In Schulen und Universitäten gibt es nicht nur die offiziellen Lehrpläne und Curricula. Junge Menschen werden in diesen Bildungsinstitutionen auch, was ihre Persönlichkeit angeht, tiefgreifend geformt und geprägt, eben: auf bestimmte Persönlichkeitseigenschaften (Verhaltensweisen, Denkmuster, Erwartungshaltungen, Wertsysteme) hin erzogen und gebildet. Allerdings geschieht dies vielfach auf implizite, unterschwellige Weise, durch Tätigkeiten, deren Wirkungen auf die sich bildenden Persönlichkeitsstrukturen weder den Schüler*innen noch den Lehrpersonen voll bewusst sind. Das (heute zu Unrecht veraltete) Forschungskonzept des „heimlichen Lehrplans“ hatte diese informellen Bildungsprozesse analysiert.
Aufgabe der Arbeiten, die sich mit diesem Themenkomplex befassen, ist es, zu analysieren, wie der heimliche Lehrplan an Schulen und Universitäten heute aussieht, d.h. welche unterschwelligen und oft unbewussten Lehren Schüler*innen bzw. Studierende daraus ziehen, wie die Institutionen mit ihnen umgehen: Welche ungeschriebenen „goldenen Regeln“ muss man befolgen, um „durchzukommen“, um als erfolgreich zu gelten, um „vorwärts zu kommen“, um nicht das Gesicht zu verlieren usw.? Insbesondere interessieren dabei solche „goldenen Regeln“, die demokratischen Prinzipien und damit einem Teil des Lehrauftrags der Schulen (und der Universitäten) widersprechen. – Arbeiten zu diesem Thema werden zu gleichen Teilen theoretisch und empirisch sein.