Gleich elf neue Professor*innen forschen und lehren an der TN-Fakultät der JKU. Hier stellen wir sie vor - heute Michael Krommer.
Der 49-jährige Linzer Michael Krommer kehrt als Professor für Technische Mechanik zurück an die JKU. Was ihn dazu bewogen hat und warum er sein Forschungsgebiet sehr weit anlegt, erklärt er im Interview.
In welchem Bereich forschen Sie?
Michael Krommer: Meine Forschung liegt natürlich auf dem Gebiet der Technischen Mechanik, wobei ich - so wie während meiner gesamten bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn - keinen Fokus auf nur einen Schwerpunkt lege, sondern versuche, meine Forschungen möglichst breit und offen zu halten. Wollte man mich auf ein Teilgebiet der Technischen Mechanik festlegen, so wäre dies sicherlich die nichtlineare Strukturmechanik unter Berücksichtigung inelastischer konstitutiver Prozesse, welche von der klassischen Elastoplastizität, über Ferroelastizität bis zur Morphoelastizität reichen. Hierbei beschäftige ich mich mit theoretischen Aspekten, mit der mathematischen Modellierung und der numerischen Simulation, und ich lege auch großen Wert auf die praktische Anwendbarkeit meiner Forschungsergebnisse.
Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Michael Krommer: Die Technische Mechanik hat sich - seit dem Aufkommen der Technischen Wissenschaften - aus der Mechanik, dem wohl ältesten Teil der Physik, als ein unverzichtbares Grundlagenfach vieler Ingenieurwissenschaften herausgebildet. Mich begeistert an der Technischen Mechanik, dass ich als Forscher nicht nur an der Weiterentwicklung der Mechanik selbst arbeiten kann, sondern es mir im Hinblick auf aktuelle technische Anwendungen und Herausforderungen auch möglich ist neue Verbindungen zu Gebieten wie Mathematik, Elektrodynamik, Chemie und Biologie zu schaffen.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Michael Krommer: An der Modellierung und Simulation von irreversiblen konstitutiven Prozessen in festen Körpern; im Speziellen Elastoplastizität und Ferroelastizität. Hierzu entwickeln wir neuartige effiziente Finite Elemente im Rahmen einer dreidimensionalen Formulierung, und übertragen deren Ergebnisse auf eine zweidimensionale Formulierung, um auch das Verhalten sehr dünner Strukturen effizient und genau zu simulieren. Zur Anwendung kommen die von uns entwickelten Methoden z.B. bei der Simulation von dünnen Blechen in der Stahlproduktion und Stahlverarbeitung und von dünnen elektro-aktiven Materialien als Basis des Entwurfs neuartiger so-genannter Smarter Materialien und Strukturen.
Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Michael Krommer: Ich bin mir sicher, dass auch in der heutigen Zeit schnelllebiger Begriffe (wie z.B. Digitale Zwillinge, Cyber-physikalische Systeme, Digitalisierung etc.) Forschungen zur Modellbildung und Simulation - wie wir sie an meinem Institut betreiben - ihre Berechtigung nicht verloren haben. Vielmehr ist unsere auf physikalischen Gesetzen beruhende Forschung zu diesen Themen noch immer ein wichtiges Fundament zur Entwicklung, Verbesserung und Optimierung von mechanischen Prozessen und Maschinen. Da die Erkenntnisse und Ergebnisse unserer methodenorientierten Forschungen auch direkt in mit anderen Wissenschaften (wie z.B. Biologie und Medizin) interagierenden Grenzgebieten der modernen Mechanik zur Anwendung kommen denke ich, dass wir hier zukünftig auch Beiträge zur Verbesserung unseres Lebens liefern werden. Das habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen.
Warum haben Sie sich für die JKU entschieden?
Michael Krommer: Da ich ja schon vor meiner Tätigkeit an der TU Wien lange an der JKU gearbeitet habe und ich diese als meine eigene Alma Mater sehr gut kenne, fiel mir die Entscheidung, an die JKU zurückzukehren, nicht schwer. Der neu gestaltete Campus, das sehr gute Arbeitsklima mit den Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen und der direkte Kontakt mit den Studierenden waren hilfreich, die am Standort vorhandenen Möglichkeiten in Forschung und Lehre und die ausgezeichneten Zukunftsperspektiven an der JKU haben aber letztlich den Ausschlag für meine Rückkehr nach Linz gegeben.
Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Michael Krommer: Weil ich mich als Lehrender nicht nur in der Rolle des Vortragenden sehe, sondern auch des inspirierenden und motivierenden aktiv Forschenden, der den Studierenden das Bild einer lebendigen und praxisnahen Mechanik trotz der oftmals als trocken und theorielastig empfundenen Inhalte vermittelt.
Welche Hobbys haben Sie?
Michael Krommer: Wenn neben Arbeit und Familie noch Zeit bleibt, versuche ich diese der praktischen Mechanik zu widmen; z.B. durch aktive Bewegung meines Fahrrads oder meines Hundes.
Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Michael Krommer: In Bezug auf universitäre Lehre und Forschung ist es mir wichtig, dass das Institut für Technische Mechanik, welches ja von meinem Vorgänger Hans Irschik in den letzten 30 Jahren als ein weltweit führendes Institut auf dem Gebiet der Mechanik aufgebaut wurde, diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht wird. Das wird uns aber nur dann gelingen, wenn wir als Institut weiter Forschung an der vordersten Front der modernen Mechanik und ihrer Grenzgebiete betreiben. Als gelernter Mechatroniker der ersten Stunde, und, nachdem ich nun mehr als fünf Jahre als Professor an einer klassischen Technischen Universität im Maschinenbau unterrichtet habe, möchte ich die Ideen der Linzer Mechatronik in das neue Maschinenbaustudium verstärkt einbringen, damit durch diese einzigartige Symbiose in Linz eine für die internationale Ingenieurausbildung gänzlich neue und richtungsweisende Maschinenbauausbildung entsteht. Privat wünsche ich mir auch im Alter noch jung zu sein und in Zukunft wieder etwas mehr Zeit zu finden, um mich meiner Familie und meinen Hobbies zu widmen.