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Entscheidende Weichenstellung für die Zukunft der Medizinischen Fakultät der JKU

Die Medizinische Fakultät hat sich auf Empfehlung des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats Medizin (IWBM) freiwillig einer internationalen Evaluierung unterzogen.

von links: Guido Adler, Vorsitzender der internationalen Evaluierungskommission, Elgin Drda, JKU Vizerektorin für Medizin, LH-Stv.in Christine Haberlander, Gesundheitslandesrätin, JKU Rektor Stefan Koch, Franz Harnoncourt, Geschäftsführer Kepler Universitätsklinikum; Credit: JKU
von links: Guido Adler, Vorsitzender der internationalen Evaluierungskommission, Elgin Drda, JKU Vizerektorin für Medizin, LH-Stv.in Christine Haberlander, Gesundheitslandesrätin, JKU Rektor Stefan Koch, Franz Harnoncourt, Geschäftsführer Kepler Universitätsklinikum; Credit: JKU

Die Empfehlungen und Ableitungen aus dem Bericht der Kommission sowie die Weichenstellungen, die nun vorgenommen werden müssen, sind entscheidend für die Zukunft und den weiteren Erfolg der Medizinischen Fakultät.

Ein Team aus sechs internationalen Gutachter*innen unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. Guido Adler (ehem. Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg) hat die Medizinische Fakultät der JKU auf Basis eines Selbstberichts (anhand eines standardisierten Fragebogens) und Vor-Ort-Besuchen evaluiert und einen Bericht mit Bewertungen und Empfehlungen für die Zukunft erstellt.

Erste Aufbauphase gelungen
Der bisher geleistete Aufbau der Medizinischen Fakultät der JKU ist aus Sicht der Evaluierungskommission ausgesprochen erfolgreich verlaufen.

Die JKU Linz hat mit der Gründung der Medizinischen Fakultät 2014 ihre Chance, innovative Forschungsprojekte an der Schnittstelle Medizin, Technik und Digitaler Transformation voranzutreiben genützt und sich damit bewusst komplementär zu den anderen medizinischen Universitätsstandorten in Österreich positioniert. Durch die Zusammenführung verschiedener Perspektiven und unterschiedlicher Disziplinen zwischen den Fakultäten wird der Weg frei für neues Wissen und Innovationen. Es stehen neue Zugänge zu einem verbesserten Krankheitsverständnis sowie innovative Behandlungsansätze im Fokus.

Die internationale Kommission sieht in Linz die interfakultäre Zusammenarbeit der Medizin als Alleinstellungsmerkmal in Österreich und empfiehlt, das vorhandene Potenzial noch viel stärker als bisher zu nutzen und den interdisziplinären Ansatz unter anderem durch die Etablierung von sogenannten „Brückenprofessuren“ weiter zu festigen.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die Klinischen Forschungsinstitute als ideale Plattformen, um Grundlagenforschung und klinische Forschung eng miteinander zu verknüpfen. Die JKU wird damit ihrem Anspruch gerecht, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse unmittelbar in die Patient*innenversorgung einfließen zu lassen. Nach Auffassung der Evaluierungskommission ist neben den Neurowissenschaften und den kardiovaskulären Erkrankungen – zwei klinischen Exzellenzbereichen im Kepler Universitätsklinikum (KUK) – auch die Entzündungs- und Tumormedizin geeignet, sich zu einem aussichtsreichen Schwerpunkt zu entwickeln. Die enge Zusammenarbeit des Kepler Universitätsklinikums mit dem Ordensklinikum Linz bildet dabei die Basis für die Errichtung eines Comprehensive Cancer Centers (CCC) unter der Leitung des KUK. Die Mitwirkung der JKU im interuniversitären Ignaz Semmelweis Institut, das sich dem Bereich Infektiologie widmet, zeigt den internationalen Anspruch der jungen Fakultät auf.

