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Ausgabe 1/2021
Kommentar Ausgabe 1/2021

Meine Blase, deine Blase

Was ist wich­ti­ger? Die per­sön­li­che Frei­heit des Ein­zel­nen oder doch das Zusam­men­le­ben einer funk­tio­nie­ren­den Gesell­schaft? Die Maß­nah­men zur Corona-​Bekämpfung haben diese zen­trale Frage eines moder­nen Staa­tes wie­der ein­mal ins Zen­trum gerückt. Jede Ant­wort dar­auf sorgt aber für neue Pro­bleme. Ver­dammt. Ein Essay von Cath­rin Kahl­weit.

Von Cathrin Kahlweit
Im Gespräch Ausgabe 1/2021

„Irgend­wann verzerrt die Ungleich­heit die Demo­kratie“

Der His­to­ri­ker, Phi­lo­soph und Best­sel­ler­au­tor Phil­ipp Blom im Gespräch mit JKU Rek­tor und Tribune-​Herausgeber Mein­hard Lukas über mög­li­che Leh­ren aus der Corona-​Krise und warum off ene Gesell­schaf­ten etwas Schwie­ri­ges und Läs­ti­ges sind – und trotz­dem das Beste, das wir haben.

Von Meinhard Lukas
Kunststücke Ausgabe 1/2021

Somnium - Der Traum von Wissen­schaft

Wor­aus besteht alles? Also das Leben, das Uni­ver­sum und der Rest? Im alten Grie­chen­land glaubte man, alles, das exis­tiert, setzt sich aus klei­nen, unteil­ba­ren Grund­bau­stei­nen, den Ato­men, zusam­men. Heute weiß man: Auch Atome besit­zen einen Kern und eine Hülle, Pro­to­nen und Neu­tro­nen, die wie­derum aus Quarks bestehen … Alles nicht so ein­fach, mit dem Leben und dem Uni­ver­sum. Das weiß auch Richard Küng, Assis­tenz­pro­fes­sor für Quan­ten­in­for­ma­tik an der JKU. Zu erklä­ren, was er den gan­zen Tag macht, ist genauso kom­pli­ziert, wie ein Atom zu zer­le­gen: Wenn man glaubt, man hat die ein­zel­nen Bestand­teile ver­stan­den, fin­det man doch ein wei­te­res Ele­men­tar­teil­chen.

„Drei See­len woh­nen, ach! in mei­ner Brust.“ – Für Küng müsste Goe­thes berühm­tes Faust-​Zitat abge­wan­delt wer­den, denn er ist gleich­zei­tig Infor­ma­ti­ker, Phy­si­ker und Mathe­ma­ti­ker. Seine Arbeit teilt sich nicht in ver­schie­dene Dis­zi­pli­nen auf, son­dern pas­siert in dem Span­nungs­feld zwi­schen ihnen: Er beschäf­tigt sich mit Quan­ten­al­go­rith­men. Und das ist wirk­lich eine kom­plexe Sache. Her­kömm­li­che Com­pu­ter arbei­ten mit einem Dual­sys­tem. Ent­we­der es fließt Strom oder es fließt kein Strom. Ein Wert ist 0 oder 1. Die Quan­ten­theo­rie aber, wie sie etwa bei Quan­ten­com­pu­tern zum Ein­satz kommt, beschreibt keine vor­de­fi­nier­ten Zustände. Das Ergeb­nis kann 0 oder 1 sein, X oder Y. Die Werte wer­den erst fixiert, wenn sie gemes­sen wer­den. Alles, was wir davor über sie wis­sen und berech­nen kön­nen, sind Wahr­schein­lich­kei­ten. Das ist für Richard Küng ziem­lich auf­re­gend – weil das die Welt viel kom­ple­xer und weni­ger vor­her­seh­bar macht, aber in die­sen Zwi­schen­räu­men auch Span­nen­des pas­sie­ren kann. „Quan­ten­com­pu­ter sind nicht die nächste Genera­tion an Com­pu­tern. Sie sind ein ande­rer, zukunfts­wei­sen­der Weg, um rie­sige Simu­la­tio­nen durch­zu­füh­ren – oder Simu­la­tio­nen extrem klei­ner Sys­teme. Es ist mir wich­tig, nicht nur über die Ent­wick­lung von Tech­no­lo­gien nach­zu­den­ken, son­dern auch dar­über, wie sie ein­ge­setzt wer­den und allen einen Vor­teil brin­gen kann.“ Gerade des­halb ist Richard Küng nicht nur ein Wis­sen­schaft­ler, der vom Gro­ßen träumt und dabei bis ins Kleinste denkt. Er ist auch ein Welt­ver­bes­se­rer, der weiß, dass es manch­mal keine kla­ren Ant­wor­ten gibt und dass das wirk­lich Auf­re­gende viel­leicht genau zwi­schen 0 und 1 pas­siert.  

