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COVID-19-Symposium – Challenges in der Krankenversorgung und Highlights aus der Forschung

In einem hochkarätigen Symposium wurden die wichtigsten Erkenntnisse im Hinblick auf COVID-19 präsentiert.

COVID-19 Symposium 2021
COVID-19 Symposium 2021

Die COVID-19-Pandemie hat unser Gesundheitswesen und die Forschung vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Kliniken in aller Welt sind großen Belastungsproben ausgesetzt, während die Forschung mit enormer Geschwindigkeit Impfstoffe hervorgebracht hat und unter Hochdruck neue Therapeutika entwickelt. Disziplinen und Fachrichtungen vernetzen sich noch stärker, um möglichst rasch Ergebnisse zu liefern und neue Erkenntnisse zu teilen.

Dies gilt auch für die Kliniker*innen und Forscher*innen am Kepler Universitätsklinikum und an der Johannes Kepler Universität Linz. Trotz – und gerade wegen – des Ausmaßes dieser medizinischen und gesellschaftlichen Bedrohung war klar, dass universitäre Maximalmedizin Hand in Hand mit hochambitionierter klinischer und translationaler Forschung gehen muss.

„Die beachtlichen wissenschaftlichen Ergebnisse der vergangenen 20 Pandemie-Monate möchten wir in diesem hochkarätig besetzten COVID-19-Symposium präsentieren, Erkenntnisse und Forschungsansätze dabei verständlich erläutern und allen Interessierten die Gelegenheit bieten, aus erster Hand zu hören, wie dies alles unter den besonderen Corona-Bedingungen überhaupt möglich war“, sagen die beiden Organisatoren des COVID-19-Symposiums, Univ.-Prof. Dr. Clemens Schmitt und Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht

 „Wir erleben gerade die vierte Coronawelle. Eine Zeit, die für uns alle belastend und schwierig ist. Aber auch eine Zeit, die die Bedeutung der Wissenschaft für jede und jeden Einzelne/n von uns aufgezeigt hat. Es waren ambitionierte Forscher*innen, die in kürzester Zeit wirksame Impfstoffe entwickelt haben, es sind Wissenschaftler*innen, die unermüdlich an neuen Therapien forschen. Deshalb gilt es auf diese Expert*innen zu hören und auf ihr Urteil zu vertrauen. Ich danke Prof. Schmitt und Prim. Lamprecht im Namen der gesamten JKU für ihren wertvollen Einsatz und für die Ermöglichung dieses COVID-19-Symposiums“, sagt Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz.

Forschung, die beim Menschen ankommt – das ist das Hauptziel des Kepler Universitätsklinikums, aber auch der Medizinischen Fakultät der JKU. Mit dem heutigen Symposium möchten sowohl Forscherinnen und Forscher als auch jene die in der unmittelbaren Versorgung der Patientinnen und Patienten tätig sind, einen Überblick über die Leistungen der vergangenen 20 Monate geben und Erfolge aus dem Bereich der Grundlagen- sowie Versorgungsforschung präsentieren. Ich freue mich, dass wir solch engagierte Expertinnen und Experten in unseren Unternehmen haben, die sich dem Thema „Covid“ aus unterschiedlichsten Blickwinkeln nähern und dabei immer das Wohl der Patientinnen und Patienten im Fokus haben“, sagt Mag. Dr. Franz Harnoncourt, Geschäftsführer der Kepler Universitätsklinikums GmbH.

Seit Beginn der Pandemie ist es das erklärte Ziel des Kepler Universitätsklinikums die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten optimal zu versorgen. Dafür ist es wesentlich auf fundierte, wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen zu können. Die nun auch räumlich enge Vernetzung mit der Medizinischen Fakultät der JKU und deren Forschungsmöglichkeiten bietet dafür die ideale Voraussetzung. Ich bin stolz, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, die sowohl in der Forschung als auch in der Versorgung zu den Besten in ihrem Fach zählen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Karl-Heinz Stadlbauer, Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums.