Als besonders innovativ wird die Zusammenarbeit zwischen der Medizinischen Universität Graz und der Medizinischen Fakultät der JKU im Bereich der vorklinischen Lehre in der Anatomie bewertet. Studierende, die die Vorklinik in Linz absolvieren, müssen den anatomischen Präparierkurs in Graz besuchen, da in Linz keine Leichenanatomie durchführt wird. Die Ausbildung in der theoretischen Anatomie in Linz sticht vor allem durch das Lehrkonzept der Virtuellen Anatomie im weltweit einzigartigen JKU medSPACE hervor.

Die Evaluierungskommission zeigt sich zudem beeindruckt von der Fusion dreier Krankenhäuser in unterschiedlicher Trägerschaft zum Kepler Universitätsklinikum sowie vom JKU MED Campus, der mit großer Unterstützung des Landes Oberösterreich (104 Mio. Euro) innerhalb des Zeit- und Kostenplans errichtet und 2021 eröffnet wurde.

Sich offen und selbstkritisch einer externen Bewertung zu stellen, birgt immer ein Risiko in sich, zumal die Medizinische Fakultät in ihrer Gründungsphase – auch unter Expert*innen – durchaus umstritten war. Umso mehr freut mich, dass uns die Kommission das Potenzial attestiert, ein national und international konkurrenzfähiger Standort der Universitätsmedizin zu werden“, sagt JKU Rektor Stefan Koch. „Ganz besonders freut mich, dass die Etablierung interfakultärer Schwerpunkte – insbesondere die Zukunftsthemen KI und Technik in der Medizin – von der Kommission als Alleinstellungsmerkmal der Linzer Universitätsmedizin gewertet wurde. Wir werden diese Themen weiter vorantreiben und uns für innovative Forschung zum Wohle der Patient*innen stark machen.“

Chancen und Herausforderungen in der Zukunft
Der Aufbau der Medizinischen Fakultät ist nach Auffassung der Evaluierungskommission noch nicht abgeschlossen. In einem nächsten Entwicklungsschritt muss die Forschung weiterentwickelt und auf ein international kompetitives Niveau gehoben werden, um erstklassige Berufungen durchführen zu können und in der Lehre attraktiv zu bleiben.
Die größte Herausforderung sieht die Kommission im Aufbau des wissenschaftlichen Mittelbaus. Die Kommission begrüßt das von der JKU initiierte Impulsprogramm zur Schaffung nachhaltiger Laufbahnstellen (sog. Tenure-Track-Professuren), um Ärzt*innen längerfristige und verlässliche Karrierewege an der Fakultät anbieten zu können. Die Besetzung weiterer Lehrstühle wird als dringlich eingestuft.

Gesundheitslandesrätin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander: „In Oberösterreich arbeiten wir gemeinsam an einem Ziel, die Gesundheitsversorgung in unserem Bundesland ständig zu verbessern. Die Medizinische Fakultät der JKU ist ein Meilenstein und eine Erfolgsgeschichte für Oberösterreich. Sie war von Beginn an nie ein Elfenbeinturm der Wissenschaft. Hier geht es um Medizin, die bei den Menschen ankommt. Diese große Bedeutung für die Versorgung der Menschen in Oberösterreich zeigt sich insbesondere auch durch die inhaltliche und räumliche Nähe zum Kepler Universitätsklinikum. Die optimale und gut funktionierende Kooperation zwischen Versorgung, Lehre und Forschung zeigt einmal mehr den guten und erfolgreichen Weg des Miteinanders in Oberösterreich. Ich bin mir sicher, dass diese vor nunmehr zehn Jahren begonnene Erfolgsgeschichte auch in Zukunft weitergeschrieben werden wird.“