Die Wis­sen­schaft, dar­über kann es keine zwei Mei­nun­gen geben, ist eine auf­re­gende Sache. In jeder Aus­gabe wid­men wir ihr des­halb die letz­ten Zei­len. Die­ses Mal spricht Richard Küng, Assis­tenz­pro­fes­sor für Quan­ten­in­for­ma­tik, über seine Arbeit am Quan­ten­com­pu­ter und das Span­nende an Wahr­schein­lich­kei­ten.

Im Gespräch Ausgabe 1/2021

Die neue Wut, der neue Zweifel, die neue Soli­da­rität?

Viele sagen ja, dass die Corona-​Pandemie nur eine Übung ist, ein fire drill für die Kli­ma­krise, vor der Wis­sen­schaft­ler* innen seit Jahr­zehn­ten war­nen. Die Corona-​ und die Kli­ma­krise sind in vie­ler­lei Hin­sicht eng mit­ein­an­der ver­wo­ben. Sie sind ver­ur­sacht durch ein extrak­ti­ves Wirt­schafts­mo­dell, in das die Aus­beu­tung von Mensch und Natur nicht ein­ge­preist ist. Sie mün­den in eine immer grö­ßer wer­dende Ungleich­heit, in der sich aus­ge­rech­net die Pro­fi­teure die­ses Wirt­schafts­mo­dells am ehes­ten vor sei­nen destruk­ti­ven Fol­gen ret­ten kön­nen. Und sie wer­den ähn­lich bear­bei­tet: Gefüt­tert von Falsch­in­for­ma­tio­nen ein­fluss­rei­cher liber­tä­rer Lob­by­grup­pen wie dem „Ame­ri­can Insti­tute for Eco­no­mic Rese­arch“, wel­ches die umstrit­tene „Great Bar­ring­ton Decla­ra­tion“ mit ihrer wis­sen­schaft­lich zwei­fel­haf­ten Idee der natür­li­chen Her­de­n­im­mu­ni­tät unter­stützt hat und auch regel­mä­ßig den Kli­ma­wan­del leug­net, wen­den sich „Wut­bür­ger* innen“ und „Quer­den­ker*innen“ gegen Wis­sen­schaft und Poli­tik. Die Poli­tik selbst ist ange­sichts die­ser Spal­tung zuneh­mend ver­un­si­chert, han­delt halb­her­zig und eigent­lich immer zu spät. Nicht umsonst spricht der Zeit-​Redakteur Bernd Ulrich von einer pan­de­mi­schen Phase, in die die Mensch­heit schlit­tert: Selbst eine Imp­fung wird uns nicht ret­ten.

Wie jede Krise eröff­net auch die Corona-​Krise die Mög­lich­keit eines grund­le­gen­den Wan­dels. Waren am Anfang der Pan­de­mie noch die Hoff­nun­gen groß, dass die Krise zum Umbau unse­rer Wirt­schaft und Gesell­schaft hin zu nach­hal­ti­gen Geschäfts­mo­del­len und fai­rer Bezah­lung genutzt wer­den würde, so wach­sen jetzt die Zwei­fel an der Hand­lungs­fä­hig­keit von Natio­nal­staa­ten, an supra­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen und an der soli­da­ri­schen Hal­tung jedes Ein­zel­nen. Zu offen­sicht­lich wer­den die Miss­stände und Prio­ri­tä­ten: Shop­pen, Ski­fah­ren, „Schau auf mich“ statt „Schau auf dich“. Bli­cken wir hun­dert Jahre zurück, so sehen wir, dass die Welt­wirt­schafts­krise in den USA zwar den Roo­se­velt’schen „New Deal“ her­vor­ge­bracht hat, in Europa aber den Faschis­mus und den Natio­nal­so­zia­lis­mus. Und heute?

