Wearable Insights – The Potential of Tracking Technology to Enrich Psychological Research.
Der Mensch und seine Datenwolke
Jeder Mensch schleppt heute seine Datenwolke mit sich herum. Die verschiedenen Datenquellen sind aber nicht kombiniert, die Aussagekraft hält sich damit in Grenzen. „Tragbare“ Technologien – Wearables – erleichtern die Erfassung von elektronischen Daten, die insbesondere menschliche Verhaltens-, Interaktions- und Erlebnismuster festhalten. Der potenzielle Nutzen solcher Daten für die psychologische Forschung ist enorm, ihre Zuverlässigkeit und Aussagekraft sind aber wenig erforscht. – Hier setzt Prof. Bernad Batinic mit seinem Team an.
Projektdetails
Seed Projekt
Projektleitung
Bernad Batinic
Call
1/2016
Wearables sind tragbare Technologien, die man in der Regel am Körper trägt. Sie erleichtern die Erfassung verschiedenster menschlicher Verhaltens-, Interaktions- und Erlebnismuster in Form von elektronischen Daten. Wearables erfassen physiologische Daten, Geotracking-Daten und Daten zu Aktivitäten in sozialen, sportlichen und anderen Bereichen. Die bekanntesten Wearables: Smartphones und Fitnessarmbänder.
„Wir bekommen es in der Forschung derzeit mit ganz neuen Daten zu tun und mit einem neuen Informationslevel über Menschen“, sagt Batinic. Er möchte die bereits bestehenden Technologien nützen, um Daten von Personen zu erfassen und mit Fragebögen und Interviews so zu kombinieren, dass valide Ergebnisse herauskommen.
Wenn beispielsweise jemand länger unter stressbedingter Schlaflosigkeit leidet und etwas dagegen unternehmen möchte, muss er normalerweise einen Fragebogen zu seinem Schlafverhalten ausfüllen. Die Antworten sind subjektiv verfälscht und schwer überprüfbar. Wird der Betroffene aber beim Schlaf buchstäblich auf eine Sensormatte gebettet und damit das Schlafverhalten über ein bis zwei Wochen getrackt, können diese Daten gemeinsam mit dem Befragungsergebnis ein viel genaueres Ergebnis liefern.
Auch in anderen medizinischen Bereichen könnte die einschlägige Forschung hier wertvolle Ergebnisse erzielen, zB wenn es darum geht, wie und wie viel PatientInnen sich nach einer Hüftoperation bewegen und wie es ihnen mit der Bewegung geht.
„Ich persönlich finde es schon erschreckend, dass heutzutage so viele Daten zu jedem Menschen erhoben werden, vielfach, ohne dass wir das überhaupt mitbekommen“, sagt Batinic. „Aber in unserem Fall brauchen wir für unsere Forschungsarbeiten immer nur eine bestimmte Anzahl Menschen, die über einen bestimmten Zeitraum an einem klar definierten Projekt teilnehmen und Daten liefern, - freiwillig und nach einer bewussten Entscheidung“.
Durch das LIT-Projekt bekommt Batinic mit seinem Team die Möglichkeit genau zu überprüfen, welche Qualität bestimmte Daten haben. Ziel ist, eine Methode zu entwickeln, die dann auch anderen ForscherInnen zur Verfügung gestellt wird. „Wir haben hier eine Pionierfunktion, andere Forschergruppen stehen aber bereits ebenfalls an dieser Schwelle, also müssen wir zügig arbeiten!“
Wearables Insights
Univ.-Prof. Dr. Bernad Batinic
Univ.-Prof. Dr. Bernad Batinic, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster leitet die im Jahr 2005 gegründete und am Institut für Pädagogik und Psychologie angesiedelte Abteilung für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie (AOM).
Batinic studierte in Gießen Psychologie (1995), promovierte (2001) und habilitierte sich 2006 an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2004 ist er als Universitätsprofessor an der JKU Linz tätig.
Batinic setzt sich seit seinem Psychologiestudium mit Online-Forschung und den Möglichkeiten des Internets zur Erhebung von Daten auseinander. Bereits 1994 führte er eine Online Umfrage im Usenet durch und 1995 veröffentlichte er die erste Anleitung im Internet zur Durchführung von Online Befragungen. Er war Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Online Forschung, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und ist der erste Forscher im deutschsprachigen Raum gewesen, der im WWW eine Umfrage realisiert hat.
„Ich bin immer schon fasziniert von Neuem, lasse mich inspirieren und nehme Neues auf. Dass ich in gewisser Weise auch verspielt bin mag für meinen Forscherdrang gewisse Vorteile haben, auch wenn meine Frau sich manchmal wundert, womit ich mir mitunter die Zeit vertreibe…“, sagt Batinic.