Das innere Kind
Ein Satz. Irgendwo aufgeschnappt.
Aber er hat sich eingeprägt:
„Man muss sein inneres Kind immer wieder pflegen!“
Da braucht man Jahre und Jahrzehnte um endlich erwachsen zu werden, da versucht man mit Mühe, kindliche Verhaltensweisen zu unterdrücken und stattdessen weise und besonnen zu wirken – und nun diese Aufforderung: sein inneres Kind pflegen.
Das ist sicherlich anders gemeint als das, was manche Frauen überlegen lächelnd mit dem „Kind im Manne“ bezeichnen.
Das „innere Kind“ ist offensichtlich etwas, das verloren gehen kann.
Und was dann übrig bleibt vom Menschen ist eine Hülle – eine Maske – die der Welt vorspielt:
Ich bin immer souverän, ich habe immer alles unter Kontrolle, ich habe immer alles im Griff.
Es ist das Bild eines übersicheren, roboterhaften Wesens, in dem alle kindlichen Eigenschaften abgestorben sind.
Zum Kind-sein gehört nämlich:
der Spieltrieb,
spontan sein,
im Augenblick leben,
staunen können,
verletzlich sein –
aber auch bedingungslos vertrauen und lieben zu können.
Wenn wir auch dieses alles bewahren und pflegen, wird das Leben erfüllt und reich.
Von Erich Kästner stammt der Satz:
Lasst Euch die Kindheit nicht austreiben!
Das ist sinngemäß das, was auch Jesus meinte:
Werdet wie die Kinder!
Bewahrt euch die Fähigkeit zum bedingungslosen Vertrauen.
Also: Pflegt das innere Kind!
Albert Wieblitz