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Kepler Tribune
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Kommentar Ausgabe 4/2020

Von Lausanne lernen

Die geplante Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät in Ober­ös­ter­reich wirft ihre Schat­ten vor­aus. An Zuru­fen, Wün­schen und Erwar­tun­gen man­gelt es nicht. Neu, neu, neu ist das Credo. Aber wie? Ein Rück­blick kann auch hier den Blick nach vorne wei­ten.

Von Meinhard Lukas
Wissen Ausgabe 4/2020

Hyper­text

Um eine Wis­sens­ge­sell­schaft zu bauen, müs­sen wir Zusam­men­hänge ver­ste­hen und erklä­ren kön­nen. Darin wird Digi­ta­li­sie­rung zu dem, was sie sein soll: ein Werk­zeug von Viel­falt, Inno­va­tion und gelun­ge­nem Leben.

Von Wolf Lotter
Wissen Ausgabe 4/2020

Zwischen Tech-​Startups und Mao-​Bibel
 

Der Auf­stieg Chi­nas zur wirt­schaft­li­chen Welt­macht ist ohne sein Bil­dungs­sys­tem undenk­bar. Doch gleich­zei­tig wird die aka­de­mi­sche Frei­heit an den Uni­ver­si­tä­ten zuneh­mend beschnit­ten.

Von Fabian Kretschmer
Wissen Ausgabe 4/2020

Sprung nach vorn

Mit­hilfe sei­ner hier­ar­chi­schen und prü­fungs­ori­en­tier­ten Uni­ver­si­tä­ten will China zur ein­zig füh­ren­den Welt­macht wer­den. Kri­ti­sche Intel­lek­tu­elle sind dabei nicht gefragt.

Von Fabian Peltsch
Wissen Ausgabe 4/2020

Der Schweizer Tech-​Olymp

Die Eid­ge­nös­si­sche Tech­ni­sche Hoch­schule Zürich und ihre kleine Schwes­ter in der Roman­die, die École Poly­tech­ni­que Fédérale de Lau­sanne, zäh­len zu den renom­mier­tes­ten Hoch­schu­len der Welt. Wie machen die Schwei­zer das?

Von Daria Wild
Im Gespräch Ausgabe 4/2020

Demo­kratie braucht Drama

Wie kann unsere Gesell­schaft in Zukunft bestehen? Bil­dung war und ist unser Auf­stiegs­ver­spre­chen, sagt der ehe­ma­lige Kanz­ler Wolf­gang Schüs­sel. Jede Inves­ti­tion in Bil­dung würde sich mehr­fach rech­nen.

Von Martina Bachler
Hintergrund Ausgabe 4/2020

Eine kleine Geschichte des Schei­terns

Die Grün­dung einer Uni­ver­si­tät ist immer kom­pli­ziert und oft kann dabei was schief­ge­hen. Um das zu bele­gen, muss man gar nicht erst zu den Anfän­gen der Uni­ver­si­tä­ten im Mit­tel­al­ter zurück­schauen. Aber man kann.

Von Markus Huber
Im Gespräch Ausgabe 4/2020

Digi­tale Iden­tität in Linz

„Linz. Stadt im Glück“ hieß 2009 eine Aus­stel­lung in der dama­li­gen Kul­tur­haupt­stadt Euro­pas, die von einem For­scher*innen­team rund um Tho­mas Phil­ipp (LIquA - Lin­zer Insti­tut für qua­li­ta­tive Ana­ly­sen) kon­zi­piert und von der Mul­ti­me­dia­firma check­point­me­dia, die ich 2001 mit­be­grün­det habe, umge­setzt wurde.

Die Aus­stel­lung beschäf­tigte sich mit den (damals) ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren und dem radi­ka­len Wan­del der Iden­ti­tät, den Linz durch­lau­fen hatte. Lange davor musste die Stadt gegen ihr nega­ti­ves Image kämp­fen, viele Jahre stand sie als smog­pro­du­zie­rende Indus­trie­stadt in Ver­ruf, und der Schat­ten jener Zeit, als sie die Paten­stadt des „Füh­rers“ war, reichte und reicht bis in die Gegen­wart.

Doch dann begann, beglei­tet von Kunst­uni­ver­si­tät, der Ars Elec­tro­nica und der Freien Szene, die Trans­for­ma­tion von einer „Indus­trie­stadt“ zu einer „Industrie-​ und Kul­tur­stadt“. Kul­tur wurde dabei nicht als zusätz­li­ches Frei­zeit­an­ge­bot oder Luxus für die Elite begrif­fen, den man sich in guten Zei­ten zur Zer­streu­ung leis­tet, son­dern als inte­gra­ler Bestand­teil und Netz­werk des täg­li­chen Lebens, dem es damit auch mög­lich war, in unter­schied­li­che Berei­che der Gesell­schaft zurück­zu­wir­ken. So wurde etwa die Stadt­pla­nung beein­flusst, die mit der Erfor­schung und Eta­blie­rung von krea­ti­ven Milieus begann (z.B. Tabak­fa­brik), oder auch ein Kon­zern wie die Voestal­pine, der sich heute nicht mit rau­chen­den Schorn­stei­nen, son­dern fast wie ein krea­ti­ves und fle­xi­bles IT-​Start-up digi­tal prä­sen­tiert.