Für einen „Green New Deal“ braucht es eine starke Staa­ten­ge­mein­schaft, die sich traut, auf Basis wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nisse ihren Bür­ger*innen etwas zuzu­mu­ten. Doch genau das wird von den „Wut­bür­ger*innen“ von rechts und den neuen „Quer­den­ker* innen“, die eher aus dem links-​alternativen Milieu kom­men, aber, wie eine Erhe­bung des Base­ler Sozio­lo­gen Oli­ver Nachtwey zeigt, eine offene rechte Flanke haben, abge­lehnt. Unter die­sen Grup­pie­run­gen formt sich eine neue Soli­da­ri­tät des Dage­gen­seins, für die aktu­ell das Mas­ken­ver­wei­gern zum gemein­sa­men Sym­bol gewor­den ist. Eine gefähr­li­che Melange, die Nachtwey als erste „post­mo­derne Bewe­gung“ bezeich­net: Statt Wis­sen­schaft zäh­len Fake News, alter­na­tive Fak­ten und Intui­tion. Dabei gibt es kaum inhalt­li­che Kohä­renz; gemein­sam bleibt die Ableh­nung der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie, der Medien und der eta­blier­ten Wis­sen­schaft.

Para­do­xer­weise wird durch die­ses Chaos das Ent­ste­hen auto­ri­tä­rer Regime, vor denen „Quer­den­ker*innen“ und „Wut­bür­ger*innen“ selbst so laut war­nen, nur umso wahr­schein­li­cher. Liegt hierin die Basis für eine posi­tive Wen­dung, für eine neue Soli­da­ri­tät? Wir müs­sen es, im Hin­blick auf die bei­den his­to­ri­schen Alter­na­ti­ven, drin­gend ver­su­chen. Die Poli­tik muss ihren Bei­trag leis­ten, sich von der Post­de­mo­kra­tie der Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ab- und dem Gemein­wohl wie­der zuwen­den, Wert- über Zweck­ra­tio­na­li­tät stel­len. Die Bür­ger*innen hin­ge­gen müs­sen sich dar­auf ein­las­sen, dass die Frei­heit ihre Gren­zen haben muss. Die Rede­frei­heit hört bei der Lüge auf. Wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nisse – deren Limi­ta­tio­nen im Sinne einer guten wis­sen­schaft­li­chen Pra­xis inhä­rent sind und trans­pa­rent mit­dis­ku­tiert wer­den – dür­fen nicht durch Mei­nun­gen und Gefühle ersetzt wer­den. Was der Öko­loge Gar­rett Har­din bereits 1968 als Tra­gik der All­mende erkannt hat, ist heute nach wie vor gül­tig: „Free­dom in a com­mons brings ruin to all.“ In einer Welt, in der alles ver­han­del­bar und rela­tiv ist, kann es kaum eine andere Soli­da­ri­tät als die des Dage­gen­seins geben. In einer Welt hin­ge­gen, in der mehr Teil­habe und Mit­be­stim­mung mög­lich ist, kann auf Basis fes­ter Grund­werte und Grund­prin­zi­pien auch ein „New Deal“ ent­ste­hen. Selbst­ver­ständ­lich müs­sen sich zual­ler­erst auch die ver­ant­wort­li­chen Poli­ti­ker*innen selbst an die­sen Grund­wer­ten ori­en­tie­ren.  

Von Elke Schüßler
Campus Ausgabe 1/2021

Gemeinsam einsam

Das erste Semes­ter im Stu­dium kann etwas Beson­de­res sein. Neue Freund*innen, neue Frei­heit. Nun heißt es plötz­lich: Pan­de­mie statt Party. Wie junge Men­schen den Ver­lust eines Lebens­ge­fühls emp­fin­den.

Von Lukas Kapeller
Wissen Ausgabe 1/2021

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst

Eine an der Kep­ler Uni­ver­si­tät ent­wi­ckelte Drohne soll künf­tig dabei hel­fen, ver­misste Per­so­nen selbst im dich­tes­ten Wald zu fin­den. Es ist ein Mei­len­stein bei der Suche nach ver­miss­ten oder ver­letz­ten Men­schen.

