Univ.-Prof.in Dr.in Alberta Bonanni ist Vizerektorin für Forschung und Internationales. Im Interview erklärt die Physikerin ihre Aufgaben und Pläne.
Es gibt einen Wettlauf um die besten Wissenschaftler*innen – wie behauptet sich die JKU bei diesem Wettlauf? Wie möchte die JKU die besten Köpfe ansprechen?
Alberta Bonanni: Was die JKU wirklich auszeichnet, sind unsere vier Fakultäten, die auch mit unseren Schools eng und fächerübergreifend zusammenarbeiten. Die JKU ist jung und hat sich – vor allem in den letzten Jahren – unglaublich schnell weiterentwickelt. Wir sind enorm gut international vernetzt und treten zum Beispiel auch der „European University Alliance“ (EC2U) bei. Damit können wir schon punkten. Und was mir auch aufgefallen ist: Vor zehn Jahren kannten mich Fachkolleg*innen aus anderen Ländern nur als Alberta Bonanni aus Linz. Heute weiß man, dass ich von der JKU komme, man kennt die JKU auch international – und wird darauf angesprochen. Da hat sich viel getan.
Sie forschen leidenschaftlich gern. Geht sich das überhaupt noch aus als Vizerektorin?
Alberta Bonanni: Oh ja, darauf würde ich nicht verzichten! Ich habe auch die Bedingung gestellt, dass ich nur Vizerektorin werde, wenn ich auch noch aktiv forschen kann. Klar muss ich mehr delegieren, aber ich bin täglich mit meinem Institut in Absprache.
Als Wissenschaftlerin und Vizerektorin kennen Sie beide Seiten des Wissenschaftsbetriebs. Kettenverträge und Karrierechancen werden von angehenden Wissenschaftler*innen österreichweit immer wieder kritisiert. Wie sehen Sie die Problematik?
Alberta Bonanni: Ja, das ist ein Problem. Und es ist eine sehr komplexe Materie. Es wird leider nicht in der Macht einzelner Universitäten stehen, das zu lösen. Die Kettenverträge werden intensiv diskutiert, wir sind da in enger Abstimmung mit der Universitätenkonferenz (uniko). Und wir entwickeln eigene Ideen, wie man die Situation eventuell verbessern könnte, auch auf eine einzelne Universität bezogen. Aber für eine Lösung müssen die Rahmenbedingungen geändert werden, darauf will die uniko hinwirken.
Diese Unsicherheit macht nicht nur, aber besonders auch Frauen zu schaffen. Generell sollten mehr Frauen für Forschung und Professuren gewonnen werden. Wie sieht’s da aus?
Alberta Bonanni: Ja, es ist mir auch persönlich ein großes Anliegen, bereits Mädchen für Wissenschaft zu begeistern. Dennoch greift mir die Forderung „Frauen in die Forschung“ zu kurz. Wir müssen das weiterdenken, noch inklusiver. Nicht nur Frauen, auch Menschen mit Beeinträchtigung müssen viel intensiver in den Wissenschaftsbetrieb eingebunden werden. Die JKU ist da seit jeher in einer Vorreiter*innenrolle. Wir planen z.B. gemeinsam mit dem Institut Integriert Studieren ein hochmodernes Lab, das für Menschen mit Beeinträchtigung ausgelegt ist.
Und natürlich gibt es viele Projekte und Initiativen, die z.B. junge Frauen für Forschung, insbesondere die MINT-Fächer, begeistern sollen. Aber auch hier ist klar: Wenn die Frauen an die Uni kommen, ist es schon zu spät. Da muss ein Paradigmenwechsel in den Schulen und Familien her.
Bei allen Schwierigkeiten: Lohnt es sich, Forscher*in zu werden? Würden Sie Ihren Kindern dazu raten?
Alberta Bonanni: Auf jeden Fall! Wenn das Interesse da ist, unbedingt. Es tut mir weh, wenn junge Menschen einen Beruf wählen, ohne auf ihr Herz zu hören. Wenn man den Beruf ohne Begeisterung und Leidenschaft ausübt, wird man nur unglücklich. Wer sich für Forschung interessiert, soll es machen. Wenn das Herz dabei ist, wird das funktionieren!
Es gibt also viel zu tun. Wie muss die JKU am Ende Ihrer Funktionsperiode aussehen, damit Sie sagen: Ja, das hat sich gelohnt!
Alberta Bonanni: Ich möchte, dass die Universitäten wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren – zur Universitas. Ein Ort, an dem die Freiheit der Ideen und der Austausch ohne Vorurteil und ohne Druck möglich und erlebbar sind. Die Freiheit soll spürbar sein, in der Forschung und in der Lehre. Daran möchte ich mitwirken.
Egal ob ein Lieblingsort, der beste Kaffee, die schönste Aussicht oder was auch immer - was ist Ihr JKU Geheimtipp?
Alberta Bonanni: Ehrlich gesagt, ich habe zwei Lieblingsorte an der JKU. Mein Institut und mein Büro als Vizerektorin im Schloss Auhof. Vom Büro aus sehe ich die Bäume, und vom Institut aus Menschen und spielende Kinder. Beides gibt mir Kraft und Freude.