Milan Stehlik: Modeling Complex Dependencies: How to Make Strategic Multi-Criterial Decisions
Hochqualitative schnelle Entscheidungen für komplexe Systeme
Assoz.Univ.-Prof. Dr. Milan Stehlik entwickelt in seinem LIT-Projekt multikriterielle Methoden für nicht triviale Anwendungen weiter, auf Grundlage von algebraischen, statistischen und stochastischen Methoden und mit einer spezifischen Software. Entscheidungen – zB in der Krebsbehandlung oder auf den Finanzmärkten - müssen oft sehr schnell getroffen werden, und viele, einander oft widersprechende Kriterien, sind in die Entscheidung einzubeziehen. Stehlik entwickelt Methoden und Algorithmen, um in solchen Fällen zu optimalen und schnellen Lösungen zu kommen.
Projektdetails
Seed Projekt
Projektleitung
Milan Stehlik
Call
1/2016
Das molekulare Alter von Gewebe bei Brustkrebs altert durch eine Chemotherapie um 15 Jahre. Auch andere medizinische Behandlungen und Medikamente sind wegen ihrer Nebenwirkungen gefürchtet. Deswegen ist eine genauere Krebsdiagnostik und effizientere Krebsbehandlung sehr wichtig.
In der Krebsforschung müssen sehr viele Kriterien einbezogen werden: manche sind auf den Krebs an sich bezogen, andere betreffen etwa eine bessere Diagnostik oder eine wirkungsvolle Behandlung. Daraus ergeben sich weitere Fragen: Sind die hohen Kosten für eine bestimmte Behandlung zu rechtfertigen? Wie wahrscheinlich sind Nebenwirkungen? Wie ist der allgemeine Zustand des Patienten, der Patientin? – In diesem Forschungsgebiet gibt es viele verschiedene mögliche Kriterien, die zu Beginn zur Auswahl stehen. Welche Kriterien gleich zu Beginn gewählt werden, steuert entscheidend den weiteren Prozess. Hier müssten eigentlich OnkologInnen, PathologInnen, KrebsforscherInnen, Budgetverantwortliche, etc. einbezogen werden. Ziel von Stehlik ist, ein Daten Algebraisches System und Computerprogramm zur Verfügung zu stellen, in dem möglichst viel vom nötigen ExpertInnenwissen und sehr viele Rohdaten von PatientInnen eingeflossen sind, um jeweils in schnellstmöglicher Zeit zur bestmöglichen Entscheidung (zB Diagnostik, Therapie) zu kommen.
Die Entwicklung von multikriteriellen Entscheidungen spielt auch in anderen Bereichen eine große Rolle, so zum Beispiel im Finanzbereich: Wenn finanzielle Dynamiken nicht richtig verstanden werden, sind Finanzkrisen, Negativzinsen und sinkende Börsen die Konsequenzen. Die europäische Zentralbank berechnet ihre Prognosen heute immer noch auf Basis von Modellen, die für positive Zinsen entwickelt wurden. Stehlik und sein Team haben ein Modell entwickelt, das ganz flexibel mit Negativ-, Positiv- und Nahe-0-Zinsen arbeitet und damit inzwischen bessere Prognosen als die EZB liefert. „Nicht alles, was wir heute als ‚Schulden‘ bezeichnen, ist in Zeiten von Negativzinsen tatsächlich Schulden“, sagt Stehlik. „Wenn ein Land heute auf die Schuldenbremse steigt, könnte es deshalb passieren, dass es damit ungewollt die Schulden anderer Länder abbezahlt.“
Multikriterielle Entscheidungen sind auch in der Ökologie wichtig. Stehlik arbeitet seit 2014 mit dem Gletscher-Institut in Valdivia, Chile, im Fondecyt-Projekt zusammen, um die Veränderung der Gletscher, Umweltschutz und Auswirkungen auf die Gesellschaft zu untersuchen.
Die Ergebnisse von Stehliks Forschungen sollen offen zugänglich und für alle anwendbar sein. Sie haben bereits Kooperationen mit einigen der besten Universitäten weltweit - Stanford, Oxford, Rice oder University of California, Los Angeles – initiiert.
Assoc.Univ. Prof. Dr. Milan Stehlik
Prof.Stehlik ist seit 2006 an der JKU am Institut für Angewandte Statistik tätig und hat sich im Fachbereich Statistik 2011 habilitiert. Seit 2015 hat er zudem eine Professur an der Universidad de Valparaiso, Chile.
Er kooperiert mit mehreren Universitäten weltweit, unter anderem mit den Universitäten Oxford und Stanford, und ist an mehreren Konsortien für große internationale Forschungsprojekte beteiligt. Er ist Editor-in-Chief von The Open Statistics & Probability Journal (Bentham Open), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Associate Editor für Europa von Neural Computing and Applications (Springer), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, und Associate Editor von Journal of Applied Statistics (Taylor and Francis), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster.
Der Forschungsschwerpunkt von Stehlik liegt auf der Entwicklung multikriterieller Entscheidungen, insbesondere bei der Krebsbehandlung, im Finanzbereich und bei Ökosystemen.
„Das LIT-Projekt ist für mich super wichtig,“ sagt er. „Ich finde, wir haben an der JKU in vielen Bereichen sehr hohes Potenzial, aber wir brauchen Geld! In meinem Fall zum Beispiel, um ausreichend Datensätze anzukaufen.“
Workshop “Stochastic dependence and related topics“
Organisiert von Milan Stehlik, LIT JKU, Austria, IFAS & IDEUV Chile
Eingeladener Vortragender Thomas Lichtenegger, LIT JKU, Austria