Neue Gesichter finden sich an einigen Instituten der SOWI-Fakultät. Eine der Neo-JKU-Professor*innen: Barbara Krumay.
Seit Kurzem steht Professorin Barbara Krumay dem Institut für Wirtschaftsinformatik - Information Engineering vor. Wie sich die Privatsphäre durch das vermehrte Homeworking durch Covid-19 verändert hat und welchen Radiosender sie gegründet hat, erzählt die neue JKU Professorin im Interview.
In welchem Bereich forschen Sie?
Barbara Krumay: Ich beschäftige mich mit der Digitalisierung, also kurz zusammengefasst den Einsatz von neuen, digitalen Technologien und deren Auswirkung auf Mensch, Organisationen und Gesellschaft. Untersucht wird, wie die Digitalisierung Unternehmen verändert, aber auch wie Entscheidungen in diesem Bereich getroffen und gemanaged werden. Das inkludiert die Frage, wie Unternehmen mit digitalen Technologien umgehen, diese effizient und effektiv einsetzen und verantwortungsvoll nutzen. Teil dieser Betrachtung ist auch, wie die daraus entstehenden Auswirkungen auf das Unternehmen, die Umwelt (Stichwort E-Waste) und die Gesellschaft (Stichwort Technologieabhängigkeit) in die Entscheidung miteinbezogen werden.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Barbara Krumay: Ich war immer fasziniert von Technologien und wie diese genutzt werden können. Die voranschreitende Durchdringung aller Lebensbereiche mit digitalen Technologien eröffnet hier viele spannende Themen. Mich begeistert vor allem, dass die aus der Digitalisierung entstehenden Potenziale zum Nutzen aller eingesetzt werden können. Durch das Zusammenspiel von Mensch, Aufgabe und Technik wird die Forschung automatisch interdisziplinär und reicht von der Soziologie über die Psychologie bis hin zur Mechatronik und Robotik. Dadurch lerne ich mit jedem Forschungsprojekt etwas Neues.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Barbara Krumay: Die Digitalisierung schreitet schnell voran und wir als Gesellschaft müssen offensichtlich damit Schritt halten. Nicht alle sind Technologien gegenüber positiv eingestellt und auch für Unternehmen ist es nicht leicht einzuschätzen, in welche Richtung sich die Digitalisierung entwickelt. Meine Forschung trägt einerseits dazu bei, die Möglichkeiten digitaler Technologien zu zeigen, um Entscheidungen für (oder auch gegen) eine Technologie zu unterstützen. Andererseits geht es auch darum, durch Forschung Vorbehalte und Unsicherheiten abzubauen, aber auch kritisch zu hinterfragen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf uns haben wird. Deshalb ist es mir auch wichtig, die Forschung nach außen, in die Gesellschaft zu tragen und auf gesellschaftlicher Ebene zu diskutieren.
Warum sind Sie an die JKU gekommen bzw. was macht die JKU besonders?
Barbara Krumay: Die JKU bietet gerade im Kontext der Digitalisierung eine einzigartige Konstellation durch die in Oberösterreich ansässigen Unternehmen, die lange Tradition der Wirtschaftsinformatik und die Themenvielfalt an der Universität. Es bieten sich viele Möglichkeiten, gemeinsam mit Unternehmen Themen aufzugreifen, die nicht nur wissenschaftlich spannend, sondern auch gesellschaftlich relevant sind. Die lange Tradition der Wirtschaftsinformatik bietet nicht nur hervorragende internationale Vernetzung, sondern auch eine solide Basis für weitere Forschung, die sonst nur wenige Universitäten bieten. Und gerade in Hinblick auf Interdisziplinarität kann man an der JKU aus dem Vollen schöpfen.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrende wünschen?
Barbara Krumay: Meine Lehre ist aktuell, interdisziplinär und vereint theoretische Grundkonzepte mit praktischer Anwendung. Ich möchte bei den Studierenden Begeisterung für das Thema schaffen. Ich glaube, dass durch diese Begeisterung die Bereitschaft steigt, sich auch mit den komplexeren Themen auseinander zu setzen. Ich versuche – auch in großen Lehrveranstaltungen – ein gutes persönliches Klima zu schaffen und sehr anwendungsorientiert die Themen zu vermitteln.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Barbara Krumay: Intensiv arbeite ich derzeit an drei Projekten. Das erste untersucht, wie Unternehmen Möglichkeiten und Chancen, die durch digitale Technologien entstehen, identifizieren und für das Unternehmen nutzen können, also wie eine Entscheidung für eine Technologie getroffen werden kann. An einem kleinen Beispiel könnte man das Thema 3D-Druck betrachten, und die Frage, ob diese Technologie für das Unternehmen geeignet ist (z.B. um Ersatzteile zu drucken). Das zweite Projekt untersucht Einsatzmöglichkeiten von Machine Learning für die Prozessoptimierung und reicht damit weit in die Informatik hinein. Das dritte Projekt beschäftigt sich mit der durch Covid-19 veränderten Arbeitssituation, insbesondere die Bedeutung der Privatsphäre im Kontext von Homeworking. Erste Ergebnisse zeigen, dass „Privat“ und „Business“ nur schwer zu trennen sind – Videokonferenzsysteme tragen dazu auch noch maßgeblich bei.
Welche Hobbys haben Sie?
Barbara Krumay: Ich bin leidenschaftliche Hobbymusikerin, spiele Saxophon und unterstütze den Jazz aus und in Österreich. Dafür habe ich gemeinsam mit anderen einen nicht auf Gewinn ausgerichteten Internetradiosender gegründet (https://jazz.w3.at, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster), der rund um die Uhr vor allem Jazz aus Österreich spielt.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Barbara Krumay: Eine klare Antwort darauf kann ich nicht geben, da sich viele Dinge im Leben durch das Ergreifen von Chancen und das Reagieren auf Situationen ergeben. Aber ich würde gerne dazu beitragen, dass Technologie von allen verantwortungsvoll genutzt wird um uns als Gesellschaft insgesamt voran zu bringen - unabhängig von Ort, Wohlstand oder Alter.