Klimakrise, demographischer Wandel, Künstliche Intelligenz – unsere Gesellschaft verändert sich derzeit mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Deshalb hat die Johannes Kepler Universität Linz bereits 2022 den Grundstein für das Linz Institute for Transformative Change, kurz LIFT_C, gelegt. Dieses einzigartige gesamtuniversitäre Institut für disziplinenübergreifende Lehre und Forschung zum Brückenthema „Transformation“ nimmt nun seine Arbeit auf. Das LIFT_C möchte eine proaktive Akteurin im Umgang mit den multiplen Krisen und Veränderungen unserer Zeit sein und einen Beitrag zu deren Bewältigung leisten.
Wie können wir in Zeiten knapper Ressourcen nachhaltig leben? Wie können wir den demographischen Wandel bewältigen? Und was kann Künstliche Intelligenz für die Medizin leisten? Diesen und anderen Fragen widmen sich Studierende und Forschende der JKU quer über alle Fachbereiche ab sofort am Linz Institute for Transformative Change.
JKU Rektor Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch erklärt: „Transformation ist das Thema unserer Zeit. Wir stehen komplexen Herausforderungen gegenüber, und die Exzellenz in einer einzelnen wissenschaftlichen Disziplin reicht nicht mehr aus, um diese zu lösen. Es braucht einen Raum, um über die Fachgrenzen hinweg zu denken. Die JKU zeichnet sich durch eine enorme Fächerbreite und gleichzeitig eine hohe fachliche Spezialisierung aus. Das macht unsere Universität zur idealen Plattform, um Veränderungsprozesse disziplinenübergreifend zu bearbeiten.“
Gleichzeitig betont Koch, „dass Transformation nicht alleine gelingen kann. Es braucht einen Schulterschluss von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, um nachhaltig Verhaltensänderungen zu ermöglichen. Daher sucht das LIFT_C Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, der Verwaltung oder interessierten Bürger*innen.“
Den Grundstein für die Finanzierung des LIFT_C legte bereits die Leistungsvereinbarung 2022-2024. In den letzten beiden Jahren wurden erste Aufbauaktivitäten am LIFT_C gesetzt. 2024 nimmt es nun unter dem neuen Leiter Univ.-Prof. Dr. Thomas Gegenhuber offiziell den Lehr- und Forschungsbetrieb auf. Das LIFT_C ist als gesamtuniversitäres Institut direkt dem Rektorat unterstellt. Wissenschaftler*innen aus allen Fachbereichen der JKU wirken mit. Zusätzlich werden neue (Gast)professuren und Tenure-Track-Stellen geschaffen und erhebliche Projektmittel innerhalb der JKU kompetitiv vergeben. Das LIFT_C verfolgt auf drei Ebenen einen inter- und transdisziplinären Ansatz – in Lehre, Forschung und im Rahmen der „Third Mission“ (also Kommunikation zur Gesellschaft).
Univ.-Prof. Dr. Thomas Gegenhuber, Leiter des LIFT_C: „Wir setzen Impulse bei der Zusammenarbeit von Universität und Gesellschaft. Der Kern des LIFT_C ist ein disziplinenübergreifendes Lehren, Forschen und proaktives Wirken in Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Wirtschaft und der öffentlichen Hand. Verschiedene Perspektiven zusammenzubringen ist die Triebkraft für gesellschaftliche Innovation. Wir wollen ein Momentum erzeugen, welches sich der Mitgestaltung einer lebenswerten gesellschaftlichen Veränderung verschreibt.“
LIFT_C Forschung
Das LIFT_C sieht sich als interner „Dienstleister“ für die Disziplinen an der JKU. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, Raum für inter- und transdisziplinäre Forschung zu schaffen. Es geht dabei nicht um parallele Forschungsaktivitäten, sondern um ein integratives Miteinander unterschiedlicher Fachbereiche: Mit eigenen Forschungscalls wird das LIFT_C die fächerübergreifende Zusammenarbeit an der JKU und darüber hinaus fördern. Untersucht werden sollen u.a. neue Formen der Organisation, der Arbeit, des gesellschaftlichen Engagements, der öffentlichen Gesundheitsversorgung und der (Wieder-)Nutzung von Ressourcen. Der Themenschwerpunkt des aktuellen LIFT_C Calls (Einreichfrist endet im März) ist „Socio-Ecological Transformational Change“. „Die Klimakrise ist die Herausforderung unserer Zeit. Um diese Transformation zu bewältigen, braucht es neben der ökologischen Perspektive eine Berücksichtigung der sozialen, technologischen und wirtschaftlichen Aspekte“, erklärt Thomas Gegenhuber. Derzeit ist in Planung, dass der LIFT_C Call bis 2025 jährlich (im Herbst/Winter) ausgeschrieben wird.