Überblick über die Vorträge der Mediziner*innen und Forscher*innen:

Bernd Lamprecht, stv. Dekan für Lehre und Studierende der Medizinischen Fakultät der JKU und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum

„COVID-19-Krankenversorgung in OÖ – Erfahrungen am Kepler Universitätsklinikum“:

Das Kepler Universitätsklinikum hat seit dem Frühjahr 2020 bereits mehr als 2.500 Patient*innen wegen COVID-19 behandelt und dadurch sehr viel Expertise aufgebaut. Von Beginn an wurde durch Teilnahme an großen klinischen Studien wie SOLIDARITY und DISCOVERY die Erfahrung nicht nur gesammelt, sondern innerhalb einer Initiative der WHO auch mit weltweiten Partner*innen geteilt. Zudem stand Patient*innen neben der bestmöglichen etablierten Behandlung immer auch ein interessantes medikamentöses Studienangebot zur Verfügung (vom „Penninger-Präparat“ bis hin zu neuen Therapieansätzen im Rahmen der österreichischen ACOVACT-Studie).

Helmut Salzer, Oberarzt in der der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum

„Klinische Studien bei COVID-19“:

Seit Beginn der Pandemie betreuen wir durchgehend COVID-19 Patient*innen auf unserer infektiologischen Bettenstation. Es war uns stets ein Anliegen einen translationalen Wissenschaftszugang zu ermöglichen und mit anderen Abteilungen und Instituten eng zusammenzuarbeiten. Als Universitätsklinikum ist es uns nicht nur wichtig unseren Patient*innen die beste evidenz-basierte Medizin anbieten zu können, sondern auch, dass wir durch unsere wissenschaftlichen Aktivitäten und Kooperationen zum besseren Verständnis dieser neuen Infektionserkrankung beitragen. Insbesondere am Anfang der Pandemie war es uns möglich, im Rahmen von aufwendigen Therapiestudien, unseren COVID-19-Patient*innen einen Therapievorsprung zu ermöglichen.

Rupert Langer, Vorstand Klinisches Institut für Pathologie und Molekularpathologie der JKU, Professor für Pathologie und Molekularpathologie an der JKU

„COVID-19: was sieht die Pathologie?“

Die Pathologie hat gerade in der ersten Phase der Pandemie durch die Obduktionen von Patient*innen, die an Covid19 verstorben waren, einen elementaren Beitrag zur Krankheitsbeschreibung und zum Krankheitsverständnis geleistet. Wir sehen bei nahezu allen Patient*innen einen schweren Lungenschaden, der je nach Krankheitsdauer unterschiedliche Stadien zeigen kann. Zudem können wir Komplikationen, wie Superinfektionen oder einen Pilzbefall in der Lunge sichtbar machen und auch eine Mitbeteiligung anderer Organe untersuchen. Die Obduktionen gingen besonders in der ersten Zeit ohne Impfschutz mit einem hohen Infektionsrisiko einher. Dieses konnten wir durch die Entwicklung von Techniken für limitierte und minimal-invasive postmortale Eingriffe reduzieren. Die asservierten Gewebeproben aus den Lungen, aber auch von anderen Organen stehen für weitere wissenschaftliche Untersuchungen, z.B. molekulargenetischer Art, zur Verfügung. Im Institut für Klinische Pathologie und Molekularpathologie des KUK haben wir mittlerweile über 1000 Gewebeproben von mehr als 100 Verstorbenen asserviert, die teilweise bereits intensiv aufgearbeitet wurden, und nun gesamthaft weiter analysiert werden.

Jens Meier, Vorstand der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Leiter des Departments für Neuroanästhesie und Intensivmedizin am Kepler Universitätsklinikum, Professor für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der JKU

„Intensivmedizinische Herausforderungen in der Behandlung schwerstkranker COVID-19-Patient*innen“:
Die Behandlung von COVID-19 Patient*innen stellt die Teams auf den unterschiedlichen beteiligten Intensivstationen seit Beginn der ersten Welle vor große Herausforderungen. War zu Beginn der Pandemie nur wenig über die intensivmedizinische Behandlung und die notwendigen Schutzmaßnahmen bekannt, so zeichnete sich in den weiteren Wellen ab, dass die Versorgung von COVID-19 Patient*innen hoch komplex und langwierig ist. Insbesondere die ECMO-Therapie führt die Intensivmedizin an ihre Grenzen.