Von Florian Freistetter
Kepler Salon Ausgabe 1/2021

Hofrat Pachinger

Annä­he­run­gen an einen hyper­se­xu­el­len Samm­ler

Von Georg Thiel
Kepler Salon Ausgabe 1/2021

Es gilt die Unter­las­sungs­ver­mu­tung!

Feh­ler besit­zen die Eigen­tüm­lich­keit, sich ein­zu­schlei­chen. Feh­ler kön­nen sich ver­hee­rend, lebens­be­droh­lich, inspi­rie­rend, amü­sant oder völ­lig anders aus­wir­ken. Ich erin­nere mich, vor Jah­ren einen Text über ein Kon­zert mit Niko­laus Har­non­court und sei­nem „Con­cen­tus Musi­cus“ geschrie­ben zu haben. Tele­fo­nisch gab ich vor Druck­le­gung noch in brei­tem Ober­ös­ter­rei­chisch einen mir wich­tig erschei­nen­den und ver­ges­se­nen Halb­satz zu Mozarts „Ves­per“ durch. Am Tag dar­auf las ich in der Zei­tung von Mozarts Vespa. Was umso lus­ti­ger war, da ich in glei­chem Text und ande­rem Zusam­men­hang schon einen roten Fer­rari in Stel­lung gebracht hatte. Ich bin sicher, dass dem hoch­ge­schätz­ten Musi­ker in sei­nem rei­chen Künst­ler­le­ben nie­mals ein grö­ße­rer Fuhr­park an ita­lie­ni­schen Fahr­zeu­gen unter­stellt wor­den ist. Bis heute amü­siert mich die Aus­wir­kung mei­ner Mund­faul­heit mehr, als dass mir die offen­kun­dige Inkom­pe­tenz pein­lich ist.

Deut­lich spre­chen und nie­mals den Aus­laut unter­schät­zen waren die Lehr­in­halte. Manch­mal lernt man schnel­ler, als einem lieb ist. Gele­gen­heit macht Erfah­rung, die nur ernst genom­men wer­den muss, um wirk­sam zu wer­den. Sich sel­ber nicht immer zu ernst neh­men, aber ernst genug, hilft. Auch wenn diese Gabe bei dem einen oder ande­ren Mit­men­schen den Glau­ben her­vor­ruft, dass man nicht ernst zu neh­men sei. Gelacht wird nur über die Feh­ler ande­rer. Unter­schätzt zu wer­den ist nicht das Schlech­teste. Dadurch kann man sich oft unbe­hel­ligt sei­ner Sache wid­men und nicht den Erwar­tun­gen ande­rer. Es lebe die Sub­ver­sion!

Feh­ler pas­sie­ren und kön­nen gemacht wer­den. Ob man dabei eine aktive oder pas­sive Rolle ein­nimmt, ist weni­ger ent­schei­dend als die Wir­kung, die die Abwei­chung vom Rich­ti­gen bzw. dem, was für rich­tig gehal­ten wird, aus­löst. Wer macht bzw. lässt schon gerne Feh­ler gesche­hen? Wer dann sagt, ich ent­schul­dige mich, gibt sich unbe­wusst selbst­herr­lich und macht damit den nächs­ten Feh­ler, der meist aus Unwis­sen pas­siert. Sollte die Ent­schul­di­gung ernst gemeint sein, muss man darum bit­ten. Dies selbst­re­fle­xiv zu tun, zeugt viel­leicht davon, dass man mit sich selbst im Rei­nen sein will, aber bezieht in Wirk­lich­keit nie­man­den ein. Da ent­schul­digt man sich ein Leben lang und wird erst nach Jahr­zehn­ten auf­ge­klärt, dass dies andere für einen tun müs­sen. Ich bitte dafür um Ent­schul­di­gung, Ver­zei­hung oder Par­don. Unwis­sen schützt nicht vor Feh­lern!

„Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa – durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld“ habe ich in jun­gen Minis­tran­ten­ta­gen gelernt. Mit der Schuld ist es so eine Sache. Schon kramt man in der Lade, um gute Gründe für sei­nen Feh­ler zu fin­den. Gute Gründe sind nicht unbe­dingt wahre Gründe! Der Reflex im Wind­schat­ten eines Fehl­ver­hal­tens beför­dert oft eine über­bor­dende Krea­ti­vi­tät im Fin­den guter Gründe, eine wahre Schöp­fungs­wut im Erfin­den von Recht­fer­ti­gun­gen. Sich aus­re­den, ohne dabei eine Aus­rede fin­den zu wol­len, ist eine weit ver­brei­tete mensch­li­che Kunst­form. Die gestei­gerte Son­der­form ist, Behaup­tun­gen auf­zu­stel­len, die für sich ste­hen, aber jeder Grund­lage ent­beh­ren. Wer sich behaup­ten will, behaup­tet ein­fach, was das Zeug hält, und erhebt es damit zur unhin­ter­frag­ten Wahr­heit. Die Behaup­tung erhebt sich über alles.

Ande­ren die Schuld zu geben ist aller­dings ein Leich­tes, den Frem­den, den Impf­stoff­lie­fe­ran­tin­nen, denen, die Impf­stoff­reste weg­schmei­ßen woll­ten, den Ghost­wri­tern wis­sen­schaft­li­cher Arbei­ten oder denen mit man­geln­dem Erin­ne­rungs­ver­mö­gen, den Müt­tern, die ihre Kin­der so der­art unmensch­lich behan­deln, dass sie sich wün­schen, dass sie in einem siche­ren Land auf­wach­sen, den Nicht­mas­ken­trä­ger* innen, denen, die kei­nen Abstand hal­ten und keine Nähe suchen, denen, die hys­te­risch sind, Bill Gates, Donald Trump und den Tiro­lern (hier gen­dere ich bewusst nicht!), den Nicht­ver­schwö­rungs­prak­ti­kern, den Acht­lo­sen, denen, die das Wir ver­ach­ten und das Ich über alles stel­len … Alles, was recht ist, was für eine Lita­nei, dür­fen Sie gerne den­ken. Mit Recht und Gerech­tig­keit ist es so eine Sache! Und es rich­tig zu machen und ande­ren recht mit­un­ter ein Spa­gat, der nicht mach­bar ist.

Nicht sel­ten hört man vom gänz­li­chen Feh­len einer Feh­ler­kul­tur in unse­ren Brei­ten. Sind wir doch ehr­lich, wo Men­schen zugange sind, exis­tie­ren und pas­sie­ren unent­wegt Feh­ler. Wir leben in einer Feh­ler­kul­tur, nur die Fehlerumgangs-​ bzw. die Feh­ler­erkennt­nis­kul­tur ist sehr mar­gi­nal ent­wi­ckelt. Die Abwei­chung ist schlicht­weg not­wen­dig, um leben­dig zu sein, falsch-​ oder erst recht rich­tig­zu­lie­gen. Dabei rede ich noch gar nicht von krea­ti­ven Pro­zes­sen in Kunst oder For­schung. Fra­gen Sie bei Ein­stein, Curie oder Miles Davis nach, wohin sie ohne Feh­ler gelangt wären. Wenn nichts pas­siert, dann pas­siert nichts. Feh­ler sind ein ganz wesent­li­cher Bestand­teil des Treib­stoff­ge­mischs für Fort­schritt.

„Kei­nen Gedan­ken ver­schwende auf das Unab­än­der­bare“, schrieb Bert Brecht. Er hat recht, nicht sel­ten beschäf­ti­gen wir uns mit Din­gen, die ohne­hin nicht mehr zu ändern sind. Doch noch öfter kom­men wir gar nicht auf die Idee, eine haben zu kön­nen, um etwas zu ändern, für etwas aufund ein­zu­ste­hen. Wir machen den Feh­ler, erst gar nichts zu machen, weil wir gar zuschauen, weg­schauen, eh nichts machen kön­nen. Die Unter­las­sung ist eines der größ­ten Fel­der, auf dem wir Men­schen Feh­ler machen.