Wenngleich uns die außerordentlich gute Bewertung der Evaluierungskommission sehr freut, ist unser Blick in die Zukunft gerichtet. Der nächste Aufbauschritt ist entscheidend für die wissenschaftliche Exzellenz und ob sich die Medizinische Fakultät national wie auch international auf Augenhöhe etablieren kann“, sagt Elgin Drda, JKU Vizerektorin für Medizin und Dekanin der Medizinischen Fakultät. „Im Bericht der Kommission wird das hervorragende Zusammenwirken der beteiligen Akteur*innen – Bund, Land OÖ, Stadt Linz, JKU und KUK – als ein wesentlicher Erfolgsfaktor hervorgehoben. Ich bin überzeugt, dass dies auch künftig notwendig und für den weiteren Erfolg entscheidend sein wird, denn es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Medizinischen Fakultät.“

„Die äußerst positive Beurteilung der Evaluierungskommission bestärkt uns darin, dass wir mit dem Kepler Universitätsklinikum auf einem sehr guten Weg hin zu einem vollwertigen Universitätsklinikum sind, das sich mit etablierten Universitätskliniken messen kann. Zudem ist die Würdigung der gelungenen Zusammenführung dreier eigenständiger Krankenhäuser zu einem Klinikum, der technischen und technologischen Ausstattung und Unterstützung sowie der zukunftsorientierten IT-Infrastruktur besonders erfreulich. Zusätzliche Professuren, ein solider akademischer Mittelbau sowie ausreichend Ressourcen für Forschung und Lehre sind für die Weiterentwicklung in den kommenden Jahren unabdingbar. Denn nur im Zusammenspiel von Versorgung, Lehre und Forschung kann das Kepler Universitätsklinikum als Maximalversorger in der Kliniklandschaft der Region fungieren“, ist Mag. Dr. Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums, überzeugt.

Künftige Finanzierung entscheidet über Zukunft und Erfolg
Der für den Zeitraum von 2014 bis 2028 festgelegte Kostenpfad war aus Sicht der Evaluierungskommission ausreichend, um den Studienbetrieb erfolgreich aufzubauen. Ein zentraler Kernpunkt für eine erfolgreiche Zukunft der Medizinischen Fakultät der JKU wird aus Sicht der Evaluierungskommission jedoch die weitere Finanzierung sein.

Um die dringend erforderlichen zusätzlichen Professuren einzurichten, und um die Programme der Forschungsförderung aufrechtzuerhalten, ist eine Aufstockung der finanziellen Mittel unbedingt notwendig“, sagt Guido Adler, Vorsitzender der internationalen Evaluierungskommission. „Vergleicht man das Budget der Medizinischen Fakultät der JKU mit den anderen Standorten der Universitätsmedizin in Österreich, wird zudem deutlich, dass langfristig weitere finanzielle Zuwächse notwendig sein werden, um national wie international auf Augenhöhe agieren zu können.“

Um sich konkurrenzfähig entwickeln zu können, müssen die finanziellen Mittel an die universitären medizinischen Ausbildungsstätten fair verteilt werden: Die Medizinische Fakultät erhält derzeit 5% des Budgets, bildet aber 18% des medizinischen Nachwuchses aus. Bisher wurde die Medizinische Fakultät nicht aus dem Globalbudget der JKU, sondern aus der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG finanziert. Für die nächsten drei Jahre stehen der Medizinischen Fakultät 199,6 Mio. Euro zur Verfügung. Nach der Periode 2025-2027 läuft diese Vereinbarung aus, und es bedarf einer neuen entsprechenden Finanzierung durch den Bund.

Die Kommission plädiert dafür, eine weitere Sonderfinanzierung für die Medizinische Fakultät zur Verfügung zu stellen, damit sich die Medizinische Fakultät neben den anderen Fakultäten der JKU positiv weiterentwickeln kann.

„Der äußerst positive Bericht zeigt, dass der Aufbau gelungen ist und dass die JKU die finanziellen Mittel für die Medizinische Fakultät bestmöglich eingesetzt hat“, resümiert JKU Rektor Stefan Koch.

Die Evaluierungskommission ist zuversichtlich, dass die Medizinische Fakultät der JKU mit der notwendigen weiteren Unterstützung zu einem national und international konkurrenzfähigen Standort der Universitätsmedizin entwickelt werden kann.