Soyoung Lee, Professorin für Tumorbiologie an der JKU

„Virus-indizierte Seneszenz als neu identifizierter Treiber und Therapieziel bei COVID-19“:

Anhand ihrer aktuellen Studie zeigt Prof.in Soyoung Lee wie Wirtszellen auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus reagieren und den Krankheitsverlauf von COVID-19 bestimmen. Die Virusinfektion löst in den Wirtszellen eine Stressreaktion aus, die auch ein Schutzprogramm ist, die so genannte zelluläre Seneszenz. Seneszente Zellen stellen ihre Proliferation ein und stoppen so die Vermehrung geschädigter Zellen, produzieren aber gleichzeitig Signale (Zytokine), die Entzündungskaskaden aktivieren und die Organe der Patient*innen schädigen. Daher kann die gezielt Bekämpfung seneszenter Zellen die massive Freisetzung von Zytokinen („Zytokinsturm“) und die Schädigung der Lunge verringern und somit eine neue Behandlungsoption für COVID-19-Patient*innen darstellen.

Rainer Hintenberger, Oberarzt in der Universitätsklinik für Innere Medizin – Gastroenterologie/Hepatologie am Kepler Universitätsklinikum 

„B und T Zell spezifisches Impfansprechen bei genesenen und nicht-genesenen KUK Mitarbeiter*innen“:

In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass Krankenhauspersonal einem hohen Risiko unterliegt an COVID-19 zu erkranken. Genesenes medizinisches Personal erreicht bereits mit einer Impfung ein adäquates Impfansprechen auf B- und T-Zell Ebene im Vergleich zu Personal welches nicht an COVID erkrankt war.

Clemens Schmitt, Vorstand der Universitätsklinik für Hämatologie und Internistische Onkologie am Kepler Universitätsklinikum, Professor für Hämatologie und Internistische Onkologie an der JKU

„Humorale und zelluläre Immunantwort auf mRNA-basierte SARS-CoV-2-Impfstoffe bei Krebspatient*innen“:

87 Tumorpatient*innen und 44 Kontroll-Teilnehmer*innen wurden auf Antikörper- und zellbasierte Immunantworten nach SARS-CoV-2-mRNA-Doppelimpfung untersucht.

Etwa ein Viertel der Tumorpatient*innen erzielte keine positive Antikörper-Antwort, während alle Kontrollproband*innen Antikörper entwickelten. Insbesondere Patient*innen mit hämatologischen Tumorerkrankungen (wie Lymphdrüsenkrebs/Lymphome), vor allem nach CD20-Antikörper-Therapie, tragen zum mangelnden Antikörper-Impferfolg der Tumor-Kohorte bei.

Nur ca.10 Prozent aller Tumorpatient*innen unter aktiver medikamentöser Krebsbehandlung fallen durch komplett fehlende Antikörper- und T-Zell-basierte Immunantworten auf; ca. 30 Prozent weisen allerdings entweder eine fehlende Antikörper- oder eine fehlende T-Zell-Antwort auf – hier müssen Folgestudien zeigen, wie lange v.a. alleinige T-Zell-Immunantworten vorhalten und inwieweit diese vor schweren COVID-19-Verläufen schützen.

Daniel Kiblböck, Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Kepler Universitätsklinikum

„Bioptische Abklärung von Myokarditis-Verdachtsfällen nach mRNA-SARS-CoV-2-Impfung“:

Von der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) wurde auf ein gehäuftes Auftreten von Myokarditis Fällen nach mRNA-SARS-CoV-2-Impfung hingewiesen. Unsere Studie untersuchte in Kooperation mit der Kardiopathologie des Universitätsklinikums Tübingen Myokardbiopsien von 24 Patient*innen mit klinischem Verdacht auf eine Myokarditis nach einer mRNA-SARS-CoV-2- Impfung. Es zeigten sich neben Fällen mit akuter lymphozytärer Myokarditis auch Fälle mit chronischer und abheilender Myokarditis sowie eine kardiale Sarkoidose und Fälle mit unspezifischer Myokardschädigung. Diese selten beobachtete Nebenwirkung der mRNA-SARS-CoV-2 Impfung soll nicht den Wert der Impfung als wichtigste Präventivmaßnahme im Kampf gegen die globale COVID-19 Pandemie schmälern.