Man erkannte: Glück ist nicht nur Zufall wie ein Lot­to­ge­winn, son­dern auch ein – wenn auch fra­gi­ler – Zustand, der mit gemein­sa­mer (Kultur-​) Arbeit her­ge­stellt wer­den kann. Seit 2009 ist die digi­tale Ent­wick­lung und die Ver­net­zung von Hard- und Soft­ware rasant vor­an­ge­schrit­ten. Wur­den zunächst ana­loge Infor­ma­tio­nen oder Abläufe mehr oder weni­ger eins zu eins digi­tal abge­bil­det, so wer­den nun ganze Arbeits­pro­zesse ent­we­der umge­stellt oder abge­schafft oder über­haupt völ­lig neu gedacht und digi­tal abge­bil­det, was auch – in beide Rich­tun­gen – mas­sive Aus­wir­kun­gen auf den Arbeits­markt der Gegen­wart und Zukunft hat.

Die Mög­lich­keit und die gesell­schaft­li­che Not­wen­dig­keit, in der­ar­tige Über­le­gun­gen auch künst­le­ri­sche Stra­te­gien zu inte­grie­ren und anstatt mit simp­lem „Ja/Nein“ auch mit Fel­dern von Mög­lich­keit und Unge­wiss­heit leben und arbei­ten zu kön­nen, haben sich damit noch ein­mal erwei­tert. Gerade in die­ser Zeit sollte Linz ver­stärkt auf die so gelun­gene und erprobte Kol­la­bo­ra­tion von Kunst und Indus­trie set­zen.

Link zur Aus­stel­lung: https://liqua.net/stadt-​im-glueck/

Von Virgil Widrich
Im Gespräch Ausgabe 4/2020

Digi­tale Iden­tität aus Linz

Wie nur wenige Orte (ins­be­son­dere in Europa) kann Linz tat­säch­lich von sich behaup­ten, vom „Digi­ta­len Wan­del“ nicht nur betrof­fen zu sein, son­dern auch einen Bei­trag dazu gelie­fert zu haben bzw. zu lie­fern und das nicht nur durch einige beacht­li­che Success-​Stories von Start-​ups oder erfolg­reich inter­na­tio­nal agie­ren­den Software-​Firmen, son­dern, weit­aus ein­zig­ar­ti­ger, auf dem Sek­tor der kul­tu­rel­len und sozia­len Bedeu­tung der digi­ta­len Tech­no­lo­gie. 1979 fand zum ers­ten Mal das Ars Elec­tro­nica Fes­ti­val statt und bereits damals wurde es expli­zit als Fes­ti­val für Kunst, Tech­no­lo­gie und Gesell­schaft bezeich­net. Erdacht von einem Jour­na­lis­ten, einem Künst­ler und einem Wis­sen­schaft­ler, war es bereits damals ein Pro­to­typ für jene Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät, in die wir heute so große Erwar­tun­gen set­zen, für die Bewäl­ti­gung der gro­ßen Her­aus­for­de­rung, die digi­tale Revo­lu­tion mit­ge­stal­ten und ver­ant­wor­tungs­voll nut­zen zu kön­nen.

Dahin­ter stand die Idee, dass es mög­lich sein würde, durch eine vom künst­le­ri­schen Den­ken und Agie­ren inspi­rierte Refle­xion die Trans­for­ma­ti­ons­kräfte, die von die­ser neuen Tech­no­lo­gie auf Kul­tur und Gesell­schaft zu erwar­ten waren, bes­ser zu ver­ste­hen und ihr eine an den Bedürf­nis­sen der Men­schen ori­en­tierte Aus­rich­tung zu geben. Eine Vision, die auch als Leit­bild für die Trans­for­ma­tion der Stahl­stadt Linz zur moder­nen Technologie-​ und Kul­tur­stadt große Bedeu­tung erlan­gen sollte.

Im Vor­wort des ers­ten Fes­ti­val­ka­ta­logs schrieb man vor 41 Jah­ren: „Mit der Elek­tro­nik ist ein pro­gres­si­ves Ele­ment in unsere tech­ni­sche Welt gekom­men, des­sen Ein­fluss sich nicht auf Indus­trie und For­schung beschränkt, son­dern in alle Lebens­be­rei­che ein­greift. Damit ist eine Ent­wick­lung in Gang gekom­men, die erstaun­li­che und phan­tas­ti­sche Aspekte eröff­net, in ande­ren Belan­gen aber auch Kri­tik und Skep­sis her­vor­ruft.“

Ja, eigent­lich müsste man nur das Wort Elek­tro­nik durch Digi­ta­li­sie­rung oder noch aktu­el­ler durch Künst­li­che Intel­li­genz aus­wech­seln und schon­wäre es das per­fekte State­ment für die Ankün­di­gung einer neuen Uni­ver­si­tät für Digi­ta­li­sie­rung und Digi­tale Trans­for­ma­tion.