In der ersten Aufbauphase wurden bereits zwei ordentliche Professuren (für Frauen) und zwei Frauen-Tenure-Track Stellen ausgeschrieben, welche sich auch am LIFT_C beteiligen (eine an der Kurt Rothschild School of Economics and Statistics und eine an der School of Social Sciences and Humanities).
In der zweiten Aufbauphase werden bis Ende 2024 sechs Chairs of Excellence besetzt. Diese Gastprofessuren zielen auf die Gewinnung erfahrener Forscher*innen mit exzellenten Publikationsleistungen in Bereichen des transformativen Wandels ab. Ebenso werden vier Tenure-Track-Stellen offen ausgeschrieben und bis Mitte 2025 besetzt. Diese Positionen sind auf weibliche Bewerberinnen beschränkt. Der Fokus liegt auf Juniorprofessorinnen und fortgeschrittenen Promovierenden. „Inter- und transdisziplinäre Forschung ist wirkungsvoll, zugleich aber auch sehr ressourcenintensiv. Denn jede Disziplin spricht ihre eigene Sprache, und es braucht Zeit, sich zu verständigen. Daher suchen wir Forschende mit inter- und transdisziplinärer Expertise,“ erklärt Gegenhuber. Darüber hinaus werden zwei Frauen Tenure-Track-Stellen für das Thema Transformative Healthcare an der Medizinischen Fakultät geschaffen.
Schließlich werden mit eigenen Forschungslabs (u.a. Metaverse Lab, Sustainable Transformation Management Lab) und Nachwuchsforschungsgruppen (Socio-Ecological Transformation Research Group, Metaverse Research) Akzente in relevanten Transformationsthemen gesetzt.
LIFT_C Lehre
Das LIFT_C treibt die Entwicklung von innovativen Lernformaten an: Zum einen durch erfahrungsbasierte Lernformate, in denen Studierende einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten können. Ein Beispiel dafür ist UpdateSocial. Dieses Lernformat startete mit einer intensiven “48-Stunden-Ideenwerkstatt” im April 2023. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft (JKU), sozialen Einrichtungen (Volkshilfe OÖ), öffentlicher Hand (Land OÖ) und der Zivilgesellschaft konnten 55 Expert*innen aus verschiedenen gesellschaftskritischen Bereichen sowie 200 Teilnehmer*innen aus der Bevölkerung zu einem inspirierenden Wochenende zusammengebracht werden. Das Resultat: 38 innovative Lösungskonzepte für drängende soziale Herausforderungen (z.B. im Bereich Pflege und Inklusion). Außerdem wird die Wahl-Lehrveranstaltung „Freiwilligenarbeit im Sozialbereich. Lernen. Engagement. Verantwortung. (L.E.V.)“ in das LIFT_C integriert. Studierende aller Studienrichtungen können diese absolvieren. Ziel ist es, die eigenen Erfahrungen durch freiwillige Tätigkeiten im sozialen Bereich zu erweitern, eigene Kompetenzen einzubringen und neue zu erwerben.
Zum anderen durch die Förderung von gemeinsamer Lehre über disziplinäre Grenzen hinweg. Beispielsweise arbeiten bei der Lehrveranstaltung "AI in Medicine" Studierende aus den Bereichen Humanmedizin, AI und Recht zusammen. Dabei erkunden Studierende gemeinsam spannende Fragen an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Medizin wie z.B. “Was kann die KI für die Medizin leisten?“, oder „Welche Auswirkungen hat die KI auf die medizinische Entscheidungsfindung?”. Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache zu finden und die Potenziale interdisziplinärer Zusammenarbeit früh greifbar zu machen.
LIFT_C Kommunikation zur Gesellschaft
Das LIFT_C tritt aktiv in Kontakt mit der Gesellschaft und bindet diese durch „Citizen Science“-Projekte auch aktiv in den Forschungsprozess ein. Partizipative Formate wie „Transformation Talks“ oder Partnerschaften mit Medien sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem JKU Zirkus des Wissens werden etabliert, um die Kooperation mit der Zivilgesellschaft zu fördern und Wissen in die Gesellschaft zu bringen.
Weitere Informationen zu den Aktivitäten des LIFT_C: jku.at/liftc, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster