Open Social Innovation
Prof. Johanna Mair (Hertie School und Stanford University) und Thomas Gegenhuber (JKU Linz und Leuphana Universität) begleiten das Programm #WirvsVirus und #UpdateDeutschland gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen René Lührsen und Laura Thäter seit dessen Beginn. Ziel dieses Projekts ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Open Social Innovation organisiert werden kann.
Als Forschungspartner von #WirvsVirus und #UpdateDeutschland hat das Team den Prozess vor Ort und während des gesamten Projektverlaufs verfolgt. Neben dem regelmäßigen Austausch mit den Organisator*innen von #WirvsVirus gelang es dem Forschungsteam ein respektvolles und kollaboratives Umfeld für Koproduktion und Lernen mit allen beteiligten Stakeholdern zu schaffen. Es wurden mehr als 200 halbstrukturierte Interviews mit Teams, Organisator*innen, Mentor*innen, Unterstützer*innen und Akteur*innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen geführt. Darüber hinaus nahm das Team an Community-Calls teil, beobachtete Jury-Entscheidungen und Finanzierungsgespräche und analysierte öffentlich zugängliche als auch nicht-öffentliche Dokumente im Zusammenhang mit der Planung und strategischen Überlegungen von #WirvsVirus und UpdateDeutschland.
Das Forschungsprojekt wird durch das deutsche Bundeskanzleramt gefördert. Das Vodafone Institut und die Volkswagen Stiftung unterstützen das Projekt finanziell.
Im Laufe des Projekts haben mehrere studentische Mitarbeiter*innen die Forschungsarbeiten unterstützt: Nils Heinemann, Sarah Nassabieh, Anna-Lena Schröder und Tom Siebels.
Digitale Plattformen als neue Form der Organisation
Die Digitalisierung bewirkt einen grundlegenden Wandel der Arbeitsweisen und -formen von Menschen. Plattformen gewinnen rasant an Bedeutung. Sie stellen eine neue Organisationsform dar, die Massen mobilisiert, um sie in betriebliche Wertschöpfungsketten einzubinden, wobei sie eine breite Palette von Dienstleistungen anbieten: von einfachen Routinearbeiten (z. B.: Mechanical Turk, Clickworker) über handwerklich solide Kreativarbeit (z. B.: 99designs, Upwork) bis hin zu hochkomplexen innovativen Lösungen (z. B.: Innocentive, Jovoto) sowie Dienstleistungen, die auf der kommerziellen Verwertung von "privaten Kapitalgütern" basieren (z. B.: Uber, Airbnb). Produktplattformen (z. B. Internet-of-Things-Plattformen) beinhalten Strukturen, die definieren, wie Akteur*innen an der Wertschöpfung (z. B. standardisierte Schnittstellen) und der dazugehörigen Infrastruktur (z. B. webbasierte Plattformen für den Informationsaustausch) partizipieren können.
Plattformorganisation und -strategien unterscheiden sich stark von den klassischen Managementprinzipien, die auf Kontrolle und Vorhersehbarkeit des Handelns durch Hierarchie beruhen. Plattformen basieren meist auf einer Logik der Flexibilität. Kontrolle und Steuerung erfolgen in der Regel über versteckte Mechanismen (z.B. Plattformdesign und algorithmische Governance). Dieser Forschungsschwerpunkt untersucht, wie Plattformen organisiert sind (z.B. organisatorische Praktiken), was die strategischen Herausforderungen im Plattformmanagement sind (z.B. Plattformdesign und die Frage der Offenheit) und welche Konsequenzen eine plattformbasierte Wirtschaft hat (z.B. Mitbestimmung und Arbeitsbedingungen von Crowdworkern auf Tauschplattformen).
Kooperationspartner sind das Institut für Organisationswissenschaften der JKU Linz (Prof. Elke Schüßler, Prof. Robert Bauer und Dr. Georg Reischauer) und die Leuphana Universität Lüneburg (Clara Scheve).
Institutionelle Perspektiven der digitalen Transformation
Digital gestützte institutionelle Arrangements, wie beispielsweise neue Organisationsformen, verändern zunehmend die Spielregeln in vielen Branchen und Bereichen. Betrachten Sie die folgenden Beispiele: Plattformen wie TripAdvisor haben ganze Bewertungssysteme in der Tourismusbranche umstrukturiert - von einem expertenbasierten Modell (basierend auf einer episodischen, standardisierten Bewertung durch Fachleute) hin zu einem crowdbasierten Modell, welches die Bewertungen der Verbraucher*innen kontinuierlich nutzt und aggregiert. Trotz des Widerstands der Regulierungsbehörden haben Uber und AirBnB Legitimität erlangt, weil sie die Bereitstellung von Taxi- und Unterkunftsdiensten umgestaltet und disintermediiert haben.
Theoretiker der institutionellen Theorie befassen sich zunehmend mit der Rolle und den Auswirkungen der Digitalisierung. Es besteht kein Zweifel, dass digital gestützte institutionelle Arrangements Branchen und Bereiche durchdringen und umgestalten und dabei Machtstrukturen und Bedeutungssysteme in Frage stellen. Dies stellt für die institutionelle Forschung eine große Chance dar, genauer zu untersuchen, wie Akteur*innen, die digitalen Technologien nutzen, die Art und Weise wie Institutionen geschaffen, ergänzt, infrage gestellt oder aufgelöst werden, verändern können.
Diese Forschung findet an der Schnittstelle von Management- und Informationssystemforschung statt. Die Kooperationspartner für dieses Projekt sind Prof. Bob Hinings (University of Calgary), Prof. Danielle Logue (University of Technology Sydney), Prof. Michael Barrett (University of Cambridge) und Prof. Royston Greenwood (University of Alberta).
Digital Entrepreneurship
Die digitale Transformation oder das digitale Unternehmertum beherrschen derzeit die unternehmerische Agenda. Digitales Entrepreneurship ist die digital-technologisch getriebene Entwicklung und Vermarktung von Geschäftsmöglichkeiten in Form von neuen Produkten, Dienstleistungen oder Geschäftsmodellen in allen Phasen der Unternehmensentwicklung. Insgesamt umfasst digitales Entrepreneurship sowohl die Gründung neuer Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, deren Management in einer dynamischen Wachstumsbranche als auch die digitale Transformation im Sinne von Corporate Entrepreneurship von etablierten Unternehmen, deren Geschäftsmodelle durch digitale Technologien wie Plattformökonomien, Social Media, Mobile, Big Data oder Cloud-Lösungen herausgefordert werden.
Prof. Thomas Gegenhuber beteiligt sich an den Leuphana Forschungsprojekten "Digit@l Entrepreneurship: Regionales Unternehmertum in der digitalen Wirtschaft", das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen gefördert wird. Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt wird von Prof. Markus Reihlen geleitet (zusammen mit Prof. Dr. David Loschelder, Prof. Dr. Paul Drews, Prof. Dr. Burkhardt Funk).
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Frage, wie Start-ups oder unternehmerische Aktivisten digitale Plattformen (z.B. Crowdfunding) nutzen, um Legitimität gegenüber den verschiedenen Stakeholdern zu erlangen. Kooperationspartner sind Karina Reif (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Diemo Urbig (Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg) und Michael Lounsbury (University of Alberta).