Die Not­wen­dig­keit einer durch Kunst und die mensch­li­chen und gesell­schaft­li­chen Per­spek­ti­ven gepräg­ten Sicht­weise auf die Poten­ziale der Digi­ta­li­sie­rung ist in unse­ren Tagen um nichts gerin­ger gewor­den – ganz im Gegen­teil. Die Fähig­keit, Digi­ta­li­sie­rung über ihre tech­no­lo­gi­schen Aspekte hin­aus als kul­tu­rel­les Pro­jekt zu sehen, ist auch der Schlüs­sel für die große Chance Euro­pas auf eine erfolg­rei­che Posi­tio­nie­rung im glo­ba­len Wett­be­werb der daten­ba­sier­ten digi­ta­len Pro­dukte und Dienst­leis­tun­gen: Durch eine „Ver­ede­lung des Roh­stoff s Daten“, durch die Ent­wick­lung und Gestal­tung von digi­ta­len Anwen­dun­gen und Wert­schöp­fun­gen, die unse­ren ethi­schen und mora­li­schen Stan­dards stand­hal­ten kön­nen und die das Ver­trauen der Nut­zer*innen und Kon­su­ment*innen ver­die­nen. Ein Ver­trauen, ohne das eine digi­tale Gesell­schaft und Wirt­schaft nicht pro­spe­rie­ren kön­nen und das als Basis eines euro­päi­schen Wegs, eines „digi­ta­len Huma­nis­mus“, zukunfts­wei­send sein kann.

Die dafür zusätz­lich not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen und Exper­ti­sen, obwohl wir sie viel­fach im Detail noch gar nicht ken­nen, muss eine Uni­ver­si­tät des 21. Jahr­hun­derts abde­cken kön­nen.

  • Sie muss selbst die Lern­fä­hig­keit und Adap­ti­ons­fä­hig­keit haben, den stän­dig neu hin­zu­kom­men­den Aus­prä­gun­gen der Digi­ta­len Trans­for­ma­tion fol­gen zu kön­nen.
  • Sie muss die Frei- und Spiel­räume haben, um in der Dyna­mik der Ent­wick­lung navi­gie­ren und füh­ren zu kön­nen.
  • Und sie muss die Offen­heit und Krea­ti­vi­tät haben, um die Aus­wir­kun­gen und Kon­se­quen­zen die­ser Ent­wick­lun­gen anti­zi­pie­ren und mit­ge­stal­ten zu kön­nen.  
Von Gerfried Stocker
Kunststücke Ausgabe 4/2020

Somnium - Der Traum von Wissen­schaft

Von 1993 bis 2002 haben Dana Scully und Fox Mul­der die Wahr­heit da drau­ßen gesucht: „The Truth is out there“, hieß es. Seit 2010 sucht Mar­tina Seidl, Pro­fes­so­rin für Künst­li­che Intel­li­genz an der Johan­nes Kep­ler Uni­ver­si­tät Linz, eben­falls nach der Wahr­heit. Oder viel­mehr nach dem, was wahr und was falsch ist. „Meine For­schung beschäf­tigt sich mit der schnel­len Aus­wer­tung von logi­schen For­meln. Mit die­sen For­meln kann man Regeln aus­drü­cken, die eine Künst­li­che Intel­li­genz befol­gen muss, um ein bestimm­tes Ziel zu errei­chen“, erklärt Mar­tina Seidl, womit sie sich den gan­zen Tag und in ihrer wis­sen­schaft­li­chen Arbeit so beschäf­tigt. Nicht sel­ten kommt sie sich dabei wie die bei­den Akte-​X-Agenten vor.

Denn das Den­ken um Ecken und das Lösen hoch­kom­ple­xer Auf­ga­ben sind die Her­aus­for­de­run­gen, die sie seit Jah­ren beglei­ten. „Eine Frage, die mich sehr beschäf­tigt, ist die Kor­rekt­heit von Sol­vern, also den Pro­gram­men, wel­che logi­sche For­meln aus­wer­ten. Wenn ein Sol­ver dazu ver­wen­det wird, um zu veri­fi­zie­ren, ob ein ande­res Pro­gramm kor­rekt ist, muss man sich dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass die­ser selbst kor­rekt ist. Aller­dings ist ein Sol­ver meist so kom­plex, dass die­ser selbst nicht veri­fi­ziert wer­den kann, und daher muss man sich andere Ver­fah­ren über­le­gen, um sicher zu sein, dass das gefun­dene Resul­tat stimmt. Kon­kret setze ich hierzu Tech­ni­ken aus der Beweis­theo­rie ein.“ Wahr, rich­tig, bewie­sen. Es sind große Worte, die die For­schung und das Arbei­ten von Mar­tina Seidl prä­gen. Aber so wie der Mensch die Arbeit prägt, so prägt die Arbeit auch den Men­schen. Rät­sel und Her­aus­for­de­run­gen gibt es im Leben der jun­gen Pro­fes­so­rin genug. Vor allem, seit ihre neun Monate alte Toch­ter immer wie­der die Wahr­heit und die Rich­tig­keit der elter­li­chen Vor­stel­lun­gen auf harte Pro­ben stellt. Sowohl im Pri­va­ten als auch im Beruf­li­chen hält sich Mar­tina Seidl aber nicht so sehr an X-​Akten, son­dern lie­ber an einen ande­ren Detek­tiv – an jenen Mann, der in ande­ren Berei­chen eine neue Form der wis­sen­schaft­li­chen Wahr­heits­fin­dung erdacht hat. Eines der bekann­tes­ten Zitate, das Sir Arthur Conan Doyle sei­ner Figur Sher­lock Hol­mes in den Mund gelegt hat, lau­tet näm­lich: „Wenn du das Unmög­li­che aus­ge­schlos­sen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahr­heit, wie unwahr­schein­lich sie auch ist.“ 

