo die Tod­ge­weih­ten noch Papier und Stift erhal­ten, um einen Abschieds­brief zu schrei­ben, und der Pfar­rer ihnen letz­ten Bei­stand leis­tet. Im Dienst­ta­ge­buch von Mon­si­gnore Köck ist ver­zeich­net, dass Franz Doms die Ster­be­sa­kra­mente erhal­ten habe und die bei­den ande­ren als Athe­is­ten um die Abso­lu­tion gebe­ten und bekom­men haben. Am Abend wird dann einer nach dem ande­ren abge­holt. Alle paar Minu­ten hallt ab 18 Uhr das dumpfe „Wumms“ des her­ab­fal­len­den Fall­beils durch die Gänge und Stie­gen­häu­ser des Wie­ner Lan­des­ge­richts. Um 18 Uhr 42 ist Ste­fan Ram­bausch an der Reihe. Er war Hilfs­ar­bei­ter bei den Hermann-​Göring-Werken in Linz und hatte sei­nen Kol­le­gen immer wie­der pro­phe­zeit, dass der Krieg für Deutsch­land bald ver­lo­ren sein und die Ver­ant­wort­li­chen dann an die Wand gestellt wer­den wür­den. Laut Gerichts­ur­teil „nicht nur ein gele­gent­li­cher Mecke­rer, son­dern ein sys­te­ma­ti­scher Het­zer“. Leo­pold Hadaček war Maschi­nen­ar­bei­ter in Nie­der­ös­ter­reich und über­zeug­ter Kom­mu­nist. Er musste um 18 Uhr und 44 Minu­ten ster­ben, weil er eine Wider­stands­gruppe gegrün­det, Kame­ra­den ange­wor­ben, Schu­lungs­tref­fen orga­ni­siert und Geld gesam­melt hatte. Als Letz­ter wird Franz Doms um 18 Uhr und 46 Minu­ten aus der Arme­sün­der­zelle geholt und getö­tet. Nur eine Stunde dau­ert es, bis alle neun­zehn Men­schen tot sind. Pfar­rer Edu­ard Köck schreibt: „19 Uhr: Ein­seg­nung der Hin­ge­rich­te­ten.“

Der Hin­rich­tungs­raum im Wie­ner Lan­des­ge­richt exis­tiert noch heute. Dort, wo das Fall­beil gestan­den ist, ist im Boden ein gro­ßer Abfluss für das Blut der Ermor­de­ten ein­ge­las­sen. Auch die ori­gi­nale Ver­flie­sung und der Was­ser­hahn, wo der Schlauch zum Aus­sprit­zen nach jeder Hin­rich­tung ange­schlos­sen war, ist noch da. Heute wird in dem gespens­ti­schen Raum der vie­len Opfer der NS-​Justiz gedacht. „Nie­mals ver­ges­sen – seid wach­sam!“, steht auf einer gro­ßen Mes­sing­ta­fel. Wie im Dienst­ta­ge­buch des Ober­pfar­rers Edu­ard Köck vor 78 Jah­ren mit kra­ke­li­ger Hand­schrift sind die Namen jetzt in gol­de­nen Let­tern auf­ge­lis­tet. Dar­un­ter Ste­fan Ram­bausch oder Leo­pold Hadaček. Der Name Franz Doms fehlt bis heute. Er und die bei­den Mör­der sind die Ein­zi­gen aus der Liste der neun­zehn Todes­kan­di­da­ten vom 7. Februar 1944, an die nicht erin­nert wird. Homo­se­xua­li­tät war genau wie Mord sowohl vor als auch nach dem NS-​Terror straf­bar, die jewei­li­gen Gesetze waren keine Erfin­dung der Nazis und die Urteile – so der Gedanke – daher kein Unrecht im eigent­li­chen Sinn.

Schwule Män­ner, die über­lebt haben, wur­den 1945 nicht etwa viel­fach befreit, son­dern ein­fach von den Ver­nich­tungs­la­gern direkt wie­der in Gefäng­nisse über­stellt, um dort ihre Rest­stra­fen abzu­sit­zen. Nazi-​Urteile hin oder her, Schwul­sein war ein Ver­bre­chen.

In der Zwei­ten Repu­blik wurde nicht nur der § 129, „Unzucht wider die Natur“, unver­än­dert über­nom­men, es wurde auch die Ver­fol­gungs­pra­xis der Nazis ein­fach fort­ge­setzt, obwohl es die davor gar nicht in der Form gege­ben hatte. Galt vor den Nazis viel­fach der Grund­satz „Wo kein Klä­ger, da kein Rich­ter“, wurde ab 1938 aktiv ver­folgt, spio­niert und aus­ge­forscht. Da es dank der Nazis die nöti­gen Struk­tu­ren dafür schon gab, wur­den die auch nach 1945 wei­ter genutzt. – Hätte Franz Doms über­lebt, wäre er sehr wahr­schein­lich noch mehr­fach von den­sel­ben Poli­zei­be­am­ten ver­haf­tet und den­sel­ben Staats­an­wäl­ten und Rich­tern ver­ur­teilt wor­den. Wie viele Tau­sende andere Män­ner auch.

Erst im Jahr 1971 wurde das Total­ver­bot von Homo­se­xua­li­tät unter Bruno Krei­sky und Jus­tiz­mi­nis­ter Chris­tian Broda auf­ge­ho­ben. Franz Doms wäre 50 Jahre alt gewe­sen. 83 Jahre alt hätte er wer­den müs­sen, um 2005 offi­zi­ell als NS-​Opfer aner­kannt zu wer­den. Die erste offi­zi­elle Ent­schul­di­gung eines Regie­rungs­mit­glie­des durch Jus­tiz­mi­nis­te­rin Alma Zadić für die Ver­fol­gung Homo­se­xu­el­ler in der Zwei­ten Repu­blik hätte er letz­tes Jahr als 99-​Jähriger wohl nicht mehr erlebt.

Die Namen von Franz Doms und vie­len ande­ren schwu­len, les­bi­schen, bise­xu­el­len oder tran­si­den­ten Men­schen müs­sen end­lich aus dem Ver­ges­sen geholt wer­den. Queere Men­schen ent­schei­den sich nicht für Wider­stand, den­noch betrei­ben sie ihn aktiv. Franz Doms ist ein Vor­bild, ein Held. Ehre ALLEN Opfern!

Von Jürgen Pettinger
Kepler Salon