Im LIT Open Innovation Center ist viel los. Einige Abteilungen und Firmen wollen wir Ihnen hier vorstellen. Heute: die Leistritz Extrusionstechnik GmbH.
Was hat Sie dazu bewegt, in die LIT Factory und das LIT Open Innovation Center einzuziehen?
Geschäftsführer DI Sven Wolf: Nun ja, nicht ganz ohne Stolz möchte ich sagen, dass wir sozusagen auch ein Geburtshelfer beider Innovationsträger – der LIT Factory und dem LIT Open Innovation Center - sind. Durch die intensive Zusammenarbeit zwischen der JKU - und da im Speziellen mit dem Institut für Polymer Extrusion and Compounding - und der Leistritz Extrusionstechnik GmbH, waren wir auch schon in die Designphase eingebunden und konnten die Ideen, Richtungen und Ausgestaltungen mitgestalten und beeinflussen. Wichtig für uns war und ist dabei, dass durch eine aktive Verbindung zwischen Forschung, Industrie und Lehre die Distanz zwischen den einzelnen „Fakultäten“ abgebaut wird und man damit einen positiven Beitrag zu unserer zukünftigen Entwicklung beisteuert. Gemeinsam wollen wir am Standort in Linz mehr und vor allem etwas Nachhaltigeres für unsere Zukunft gestalten. Kunststoffe spielen dabei eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft. Im Sinne des effizienten Einsatzes von Ressourcen und auch im Hinblick auf unsere Verantwortung für die Zukunft müssen Entwicklungen im Sinne einer „Circular Economy“ eine wesentliche Rolle spielen. Die vorher angesprochene Partnerschaft eingebettet in ein modernes Umfeld – sozusagen als Katalysator – wird uns zu Bestleistungen anspornen. Davon sind wir überzeugt.
Rein technisch gesehen (sozusagen als Sichtweise der „old economy“) ermöglicht uns die Kombination zwischen Digitalisierung und Prozesstechnik eingebettet in eine Modelfabrik eine zielgerichtete Umsetzung unserer Entwicklungsziele. Der partnerschaftliche Umgang im OIC am Campus der Uni bringt uns aber auch näher an die „new economy“. Der Gedankenaustausch mit „start-ups“ erweitert unsere Sichtweise auf Problemstellungen und Lösungen. Diese offene Kommunikation ist auf die lange Sicht ein „Game-Changer“ und wir sehen uns mitten drin.
Was macht die Firma Leistritz einzigartig?
Sven Wolf: Mehr als 100 Jahre Erfahrung im Maschinenbau zeugen von einem wirtschaftlichen Durchhaltevermögen, einer Innovationsfähigkeit und von Personen, die die Geschicke des Unternehmens vorausschauend und nachhaltig beeinflusst haben. Mit dem Einstieg in den Kunststoffmaschinenbau 1935, der Intensivierung in den 1950iger Jahren und der Internationalisierung der Technologie wurde Leistritz zu einem etablierten Hersteller von Extrusionsanlagen für die Kunststoffindustrie auf Basis der gleichläufigen Doppelschnecke. Mit dem steigenden Wissen um der kontinuierlichen Prozesstechnik erweiterte sich das Produktportfolio um den Bereich Life Science (Pharama, Nahrungsergänzungsprodukte, Kosmetik usw.) und die Großchemie (Kunststoffherstellung, Katalysatorenmassen). Mittlerweile ist man weltweit anerkannter Projektpartner von prozesstechnischen Lösungen in den vorgenannten Bereichen und unterstützt namhafte Firmen bei der Umsetzung komplexer verfahrenstechnischer Aufgabenstellungen. Unsere Produkte und Lösungsansätze finden in der Rohstoffherstellung, Veredelung und schließlich auch im Recycling ihre Anwendung. Die Kombination vonMensch und Maschine; sprich verfahrenstechnischem Knowhow und Anlage zeugt von unserem Lösungspotential. Was Leistritz besonders macht, beschreibt folgender Spruch sehr treffend: „We are small enough to listen, but big enough to serve“.
Was ist Ihr aktuelles Lieblingsprojekt?
Sven Wolf: Einerseits beschäftigen wir uns derzeit sehr intensiv mit dem Aufbau der UD-tape Anlage am LIT; mit dieser Anlage stellt man unidirektional verstärkte thermoplastische Bänder her. Diese werden dann als Ausgangsprodukt im Rahmen eines Konsolidierungsprozesses (Fa. Engel) zur Herstellung eines hochbelastbaren und leichtgewichtigen Bauteiles verwendet. Um den Kreis zu schließen wird durch mechanisches recyclieren (EREMA) wiederum Rohstoff für die Herstellung von neuen UD-Tapes untersucht.
Als weiteres wichtiges Projekt am OIC verfolgen wir die prozesstechnische Integration von Schmelzequalitätssensoren – sogenannte On-Line-Dehn-Rheometer - in die entsprechenden Prozesse und die Weiterentwicklung zu smarten Sensoren, die in weiterer Folge durch übergeordnete Steuerungen Prozesse qualitätsrelevant steuern können. Erste Erfolge konnten wir bereits bei der reaktiven Extrusion von Polypropylen erzielen. Die Standardisierung der vorhandenen Kunststoffqualitäten – vor allem beim Recycling – und die notwendige Steuerung/Beeinflussung dieser Qualitäten zeigen das zukünftige Gebiet dieses smarten Ansatzes auf.
Was bringt das LIT OIC der Forschung?
Sven Wolf: Integrative Lösungen zwischen Prozess und Steuerung, zwischen Mensch und Maschine, zwischen Lehre, Forschung und Industrie und vor allem zwischen Menschen und Ideen.