Dann tritt ein sieb­zehn­jäh­ri­ger Schul­spre­cher namens Theo Haas auf und nennt die Dinge unprä­ten­tiös und deut­lich beim Namen. Es kann nicht sein, dass sich jemand hin­ter dem Recht ver­steckt und sagt: „Wir han­deln doch nur, wie das Gesetz es vor­schreibt.“ Er sagt uns mit kla­rer, unauf­ge­reg­ter Stimme, dass er „Recht muss Recht blei­ben“ nicht mehr hören könne: „Wenn das Recht nicht für die Men­schen und Kin­der ist, muss es geän­dert wer­den. Das ist unsere Pflicht, auf­zu­ste­hen und zu sagen, das geht so nicht, alles andere ist ein Feh­ler.“

Ich denke an die in Linz gebo­rene Doro Blancke und ihre Flücht­lings­hilfe. „Egal, wo ich bin, ob in Öster­reich oder im Aus­land, ist es mir wich­tig, den Dia­log im Sinne der Men­schen auf der Flucht im Auge zu behal­ten und Unge­rech­tig­kei­ten und Men­schen­rechts­brü­che auf­zu­zei­gen. Ein gro­ßes Anlie­gen besteht auch darin, die bewusst geschür­ten Ängste vor dem ‚Frem­den‘ zu dezi­mie­ren“, liest man auf ihrer Web­site: Dafür sind Dia­log, Aus­tausch und das Ken­nen der Fak­ten von gro­ßer Bedeu­tung. Was sie letzt­end­lich immer wie­der antreibt, ist die Liebe zum Men­schen, ihr Glaube an die Gerech­tig­keit und das „Getra­gen­sein im WIR“. Theo Haas und Doro Blancke nenne ich hier stell­ver­tre­tend für viele Men­schen, die auf­ste­hen, die Dinge beim Namen nen­nen und nicht nur das Wort ergrei­fen. Ihre Cou­rage ersetzt nicht unsere eigene, aber ihr Mut erin­nert uns daran und ermu­tigt uns im bes­ten Fall, nicht den mensch­li­chen Kar­di­nal­feh­ler des Unter­las­sens zu bege­hen.

Die Frage ist, wel­che Feh­ler darf man sich erlau­ben und wel­che erlau­ben wir uns ein­fach. Ganz unbe­hel­ligt. Es gilt die Unter­las­sungs­ver­mu­tung!

Von Norbert Trawöger
Wissen Ausgabe 1/2021

Das Roboter-​Rezept

Je näher uns Robo­ter kom­men, umso wei­cher und ange­neh­mer müs­sen ihre Ober­flä­chen wer­den. An der JKU wurde des­we­gen ein beson­de­res Mate­rial
ent­wi­ckelt: ein Bio­gel, das ohne fos­sile Kunst­stoffe aus­kommt. Und, wenn man es nicht mehr braucht, sogar bio­lo­gisch abbau­bar ist. Die Zuta­ten dafür
könn­ten aus einer Küche kom­men.

Von Alois Pumhösel
Wissen Ausgabe 1/2021

Bitte ein Qubit

Quan­ten­com­pu­ter wer­den die Welt revo­lu­tio­nie­ren. Phy­si­ker*innen tüf­teln an der Maschine, Anwen­der*innen kno­beln, was sie berech­nen wol­len – und der JKU Infor­ma­ti­ker Robert Wille arbei­tet daran, beide Wel­ten zu ver­ei­nen.

Im Gespräch Ausgabe 1/2021

Nicht auf Zukunft verzichten

In einer Uni­ver­si­tät und wohl im Beson­de­ren in einer Kunst­uni­ver­si­tät wer­den indi­vi­du­elle Inter­es­sen, Talente und Vor­ha­ben hoch­ge­hal­ten, gepflegt, beför­dert und wei­ter­ent­wi­ckelt. Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten mögen ihren Weg fin­den, neue Ziele aus­ma­chen, Metho­den ken­nen­ler­nen und durch eige­nes Zutun schär­fen, all das, um Lebens­um­stän­den nicht nur zu begeg­nen, son­dern neue Impulse zu set­zen und es gerade mit unge­plan­ten Her­aus­for­de­run­gen auf­zu­neh­men. Es braucht Selbst­ver­trauen – auch Lei­den­schaft scha­det nicht – und den Hun­ger, sich immer wie­der neuen und nächs­ten Fra­gen zu stel­len, wie sich über­ra­schen­den Ver­än­de­run­gen aus­zu­set­zen, um auch Kri­sen­zei­ten nicht bloß zu ertra­gen, zu mana­gen und aus­zu­sit­zen. Uni­ver­si­tä­ten tra­gen dazu bei, den Über­blick zu bewah­ren, nicht nur damit etwas und irgend­was wei­ter­geht, son­dern auch um gege­be­nen­falls inne­zu­hal­ten, zurück­zu­tre­ten und nächste Schritte sorg­fäl­tig zu über­le­gen – ohne gefal­len zu müs­sen. Uni­ver­si­tä­ten bie­ten dafür nötige Denk­räume für eine zukunfts­fä­hige und in einer zukunfts­fä­hi­gen Gesell­schaft, damit sich indi­vi­du­elle Zugänge, fri­sches und unkon­ven­tio­nel­les Den­ken for­men kön­nen, immer auch als Grund­vor­aus­set­zun­gen für einen grö­ße­ren Zusam­men­halt. Erst die eigene Selbst­si­cher­heit genauso wie begrün­de­ter Selbst­zwei­fel erlau­ben und moti­vie­ren einen unvor­ein­ge­nom­me­nen Aus­tausch über Fach­gren­zen hin weg, hin zu ande­ren Dis­zi­pli­nen, hin­aus in die Pra­xis, ohne Scheu vor dem Rea­lity Check.

Gemein­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung und indi­vi­du­el­les Selbst­be­wusst­sein ver­bin­den sich so zu wesent­li­chen Grund­la­gen für ein gewis­sen­haf­tes Han­deln, für den Mut und die Bereit­schaft, Ver­ant­wor­tung wahr­zu­neh­men. Man weiß aus der Sozi­al­for­schung, dass pre­käre und exis­tenz­be­dro­hende Lebens­um­stände nicht zu Zusam­men­halt bei­tra­gen, viel­mehr in Resi­gna­tion und Aus­sichts­lo­sig­keit enden. Uns fort­ge­schrit­ten Erwach­se­nen erscheint unsere unmit­tel­bare Gegen­wart nicht sel­ten geschichts­lo­ser denn je, doch zeigt sich eines deut­lich: Junge und noch jün­gere Genera­tio­nen las­sen sich ihr Recht auf Zukunft nicht neh­men. Sie wen­den und wer­ten zutiefst nötige Soli­da­ri­tät als gesell­schafts­bil­dende Kate­go­rie neu, bedarf es doch zu deren dring­li­cher Ein­lö­sung aktu­el­ler und unge­wöhn­li­cher Lösungs­an­sätze auf Augen­höhe.

Nur wenn es gelingt, über­zeu­gende Aus­sich­ten auf mach­bare Ver­än­de­run­gen zu stär­ken, zu ent­wer­fen und daran fest­zu­hal­ten, lässt sich Zukunft fas­sen und für viele erst begrei­fen. In die­sem Sinne bil­den Uni­ver­si­tä­ten keine Enkla­ven, son­dern eröff­nen sichere Frei­räume, in denen junge und scharfe Geis­ter nicht auf Zukunft ver­zich­ten. Und es gilt jetzt und wei­ter­hin, diese Pri­vi­le­gien zu tei­len.  

Von Brigitte Felderer
Wissen Ausgabe 1/2021

Der rich­tige Ton

Ein Kind mit Hör­be­ein­träch­ti­gung stellt für viele Eltern die Welt erst mal auf den Kopf. Eine neue Stu­die will die Ent­wick­lung der Kin­der umfas­send beglei­ten und so her­aus­fin­den, was das Beste für sie ist.

Von Katharina Kropshofer
Hintergrund Ausgabe 1/2021

Mission possible

Das neue EU-​Rekordbudget soll die Volks­wirt­schaf­ten der Union nach der Pan­de­mie nicht nur wie­der­be­le­ben, son­dern auch für künf­tige Mis­sio­nen start­klar machen. Aber wie kön­nen die Uni­ver­si­tä­ten davon pro­fi­tie­ren?

Von Bernhard Ecker
Wissen Ausgabe 1/2021

Ein Ende mit Schre­cken

Auch wenn die hohe Staats­ver­schul­dung der­zeit kein Pro­blem scheint, sie wird mit Garan­tie eines. Noch ist Kon­so­li­die­rung für die Poli­tik kein Thema, doch Wirt­schafts­for­scher*innen war­nen bereits.

Von Andrea Hodoschek