Die Wis­sen­schaft, dar­über kann es keine zwei Mei­nun­gen geben, ist eine auf­re­gende Sache. In jeder Aus­gabe wid­men wir ihr des­halb die letz­ten Zei­len. Die­ses Mal schreibt Mar­tina Seidl, Pro­fes­so­rin für Künst­li­che Intel­li­genz, über das Den­ken um Ecken und das Lösen von kom­ple­xen Auf­ga­ben.

Kepler Salon Ausgabe 4/2020

Ich bin der Stau

Vor eini­gen Jah­ren appel­lierte meine kleine Toch­ter an mich: „Papa, du bist ein Wahn­sinn. Kannst du wie­der ein­mal ein biss­chen nor­mal wer­den?“ Wel­che Erfah­rung die Vier­jäh­rige gemacht hat, um auf ein­mal zu bemer­ken, dass ich nicht nor­mal bin, weiß ich nicht. Ich ver­meide bewusst den Kon­junk­tiv.

Außer der Norm war ich schon als Acht­jäh­ri­ger, als ich Tag und Nacht die „Vierte“ von Bruck­ner gehört habe. Als Musi­ker­kind greift man eben früh nach Flöte und Schall­plat­ten – wie ein Spross eines Tisch­ler­haus­halts ver­mut­lich nach Hobel und Press­span­platte. Mein Bru­der ist übri­gens doch Tisch­ler gewor­den. Er wusste dies schon im zar­ten Kin­der­gar­ten­al­ter und hat nie wie­der an sei­ner Berufs­wahl gerüt­telt. Das Abnor­male bemer­ken wir erst, wenn sich etwas vom Gewohn­ten, Übli­chen zu unter­schei­den beginnt. Abwei­chung weckt Irri­ta­tion, Sehn­sucht oder Neu­gier. In den meis­ten Fäl­len bringt sie Mög­lich­kei­ten mit sich, die mit­un­ter gerade noch unmög­lich schie­nen.

Unser pan­de­mi­scher Aus­nah­me­zu­stand zwingt uns, mit vie­lem anders umzu­ge­hen, als wir es gewohnt waren. Zeit, du bist ein Wahn­sinn. Kannst du wie­der ein­mal ein biss­chen nor­mal wer­den, zitiere ich sinn­ge­mäß meine Toch­ter wei­ter. Wobei die Frage ist, wie lange etwas dau­ern muss, um als Aus­nahme durch­zu­ge­hen, und nicht doch schon längst wie­der zur Nor­ma­li­tät gewor­den ist. Diese wird uns dann als neue Nor­ma­li­tät ver­kauft. N. N. bedeu­tet nor­ma­ler­weise Nomen nescio, Nullum nomen, Nomen nomi­nan­dum bzw. Nume­rius negi­dius, was in etwa meint, dass ein Name bekannter-​ oder unbe­kann­ter­weise nicht oder noch nicht genannt wird oder wer­den kann. Dan­ken Sie die­ses Wis­sen nicht mir oder mei­ner ver­ehr­ten Latein-​Professorin, son­dern Wiki­pe­dia. Es lebe das im Netz veri­fi­zierte Halb­wis­sen.

Wir brau­chen die Norm als Gelän­der, um uns ori­en­tie­ren zu kön­nen. Sie wird damit zu einer stil­len Ver­ein­ba­rung, deren Zustim­mung gar nicht erst ein­ge­holt wer­den muss. Inso­fern könnte man das Nor­male als kul­tu­relle Über­ein­kunft betrach­ten. Aus­ge­rech­net auf einem Gelän­der, das vor der pro­fa­nier­ten Lin­zer Kapu­zi­ner­kir­che die Fuß­ge­hen­den vor dem Auto­ver­kehr schützt, habe ich den Satz ent­deckt: „Du bist der Stau.“ Wäh­rend ich auf das Ein­fä­deln in die Hop­fen­gasse war­ten musste, nahm ich diese Ansage im Auto sit­zend wahr. Alle hei­mi­schen Auto­fah­re­rin­nen und -​fahrer ken­nen die­sen neur­al­gi­schen Punkt im Lin­zer Ver­kehrs­ge­sche­hen. Wenn man end­lich dran­kommt, ist es immer wie­der ein klei­ner Kick, ob man es im klei­nen Zeit­fens­ter schafft, sich Rich­tung Römer­berg­tun­nel ein­zu­glie­dern. Unbe­schwer­tes Vor­an­kom­men pas­siert woan­ders, wobei die Chan­cen auf Ver­kehrs­be­hin­de­run­gen in Linz gene­rell nicht so schlecht ste­hen. Aber dies will hier nicht wei­ter Thema wer­den. Du bist der Stau, wird einem hier auf den Kopf zuge­sagt. Noch dazu ist der Blick­win­kel so gewählt, dass dies nur aus dem ste­hen­den Auto zu lesen ist.