Sabine Enengl, Oberärztin in der Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie

„COVID-19 und Schwangerschaft“:

Schwangere zeigen im Vergleich zum nicht schwangeren Patientinnenkollektiv ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bei SARS-CoV-2-Infektion, auch wenn bei den meisten Patientinnen keine oder nur milde Symptome vorliegen. An der Abteilung für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologischer Endokrinologie der KUK konnten bis dato etwa 170 genesene oder erkrankte Patientinnen entbunden werden. Eine Patientin präsentierte sich mit kritischer Erkrankung und der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung. Eine Analyse von immunisierenden Antikörpern im Nabelschnurblut betroffener Patientinnen lässt Rückschlüsse auf einen potenziellen Schutz der Neugeborenen vor der Infektion ziehen.

Wolfram Hötzenecker, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Professor für Dermatologie und Venerologie an der JKU

„COVID-19 aus dem Blickwinkel der Dermatologie“:

Die Erkrankung Covid-19 zeigt sich auch auf der Haut: Im Rahmen einer Studie untersuchten die Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen der Universitätsklinik für Dermatologie Hauterscheinungen bei Patient*innen mit COVID-19. Diese „Hautausschläge“ sind zwar nicht diagnostisch verwertbar, treten aber bei zirka 20 Prozent der Patient*innen als Begleiterscheinung auf.

Irene Tiemann-Boege, Professorin am Institut für Biophysik der JKU

SARS-CoV-2-PCR-Test-Optimierung”:

Corona PCR-Test - was verbirgt sich wirklich dahinter? Derzeit wird der PCR-Test von den Medien als allgemeiner Jargon verwendet, von dem erwartet wird, dass er von allen Menschen verstanden wird, aber ist das wirklich der Fall? Dieser Vortrag erläutert den PCR-Test, seine Vorteile und Grenzen und vergleicht ihn mit dem Standard-Antigen-Schnelltest zur Feststellung einer Infektion mit COVID-19.

David Bernhard, Leiter des Zentrums für Medizinische Forschung, Medizinische Fakultät der JKU, Professor am Institut für Physiologie und Pathophysiologie / Abteilung Pathophysiologie der JKU

SARS-CoV-2-Testwentwicklung für die Schulen“:

Die Fortschritte, die die klinische Forschung in der Erkennung und Behandlung von SARS-CoV2 seit Beginn der Pandemie erzielt hat, sind wohl einzigartig in der Geschichte der Medizin. Ebenso einzigartig ist aber auch die Geschwindigkeit und Qualität der Entwicklung von neuen und qualitativ höchstwertigen Tests und Testsystemen zum Nachweis einer Infektion sowie zur Ausbildung von Antikörpern gegen SARS-CoV2. Unsere Entwicklungen im Bereich Tests und deren Anwendung, insbesondere im Rahmen der österreichweiten Schulstudie und in oberösterreichischen Apotheken, haben spannende Ergebnisse zu Tage gefördert.    

Tim von Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie 1 am Kepler Universitätsklinikum, Leiter des Zentrums für Altersmedizin

„Long COVID und Post COVID aus neurologischer Sicht“:

Halten Symptome nach einer COVID-Erkrankung länger als 28 Tage an, spricht man von Long-COVID, ab einer Dauer von mehr als drei Monaten von Post-COVID Syndrom. An der Neurologie wurde eine Post COVID Ambulanz aufgebaut. Die meisten betroffenen Patient*innen hatten eine leichte COVID-19 Erkrankung ohne Krankenhausaufenthalt. Das häufigste Symptom ist Fatigue (chronische Müdigkeit). Wir führen parallel zur Ambulanz eine prospektiv angelegte, explorative Studie durch, um molekularbiologische Biomarker bezüglich Inflammation (Entzündung), Thrombophilie (Thromboseneigung), Neurodegeneration und genetischer Disposition bei Patient*innen mit neurologischen Long-COVID-Symptomen zu identifizieren.

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Pressekonferenz zum Symposium

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