Hoffnung Schöpfen
Es ist die dunkelste Zeit im Jahr, die wir in den Dezembertagen durchwandern.
Das gilt für manche von uns nicht nur in einem äußeren Sinn.
Viele erfahren sich in der Vorweihnachtszeit dünnhäutiger als sonst.
Druck und Hektik nehmen zu, Einsamkeit wird schmerzlicher empfunden als das Jahr hindurch.
Heimweh stellt sich ein nach einer Zeit, als es leichter war, sich auf die Festtage zu freuen.
Die innere Anspannung wächst und damit die Anfälligkeit für zwischenmenschliche Konflikte.
Wir können uns nicht unbeschwert, wie wir es als Kinder gekonnt haben mögen, auf Weihnachten freuen.
Wir spüren unsere Bedürftigkeit, unser Angewiesensein auf Licht, Ermutigung und Hoffnung.
Tief in uns allen lebt die Sehnsucht nach Geborgenheit.
Vielleicht ist es uns heute gar nicht adventlich zumute, weil der Alltag sich über alles ausbreitet, weil Sorgen an uns nagen, wir müde und leer gebrannt sind.
Wir können trotzdem oder gerade deshalb eine Kerze anzünden und uns behutsamen Licht aussetzen.
Kerzen haben ihre ganz eigene Sprache.
Sie sind Symbole der Hoffnung, dass das Dunkel nicht das letzte Wort haben wird.
Wenn wir eine Kerze anzünden, befinden wir uns in der großen Gemeinschaft derer, die dies auch tun überall auf der Welt.
Unzählige Kerzen brennen Tag und Nacht in Kirchen, in Häusern, auf Gräbern und laden ein, uns innerlich zu verbinden mit allen, die Hoffnung wagen trotz aller Finsternisse, die auf dieser Welt und oft genug auch auf unserem persönlichen lasten.
Wir sind nicht allein auf dem Weg.
Advent hat zu tun mit Erwartung.
Worauf warten wir?
Auf Freude, auf Entlastung, auf Veränderung, auf Begegnungen, die uns ermutigen und beleben, auf Frieden, auf Trost?
Oder sind wir resigniert und wagen die Hoffnung nicht mehr, weil wir so oft schon Enttäuschte waren?
Menschen können nicht leben ohne Hoffnung.
Advent heißt aufbrechen zur Hoffnung, zu einer Hoffnung, die unser ganzes Sein umfasst und alles nur Vorläufige übersteigt.
Hoffnung ist eine Kraft, die wächst, während wir sie mit anderen Menschen teilen.
Antje Sabine Naegeli