Als Leh­rer, der ich drei Jahr­zehnte sein durfte, war ich immer auf der Lauer, sol­che Situa­tio­nen her­bei­zu­füh­ren. Man legt einen zufäl­li­gen Stol­per­stein, bas­telt eine Eng­stelle, an der die Schü­le­rin, der Schü­ler vor­bei­muss, und dadurch etwas erfährt, was oben­drein und neben­bei noch unver­ständ­lich benannt wird. Wie wir alle wis­sen, ler­nen wir am bes­ten durch Erfah­rung. – Oder auch nicht, wenn die oberste Prä­misse ist, an der – weiß ich wie alten – Nor­ma­li­tät fest­zu­hal­ten.

Wenn die Erfah­rung dann gleich noch in einem kla­ren theo­re­ti­schen Über­bau – wie einem ein­fa­chen Satz – bewusst ver­tieft wird, könnte man dies als Bei­spiel form­voll­ende­ter Päd­ago­gik anfüh­ren und zei­gen, wie sehr sich Theo­rie und Pra­xis bedin­gen. Päd­ago­gik ist die Kunst des gut argu­men­tier­ten Fal­len­stel­lens. Mit­ten im Stau wird mir bewusst, dass ich es bin und nicht die Ande­ren. Würde ich aufs Auto ver­zich­ten, stünde ich nicht nur mit­ten­drin, son­dern würde einen Bei­trag zur Ent­span­nung des Ver­kehrs an die­ser Stelle leis­ten. Die Würde gehört dem Indi­ka­tiv, nicht dem Kon­junk­tiv und Eigen­ver­ant­wor­tung ist nicht das Gegen­teil von Ver­ant­wor­tung. Sobald wir in die eigene Ver­ant­wor­tung gehen, nach eige­nen Ant­wor­ten suchen, fin­den wir sie auch für unsere Mit­men­schen. Wobei am glei­chen Strang zu zie­hen noch gar nichts heißt, wie der große Hel­mut Qualtin­ger schon wusste: „Auch Hen­ker und Gehenk­ter tun das.“

Ein Stau kann viele Gründe haben und ent­steht nie aus dem Nichts. Meist sind die Ver­ur­sa­chen­den gar nicht ins Stau­ge­sche­hen ver­wi­ckelt, sie lösen nur aus, was zu einer Ket­ten­re­ak­tion führt. Damit fehlt oft der Lern­ef­fekt für die Aus- und Leid­tra­gen­den, die sich einem unüber­leg­ten und teil­weise gefähr­li­chen Fahr­ver­hal­ten anpas­sen müs­sen, um selbst sicher wei­ter­fah­ren zu kön­nen. Men­schen machen ein­fach zu viele Feh­ler. Sie fah­ren zu dicht auf, sind einen Moment lang unauf­merk­sam und müs­sen dann scharf brem­sen, was ein Stau­aus­lö­ser sein kann. Auf­merk­sam­keit ist ein gro­ßes Thema. Sind Sie schon ein­mal in Rom Auto gefah­ren? Würde man ins römi­sche Ver­kehrs­ge­sche­hen nur Auto­fah­rende öster­rei­chi­scher Art und Gewohn­heit ver­pflan­zen, würde es per­ma­nent kra­chen. Wir sind viel zu lahm in unse­rer Reak­ti­ons­zeit. Neben­bei bemerkt, geht dort nicht gleich die Welt unter, wenn es doch ein­mal zu einem Krat­zer durch Kon­takt­nahme kommt. Der Stoß­stange wer­den nicht nur ästhe­ti­sche Qua­li­tä­ten, son­dern auch eine abfe­dernde Funk­tion zuge­mu­tet.

Ganz anders geht es im Tier­reich zu, für Amei­sen ist zum Bei­spiel das sichere und ste­tige Vor­an­kom­men aller Ver­kehrs­teil­neh­men­den das Ziel. In der For­schung beob­ach­tet man Tier­schwärme, um her­aus­zu­fin­den, wie der Ver­kehr effek­ti­ver gestal­tet wer­den kann. Eine wich­tige Erkennt­nis dabei ist, dass Amei­sen selbst­los sind. Sie ori­en­tie­ren sich an den Lang­sa­men, wer ste­hen blei­ben muss, tritt zur Seite. Ist Selbst­lo­sig­keit gar ein guter Ansatz hin zur Eigen­ver­ant­wor­tung? An der Wort­ober­flä­che würde man dies auf den ers­ten Blick gar nicht ver­mu­ten. Speed kills Eigen­ver­ant­wor­tung.

Wir erle­ben eine sehr fra­gile Zeit und müs­sen als Gesell­schaft auf­pas­sen, dass die Risse, Grä­ben und Unter­schiede nicht immer noch grö­ßer wer­den. Unsi­cher­heit ist aber immer die große Zeit der Mög­lich­kei­ten, auch jener, uns wie­der als Gestal­tungs­be­fä­higte mit Ver­ant­wort­lich­keits­ver­an­la­gung – man könnte auch Empa­thie sagen – zu begrei­fen. Jede, jeder hat Ein­fluss und es ist höchste Zeit, die­sen in Anspruch zu neh­men. Wer es nicht tut, stimmt dem Lau­tes­ten zu. Wir kön­nen bis zum Sankt Nim­mer­leins­tag dis­ku­tie­ren, ob diese oder jene Maß­nahme hilft, oder jene nicht. Nur um nicht miss­ver­stan­den zu wer­den, ich finde einen fun­dier­ten Dis­kurs unent­behr­lich. Die­ser sollte auf wis­sen­schaft­li­cher Basis, mit Ver­nunft und Mit­ge­fühl pas­sie­ren. Was ich ver­misse, ist, dass wir vie­les nicht mehr bereit sind zu tun, wenn es nicht unser urei­ge­nes, unmit­tel­ba­res Hoheits­ge­biet betrifft. In allen mög­li­chen und unmög­li­chen Zusam­men­hän­gen höre ich seit Jahr­zehn­ten, da könne man nichts tun, dahin­ter ste­cken Welt­kon­zerne, der Chef, die fal­sche Par­tei, das rechte Netz­werk, der linke Nach­bar oder das schlechte Wet­ter. Stimmt, gegen das Wet­ter sind wir macht­los, kön­nen aber zu Hause blei­ben, wenn es zu stark reg­net. Es ist doch gut, wenn man ein Dach über dem Kopf haben darf. Was für viele Men­schen gar nicht selbst­ver­ständ­lich ist.

Wir kön­nen immer etwas ändern, und wenn es nur für uns ist. Gibt es eigent­lich eine radi­ka­lere Ver­än­de­rung als eine selbst­ver­ur­sachte, die einen selbst betrifft? „Wenn ich auch nur im Gerings­ten dafür ver­ant­wort­lich bin, dass Men­schen in ihrem Inne­ren mehr Per­sön­lich­kei­ten ent­de­cken, als sie ursprüng­lich ver­mu­te­ten, dann bin ich zufrie­den“, sagte David Bowie im Gespräch mit Alan Yen­tob im Doku­men­tar­film „Cra­cked Actor“ (1975). Ich bin der Stau, ich bin die zweite Welle, ich bin das Klima, ich bin Gesell­schaft, ich bin Welt. Die Inan­spruch­nahme von Ver­ant­wor­tung erfor­dert nicht immer sofort Hel­den­mut. Ich bewun­dere Men­schen, die ihr Leben für eine kol­lek­tive Sache ein­set­zen. Dafür bin ich viel zu feig. Es gibt so viele Mög­lich­kei­ten, bevor man sein Leben aufs Spiel setzt. Sit­zen blei­ben ist keine und manch­mal doch eine. Das ist Frei­heit.  

Von Norbert Trawöger
Kepler Salon Ausgabe 4/2020

Das dumme Fleiß der Winke­katzen

An einem Tag, an dem sehr viel kon­zen­triert zu schrei­ben ist, fahre ich hand­lungs­be­reit ins Büro. Als ich die Garage öffne, fal­len mein Blick und das Tages­licht auf eine die­ser sol­ar­be­trie­be­nen Win­ke­kat­zen, die dienst­fer­tig ihren Daseins­zweck erfüllt. Meine Schwes­ter, mit der ich das Haus wech­sel­weise bewohne wie Sonne und Mond den Him­mel, möchte die selt­same Appa­ra­tur auf der Hut­ab­lage befes­ti­gen, damit sie Geld und Glück her­ein­winke, aber vor lau­ter Arbeit kommt sie nicht dazu.

Ich ver­su­che, ohne Ablen­kung in mein Büro­baum­haus zu stei­gen, um die­sen Text hier zu schrei­ben. In den ver­gan­ge­nen zwölf Jah­ren mei­nes Home-​Office habe ich das Kon­zept von Scheu­klap­pen zu ver­ste­hen gelernt. Denn der Haus­halt hascht mit min­der wich­ti­gen Auf­ga­ben nach mei­ner Auf­merk­sam­keit. Noch schaffe ich es über den Rasen, der schon aus­sieht wie unsere Fri­su­ren kurz nach dem Lock­down, und ich schaffe es die Lei­ter hin­auf – aber drin­nen lie­gen sie­ben Staub­flan­kerl, sodass ich gleich einem Putz­an­fall erliege, nach­dem ich dann auch Hun­ger bekom­men und gekocht habe, ist es auch schon wurscht, und ich mähe den Rasen. Gibt es so etwas wie Alters-​ADHS?!

