Projektleitung:
- Dr. Siegmar Lengauer
Institut für Strafrechtswissenschaften, Abteilung Grundlagen und Wirtschaftsstrafrecht
Der Sammelbegriff „Euthanasieprozesse“ umfasst die justizielle Auseinandersetzung mit NS Euthanasie-Programmen im Rahmen der österreichischen Volksgerichtsbarkeit zwischen 1945 und 1955. In Anbetracht der systematischen Ermordung von tausenden Menschen in Heil- und Pflegeanstalten durch das NS Regime, haben diese Prozesse zu verhältnismäßig wenigen Verurteilungen geführt. Aus historischer Sicht sind die damaligen Verfahren gut dokumentiert: Es sind zahlreiche Vernehmungsprotokolle und Schriftstücke zu unterschiedliche Verfahrensentscheidungen erhalten. Eine strafrechtswissenschaftliche Untersuchung der prozessualen Rechts- und Entscheidungsgrundlagen kann darauf zurückgreifen und dadurch einen wertvollen Beitrag zur historischen Beschäftigung mit den NS Euthanasie-Programmen in Österreich leisten. Dazu wurde an der JKU ein Diplomarbeitsprojekt gestartet, an dem sechs Studierende teilnehmen. Der Fokus liegt auf dem Verfahrenskomplex rund um die Heil- und Pflegeanstalt Hartheim/Niedernhart. Mit Blick auf entscheidende Verfahrensabschnitte wurden sechs Themen konkretisiert, die in eigenständigen Arbeiten behandelt werden. In ihrer Auseinandersetzung mit dieser sensiblen Materie werden die Studierenden von Expert*innen der zentralen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, der Dokumentationsstelle Hartheim und des Oberösterreichischen Landesarchivs unterstützt. Die Arbeiten sollen im Frühjahr 2022 finalisiert und danach in einem Sammelband veröffentlicht werden.