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Helicobacter: Heilen ohne Antibiotika?

Universitätsmedizin in Linz könnte Millionen Patient*innen das Leben leichter machen.

Univ.-Prof. Alexander Moschen
Professor Alexander Moschen

Bauchweh, Gastritis, Magengeschwür: Wie man diesen Krankheitsbildern auf ganz sanfte Art zu Leibe rücken und damit sogar Krebs vorbeugen könnte, erforscht Univ.-Prof. Alexander Moschen von der Johannes Kepler Universität Linz. „Verschiedene Stämme von Bakterien können sich nicht leiden. Wir geben Patient*innen, bei denen Helicobacter pylori nachgewiesen wurde, zehn Tage lang bestimmte Laktobazillen und untersuchen, ob dadurch der Helicobacter verschwindet“, sagt der Vorstand der Universitätsklinik für Innere  Medizin an der Kepler Universitätsklinik.

Beim Helicobacter pylori handelt es sich um eine ungewöhnliche Bakterienvariante: Während der Darm des Menschen von unzählige Bakterien besiedelt ist, galt der Magen lange als Sperrgebiet. Der Grund: Im Magen wird Salzsäure ausgeschüttet. Das Milieu ist mit einem PH-Wert von 1 so sauer, dass lange  angenommen wurde, dass dort keine Bakterien existieren können. Erst Ende der 80er-Jahre identifizierten zwei Australier den Helicobacter im Magen. Dieser kann die Säure mit einem speziellen Enzym umwandeln. „So hoch wie das Lebensalter, so groß ist die Wahrscheinlichkeit,  dass man einen Helicobacter hat. Wenn jemand also 40 Jahre alt ist, hat er ihn mit 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit“, sagt Moschen.

Oft tritt der Keim familiär gehäuft auf, wird von den Eltern auf das Kind über den Speichel weitergegeben, etwa wenn man das Essen des Babys kostet. Während viele Bakterien im Körper dem Menschen nicht schaden oder sogar nützen, ist das beim Helicobacter anders: Man weiß mittlerweile, dass er für viele Beschwerden verantwortlich ist. Das reicht von Bauchschmerzen, Unwohlsein und Völlegefühl bis zu Gastritis, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren. „Auswirkungen des  Helicobacter können lebensbedrohlich sein. Er ist auch das einzige Bakterium, das nachweislich krebserregend ist – im Gegensatz zu Viren, bei denen das öfter vorkommt“, macht der Spezialist klar, wie wichtig die Behandlung dieses Keimes sein kann.

Unterschiedliche Auswirkungen
Warum der Helicobacter bei manchen Menschen keine Probleme bereitet,  während die Auswirkungen bei anderen gravierend sind, ist nicht endgültig erforscht. „Faktoren wie Stress, Rauchen, Alkoholkonsum oder die Einnahme von bestimmten  Medikamenten spielen eine Rolle“, sagt der Universitätsprofessor. Bisher war die gängige Methode, Patient*innen mit Beschwerden mit speziellen Antibiotika zu behandeln – zusammen mit Säureblockern. „Man muss dann immer abwägen, ob die Vorteile der Therapie größer sind, als mögliche Nebenwirkungen sich negativ auswirken“, sagt Moschen. Auch sei das Thema Antibiotika-Resistenzen zu bedenken. Schließlich werden durch den unbedachten Einsatz der früheren Wunderwaffe gegen bakterielle Erkrankungen mittlerweile immer mehr  Bakterienstämme immun gegen Antibiotika. Das ist bedrohlich, weil bald für manche – teils lebensbedrohliche – Erkrankungen keine geeigneten Therapien mehr zur Verfügung stehen könnten.