Zu mei­nem Erbe gehört nicht nur ein altern­des Haus, son­dern ein Mühl­viert­ler Arbeits­ethos, das in den Früch­ten sit­zen­der Denk­ar­beit keine ordent­li­che Ernte sieht. Um die­sen skur­ri­len Selbst­boy­kott zu über­win­den, bräuchte ich eine zweite Meindl, der ich zufrie­den dabei zuse­hen könnte, wie sie mir die Frack­hem­den bügelt und den Giersch aus dem Gar­ten rupft. Und ich selbst, das Ori­gi­nal, könnte end­lich schrei­ben! Oder nur ganz schnell auf Face­book nach­schauen, ob das Pos­ting mit dem Hun­derl … und auf Insta­gram … Als Kom­pro­miss öffne ich meine drei Mail-​Accounts und mache mich an die Admi­nis­tra­tion mei­nes Erwerbs­le­bens, also höf­lich Hono­rare ein­for­dern, Kol­le­gen Links für die diver­sen Här­te­fall­fonds goo­geln, Sit­zungs­pro­to­kolle kor­ri­gie­ren, der Kul­tur­di­rek­tion Anre­gun­gen für ein Kul­tur­kon­junk­tur­pa­ket auf­drän­gen. Fürs kon­zen­trierte Schrei­ben ist es schon lange zu spät, mor­gen geht’s bestimmt locker, da ist ja dann auch der Rasen gemäht! In der Garage winkt die Katze wei­ter mit sinn­lo­ser Tüch­tig­keit. Kann die­ser alte Fleiß – so etwas wie das Kor­sett im Leben mei­ner Vor­fah­ren – nicht lang­sam weg wie die höl­zer­nen Rechen, Sen­sen und Dresch­fle­gel in der Gar­ten­hütte? Wenn sie ihm lus­tig sei, dann sei es keine Arbeit mehr: ein Zitat mei­nes Groß­va­ters. Fleiß ist kein Wert an sich. Bei der Fahrt in die Klet­ter­halle über­fällt mich schlech­tes Gewis­sen. Wie­der nichts fürs OEu­vre wei­ter­ge­bracht! So ein leis­tungs­ar­mes Leben kann sich nur leis­ten, wer geerbt hat! Im Ernst, was ist los mit mir? Wenn das so wei­ter­geht, bin ich ersatz­los durch einen Schreib-​Bot zu erset­zen. Weil ich ges­tern Zei­tung gele­sen habe, statt zu schrei­ben, weiß ich heute lei­der, dass laut Insti­tut für Arbeitsmarkt-​ und Berufs­for­schung Maschi­nen und Algo­rith­men bald jeden vier­ten Job über­neh­men könn­ten. Wir Autorin­nen soll­ten uns nicht sicher füh­len, es ist ziem­lich unheim­lich, wie gut digi­tale Schreib­pro­gramme mitt­ler­weile unsere poe­ti­sche Arbeit imi­tie­ren. Ver­su­chen Sie es selbst ein­mal mit dem „arti­kel­schrei­ber.com“. Das kann man amü­sant fin­den – oder beängs­ti­gend. Vom Zeit­fak­tor sollte ich gar nicht reden. Zwi­schen dem Auf­trag für die­sen Text und sei­ner End­fas­sung lie­gen sechs Wochen, dabei hätte ich mich in die­ser Zeit nur ein ein­zi­ges Mal für ein paar Stun­den hin­set­zen müs­sen. Chat-​Programmen hin­ge­gen baut man eine kleine Ver­zö­ge­rung bei ihren auto­ma­ti­schen Ant­wor­ten ein, damit der fra­gende Mensch nicht durch über­mensch­li­che Schnel­lig­keit erschrickt. Mög­lich, dass „Roboterli­te­ra­tur“ bald die Science-​Fiction ver­lässt und die Bel­le­tris­tik erobert. Gut, dann könnte ich den gan­zen Tag im Gar­ten kra­men wie ein hyper­ak­ti­ves Eich­kätz­chen, aber ohne bedin­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men käme ich nicht ein­mal durch den ers­ten Win­ter. Und es wäre auch eine mora­lisch sinn­lose Exis­tenz.

Wäh­rend des Trai­nings wäge ich ab, ob es nicht klü­ger wäre, mich durch eine intel­li­gente und vor allem tüch­tige Andro­idin mei­ner selbst zu erset­zen, dann könnte ich see­lisch unge­stört boul­dern, wäh­rend sie mei­nen Roman über die chi­ne­si­sche Kopie von Hall­statt fer­tig schreibt, natür­lich anhand von Big-​Data-Algorithmen, nach denen ein garan­tier­ter Best­sel­ler funk­tio­niert.

Spä­ter, auf der Couch des Man­nes, den ich von allen am liebs­ten besu­che, denke ich – ver­ur­sacht durch ein Glas Rot­wein – emsig nach. Muße muss man sich leis­ten kön­nen. Dis­zi­plin­lo­sig­keit ist ein Pri­vi­leg. Wäh­rend ich lau­nige Facebook-​Postings über Pro­kras­ti­na­tion im Home-​Office schreibe, brennt sie­ben Häu­ser wei­ter eine rumä­ni­sche Pfle­ge­rin aus, weil sie sich um eine ver­ängs­tigte demente Frau küm­mert, die ihr keine ruhige Minute lässt. Schön, wenn die Digi­ta­li­sie­rung ein­tö­nige und anstren­gende Arbei­ten über­nimmt, aber was machen die Leute, die bis­lang damit ihr Exis­tenz­mi­ni­mum ver­dient haben? Wer Auto­ma­ten und Algo­rith­men nicht für die Befrei­ung der Men­schen hackeln lässt, soll sich in einer ruhi­gen Minute fra­gen, ob er ein pro­fit­gie­ri­ges Mist­stück ist. Par­don, das war zu grob, zu pla­ka­tiv! Es liegt am zwei­ten Glas Rot­wein, da geht’s mit mir durch. Ich komme sehr gut damit klar, dass mit mei­ner Berufs­wahl ein bohèmehaf­tes Leben ein­her­geht, Kla­gen über Hono­rare gehö­ren im Lite­ra­tur­be­trieb zum guten Ton. Aber mich ärgert, dass wir in einem stink­rei­chen Land fast 300.000 „working poor“ haben, und die Pan­de­mie wird diese Zahl bestimmt nicht sen­ken. Es zipft mich enorm an, dass Frauen, die ihr Leben lang die eige­nen Bedürf­nisse hin­ter die der Fami­lie gestellt haben, sich mit einer lach­haf­ten Pen­sion durch­fret­ten müs­sen. Es nervt exor­bi­tant, dass Schul­psy­cho­lo­gin­nen und Sozi­al­ar­bei­ter ein­ge­spart wer­den. Und gibt es einen ver­nünf­ti­gen Grund, warum Kin­der­gar­ten­päd­ago­gin­nen so mies bezahlt wer­den? Kon­zern­füh­rer und Wirt­schafts­mi­nis­ter und Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gungs­prä­si­den­ten (ich gen­dere hier nicht) las­sen sich offen­sicht­lich vom Wachs­tum der Wirt­schaft so ablen­ken wie ich mich von jenem mei­nes Rasens. Die Frage, was wir mit der frei wer­den­den mensch­li­chen Arbeits­kraft anstel­len, ist wohl auf mor­gen ver­scho­ben. Offen­sicht­lich ist es wich­ti­ger, dass nur bloß nie­mand in der sozia­len Hän­ge­matte lun­gert. Leis­tung muss sich loh­nen! Da fällt mir wie­der der dumme Fleiß der Win­ke­katze ein. Faul­heit kann man den Maschi­nen nun wirk­lich nicht vor­wer­fen.

Hier mein Vor­schlag zur Güte, ganz ohne Big-​Data-Analyse über gelin­gen­des Mensch­sein: Alle, die noch phy­sisch arbei­ten müs­sen, sol­len flugs wohl­ha­bend und hoch ange­se­hen wer­den. Alle, deren Arbeit weg­fällt, sol­len sich flugs und best­be­zahlt um andere Men­schen küm­mern. Wenn die Auto­ma­ti­sie­rung nicht dazu dient, dass ALLE an den Seg­nun­gen der Arbeits­er­leich­te­rung teil­ha­ben, ist das nicht meine digi­tale Revo­lu­tion. Den Ent­schei­dungs­trä­ger, der mir wider­spricht und panisch „Dik­ta­tur! Maschi­nen­steuer!“ greint, lade ich zu einem Besuch in eine städ­ti­sche NMS oder in ein Bezirks­al­ten­heim oder auf ein Spar­gel­feld ein. Und wenn er dann noch glaubt, dass die Wirt­schaft die Arbeits­plätze schafft und nicht die Men­schen selbst, dann haue ich mit klet­ter­hal­len­star­ker Faust auf den Tisch.

Auch am nächs­ten Arbeits­tag, am Tag der Dead­line für die­sen Text, winkt mir die Katze zu, als ich vol­ler Taten­drang ankomme, und sie winkt mir zu, als ich am Abend Rich­tung Klet­ter­halle weg­fahre, nach­dem ich schon wie­der nicht mehr als ein paar Noti­zen hin­ge­kriegt habe, weil sich über­ra­schend Besuch ein­ge­stellt hat. Aber einen Tag so zu ver­tän­deln – das soll mir ein Robo­ter ein­mal nach­ma­chen!

Von Dominika Meindl
Visionen Ausgabe 3/2020

Der Huchen, die Rodl und ein Tumor­zel­len­schredder

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Von Markus Staudinger
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Von Karin Leitner